Um ein Fahrzeug auf die Tauglichkeit als Familienauto zu checken, scheuen wir keine Kosten und Mühen. Mit dem Aiways U5 ging es für eine Woche in den Urlaub in die Niederlande. Vollbeladen mit Koffern, Stand-up-Paddle-Board und Lebensmitteln düsten wir gut 400 Kilometer von Hamburg in unser Nachbarland. Dabei wollten wir herausfinden, wie sich das E-Auto aus China unter Volllast verhält, wie es mit der Reichweite und dem Fahrkomfort aussieht. Mit den Ergebnissen sind wir sogar für den Hersteller vor der Kamera gelandet. Hier ist unser Bericht.
Das wir Fans von elektrisch betriebenen Modellen sind, haben wir schon bei den Beiträgen zu anderen Familienautos erwähnt. Um Leistung muss man sich bei fast keinem Neuwagen wirklich Gedanken machen, egal ob Verbrenner oder Stromer. Daher ging es uns auch auf der Testfahrt mit dem Aiways U5 insbesondere um die Alltagstauglichkeit. Trotzdem zuerst einmal ein Optik-Check.
Der Aiways U5 von außen
Die Marke Aiways baut nicht auf hundert Jahre automobile Ingenieurskunst auf, wurde sie doch erst 2017 in China gegründet und aus den Bestandteilen „Ai“ als chinesisches Wort für Liebe und dem englischen „Ways“ für „Straßen“ oder „Wege“ zusammengesetzt. Und somit gab es bei der technischen und optischen Entwicklung der Modelle keine Vorgaben. Das Ergebnis ist ein sportliches und schnittiges Design, welches beim Aiways U5 zwar im weitesten Sinn zur Klasse der SUV gehört, allerdings auf einen allzu wuchtigen Auftritt als geländetaugliches Fahrzeug verzichtet. Die Bezeichnung Crossover-SUV trifft das Modell somit am besten.
Kein Kühlergrill, nur zwei seitliche Lufteinlässe für die Kühlung von Bremsen und Batterie unter den LED-Scheinwerfern sorgen für eine puristische Front und energiesparende Aerodynamik. Ich würde mir eine andere Wagenfarbe als „Aubergine“ bei unserem Testfahrzeug aussuchen. Auch wenn die je nach Sonne und Licht unterschiedlich erscheint. Bis zu sieben Lackkleider stehen zur Wahl, Gletscher Weiß, Electric Blue, Graphit Grau und drei dieser Farben mit schwarzem Dach. Der Fünftürer verfügt bei einer Länge von 4,68 Metern über eine Breite von 1,87 Metern und eine Höhe von 1,70 Metern. Damit ist er ein eher kompaktes SUV. Die versenkten Türgriffe und der kleine Spoiler am Heck vermitteln zusammen mit den durchgezogenen LED-Rücklichtern einen edlen und dynamischen Auftritt.
Varianten
Derzeit stehen zwei Varianten zur Verfügung und das macht die Wahl schön transparant und nicht so unübersichtlich wie bei vielen anderen Herstellern´. Verfügbar sind der Aiways U5 XCITE für 36.677 Euro und der U5 PRIME für 42.567 Euro. Die unterscheiden sich nicht in den Abmessungen oder der Motorleistung, sondern lediglich in der Ausstattung, den Features und den Assistenten. Bei der Premium-Variante gibt’s mehr Farben, ein Panoramadach, größere 19-Zoll-Felgen, Kunstledersitze, Sitzheizung und noch etwas mehr.
Wenn ihr die derzeitige Förderung für E-Autos in Anspruch nehmt, könnt ihr den Kaufpreis deutlich reduzieren und bekommt so für einen schmalen Taler eine ganze Menge Auto. Und nach unserem Urlaub in den Niederlanden können wir bestätigen, dass sich der Aiways U5 auch ziemlich gut als Familienauto macht.
Das Interieur
Im Innenraum zeigt das kompakte SUV seine ganze Stärke, denn ein Platzangebot wie auf der Rückbank des Aiways U5 gibt es bei kaum einem vergleichbaren Modell. Extreme Beinfreiheit sorgen für bequemes Sitzen von großen Menschen und vereinfachen das Handling mit Kindersitzen. Die lassen sich an zwei Isofix-Anschlüssen schnell und sicher befestigen. Und wenn der Hersteller vielleicht beim Händlernetz spart, so ist die Haptik und Wertigkeit des Innenraums auf einem wirklich hohen Niveau. Alles sieht gut aus, es klappert nichts und viele Ablageflächen kommen gerade Familien zugute, denn es gilt immer eine Menge zu transportieren und abzulegen.
Flaschen, Proviant, Bücher und Spielzeug finden zum Beispiel in dem großen Fach unter der Mittelkonsole Platz. Außerdem sind die Türen mit großzügigen Fächern versehen. Und auf Wunsch bekommen die Käufer als Extra auch ein Handschuhfach. Die Vordersitze sind bequem, in alle Richtungen verstellbar und liefern sicheren Halt. Und das unten abgeflachte Lenkrad vermittelt ein wenig Motorsport-Flair im Cockpit.
Konnektivität
Der Aiways U5 hat uns optisch und auch von seinen Fahreigenschaften ziemlich überzeugt. In Sachen Konnektivität zeigte sich aber eine offene Flanke, da erhoffen wir uns bald Nachbesserung. Denn das ganze System ist darauf ausgelegt, über Apple CarPlay mit einem Smartphone verbunden zu werden. Das Entertainmentsystem verfügt über keine Navigation und verlässt sich darauf, dass der Fahrer sein eigenes Gerät anstöpselt. Hier alle Androidnutzer zu vernachlässigen beziehungsweise mit einer wenig verlässlichen Notlösung zu versorgen, ist kaum zu entschuldigen.
Klar lässt sich auch ein Android-Gerät mit einem Kabel oder Bluetooth verbinden und über die App „Easy Connection“ dann bedienen. In unserem Fall war das aber eine wackelige Angelegenheit, weil auch Ablageflächen für ein Handy mit Kabel nicht optimal sind, um im Querformat zu übertragen. Hier ist zu wünschen, dass in Kürze auch die Android-Nutzer berücksichtigt werden.
Kofferraum
So groß wie das Platzangebot auf Vorder- und Rücksitzen, so überzeugend ist auch der Kofferraum. Bei umgeklappter Rückbank wird aus den 496 Litern ein Kofferraumvolumen von 1.619 Litern. Bei uns hat alles für die einwöchige Reise locker im Kofferraum Platz gefunden. Die Ladekabel befinden sich vorne unter der Motorhaube und sind somit beim Beladen im Heck nicht zu berücksichtigen. Eine optional sensorgesteuerte Heckklappe lässt sich ganz einfach per Fußgeste bedienen. Die Klappe lässt sich allerdings nicht besonders weit öffnen, daher müssen Menschen oberhalb von 1,75 aufpassen, sich nicht die Birne zu stoßen.
Fahrverhalten & Verbrauch
Der Hersteller gibt für die Batterie mit 63 kWh eine Reichweite von über 400 Kilometern an, die anhand des derzeit gängigen WLTP-Prüfverfahrens ermittelt wurden. Die Ladezeit von 20 auf 80 Prozent ist mit 35 Minuten angegeben und der Verbrauch soll bei 16,6 bis 17 kWh liegen. 204 PS beschleunigen den Aiways U5 mit einem Leergewicht von 1.700 kg in 7,8 Sekunden auf 100 km/h, die maximale Geschwindigkeit ist mit 160 km/h angegeben.
Und auf der Bahn schlägt sich der elektrische Chinese auch wirklich sehr gut. Das kompakte SUV ist flott unterwegs, verzichtet aber anders als andere Modelle auf „One-Pedal-Drive“. Somit gibt’s auch wenig Rekuperation, also die Rückführung von Energie während der Bremsvorgänge. Der angegebene Verbrauch erscheint trotz verifizierter Prüfung zu hoch. Im Stadtverkehr im Bereich 50 bis 70 km/h können die 350 Kilometer Reichweite mit rücksichtsvoller Fahrweise überschritten werden. Kommt aber die Autobahn dazu und fährt man dort mehr als 110 km/h, dann geht der Akkustand recht rapide nach unten. Bei 130 km/h im Schnitt wackeln selbst die 300 Kilometer mit dem Aiways U5.
Wir konnten zwar tatsächlich in gut 40 Minuten wieder von unter 10 auf über 80 Prozent laden, bei den Schnellladesäulen kamen wir auf einen Ladewert von über 80 kW pro Stunde. Aber etwas mehr Reichweite, gerade auch bei Autobahnfahrten mit etwas höherer Geschwindigkeit, würden den Aiways U5 zu einem noch tolleren Familienauto machen. Immerhin lässt sich der Verbrauch dauerhaft im Display hinter dem Lenkrad ablesen.
Außerdem haben wir eine Elektroautoversicherung von Verti gefunden, die mit Rabatten für E-Autos lockt und darüber hinaus schnell und zuverlässig agiert. Checkt die Seite am besten mal, wenn ihr ein E-Auto zulassen wollt.
Fazit
Mit viel Platz im Innenraum, kompakten Abmessungen und einem flotten Fahrverhalten ist der Aiways U5 ein zukunftsweisendes Familienauto, welches nur in Sachen Reichweite und Konnektivität noch optimiert werden sollte. Gerade bei Autofahrern, die auch Etappen auf der Autobahn abreißen müssen, sollte an den Verbrauchswerten geschraubt werden. Das kompakte SUV ist eine ernstzunehmende Alternative zum Škoda Enyaq oder Volvo XC40 und punktet insbesondere mit einem sehr günstigen Anschaffungspreis unter 40.000 Euro. Dafür wird auf ein Händlernetz verzichtet. Die Wartung läuft über den Partner A.T.U.
Die Ladung lief gerade an den Schnellladestationen recht flott über die Buchse an der Front. Einige der vielen Assistenten für mehr Komfort und Sicherheit scheinen auch noch nicht komplett ausgereift zu sein. Unter anderem die Erkennung von Verkehrsschildern führte zu einigen ungewollten Eingriffen in das Fahrverhalten. Spurhalte- und Parkassistenten erfüllen allerdings verlässlich ihre Aufgaben. Wir sind zuversichtlich, dass sich der Hersteller die Kinderkrankheiten des Aiways U5 bald vornimmt und für Verbesserung sorgt. Denn das Gesamtpaket stimmt. Das zeigt auch der Clip, den wir für zusammen mit Aiways produziert haben.
Mehr Infos zum Aiways U5 findet ihr neben der Website auch bei Instagram und Facebook.