One-Way-Walkie-Talkie war gestern: Die Zeiten von klassischen Babyphones scheinen gezählt, moderne Geräte lassen sich mit dem Smartphone koppeln und können sogar Vital-Parameter anzeigen. Warum das ein großer Vorteil und wann es überflüssig sein kann, haben wir anhand des Owlet Monitor Duo 2 unter die Lupe genommen.
Bevor es ans Eingemachte zum Owlet Monitor Duo 2 geht, ein kleiner Exkurs zu den wichtigsten Eigenschaften eines Babyphones, auf die ihr beim Kauf achten oder über die ihr euch vorab Gedanken machen solltet.
Kauftipps für ein Babyphone
Bevor ihr auf der Suche nach einem technischen Gerät für das Kinderzimmer geht, sind hier ein paar der wichtigen Fragen, die ihr vorab beantworten solltet.
Akku
Babyphones sind viele Stunden im Einsatz. Nicht alle Geräte bieten die Option, von Kabel- auf Akkubetrieb umzuschalten. Achtet deshalb darauf, dass das Kabel ausreichend lang und die Akkus groß genug sind. Generell gilt: Babyphones mit Kamera/Display verbrauchen mehr Energie als ein reines Audio-Gerät.
Art der Übertragung
Während analoge Signale theoretisch relativ einfach abgefangen werden können (bspsw. durch ein Walkie Talkie), sind digitale Signale verschlüsselt. Damit ist ebenfalls auszuschließen, dass ein anderes Babyphone, z.B. das des Nachbarn, “dazwischenfunkt”. Viele Babyphones nutzen den DECT-Standard. Babyphones mit Bild-Übertragung verwenden meist den 2,4 GHz Kanal im Wifi. Achtet darauf, dass es eine Verschlüsselung hat, so die Owlet Camera 2 (128 Bit).
Audio-Erkennung
Verfügt das Babyphone über eine Geräuscherkennung, so springt es nur bei einem bestimmten Lautstärkepegel an. Das ist komfortabel, sonst würde man ein permanentes Grundrauschen hören.
Bewegungs-Erkennung
Manche Geräte lassen sich mit einer Sensormatte verbinden, die Aktivitäten es Babys registriert. Owlet nutzt eine AI, die Bewegungen registriert. Bewegt sich der Säugling für längere Zeit gar nicht, schlägt das Babyphone Alarm.
Raumtemperatur
Eine weitere sehr komfortable Funktion ist ein integriertes Thermometer. Über das Empfängerdisplay lässt sich dann das Klima am Schlafplatz des Babys überwachen.
Zwei-Wege-Audio
Manchmal reicht es schon aus, ein paar beruhigende Worte zu murmeln, damit das Kindchen weiterschläft. Eine Sprechfunktion macht dies möglich. On top gibt es oft noch die Option “Schlaflied per Knopfdruck”.
Nachtsicht
Dieses Feature sollte eigentlich selbstverständlich sein bei einem Babyphone mit Kamera. Dank Infrarotblick lässt sich selbst in einem stockfinsteren Raum noch ein relativ klares Bild erkennen.
Das Owlet Monitor Duo 2 im Test
Das Unboxing dauert eine Weile, weil Owlet ordentlich was in den Karton packt: Neben dem eigentlichen Babyphone, das als Kamera und Basisstation dient, sind ein langes Ladekabel mit Netzteil, der Magnetfuß und ein Wandmontagesatz (Kabelführungen und Wandhalterung) dabei.
Die smarte Socke kommt in Form eines Sensors mit Ladestation, Ladekabel und jeder Menge Strümpfe – je drei Größen für den linken oder rechten Fuß. Nicht nachvollziehbar ist, warum die Kamera einen Micro-USB-Stecker hat und die Ladestation der Socke USB-C.
Bevor es losgehen kann, muss die Owlet-App (für Android und iOS) noch aufs Smartphone gezogen werden. Die Bedienung ist intuitiv und die App führt auf Deutsch durch den Prozess: Profil einrichten, Owlet-Geräte ins WLAN einbinden, fertig.
Auf dem Startbildschirm ploppt die Übertragung zum Owlet Monitor Duo 2 in Echtzeit und HD (1080p) auf. Sofern die WLAN-Verbindung gut und stabil läuft, ist das Bild knackig scharf und gut belichtet. Dank Weitwinkel-Linse (130 Grad) und vierfach optischem Zoom hat man das Geschehen im Kinderzimmer immer gut im Blick. Das gilt auch und vor allem für den Nachtsicht-Modus. Sobald eine gewisse Helligkeit unterschritten wird, wechselt die „Eule“ auf Nachtsicht und zeigt den Bildausschnitt in Schwarz/Weiß.
Mit der Smart Sock alle Parameter im Blick
Wer die Owlet Cam im Paket mit der Smart Sock kauft, kann sein Babyphone in eine waschechte Überwachungsstation verwandeln. Sobald der akkubetriebene Sensor scharf gestellt und im passenden Strumpf am Kinderfuß angelegt ist, zeigt das Smartphone auch Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung an. Die Körpertemperatur kann der Sensor leider nicht messen.
Im Test hat die Smart Sock zuverlässige und glaubwürdige Werte abgeliefert. Aber: Das Kontrollieren dieser Parameter hat einen Hauch von Notaufnahme versprüht. Ich, als Papa, der schon mal mit seiner Einjährigen eine unangenehme Krankenhauserfahrung gemacht hat, bin froh, wenn ich den Herzschlag meines Kindes nicht auf einem Bildschirm überwachen muss.
Es mag aber Szenarien oder gesundheitliche Umstände geben, wo diese Funktion für Eltern ein großer Zugewinn ist. Wer sich beispielsweise sagt: (Ur)Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – der ist mit der Smart Sock gut bedient. Wenn ein Wert den eingestellten Bereich verlässt, schlagen die Ladestation der Socke und die App optisch und akustisch Alarm.
Eine Akkuladung der Smart Sock dauert 90 Minuten und hält locker 12 Stunden. Ist die digitale Socke die ganze Nacht angelegt, spuckt die App am nächsten Morgen eine Auswertung zu Dauer und Qualität des Schlafes aus. Eine nette Spielerei. Frisch gebackene Eltern werden die Schlafqualität allerdings auch an der Tiefe ihrer Augenringe erkennen.
Das große Set des Owlet Monitor Duo 2 hat drei Sockengrößen inklusive; die passen von Geburt an bis mindestens zum sechsten Lebensjahr (Herstellerangabe: bis 25 Kilogramm).
Hightech im Kinderzimmer: KI erkennt Geräusche und Bewegungen
Technik-Lover aufgepasst, die Owlet Cam 2 kann noch mehr: Dank Geräusch- und Bewegungserkennung analysiert ein von Owlet entwickelter KI-Algorithmus das Video und erkennt das Weinen eines Kindes. Neben der Bild-Wiedergabe in Echtzeit bekommen Eltern eine Push-Benachrichtigung. Zeitgleich wird in der App ein 30-sekündiger Clip gespeichert. Dank Videopuffer beginnt die Aufzeichnung schon Sekunden vor dem Aufwachen. So lassen sich mögliche Störquellen ausfindig machen. Die Videos werden nach sieben Tagen automatisch gelöscht, können aber lokal gespeichert werden.
Ein im Vergleich dazu sehr bodenständiges Feature des Owlet Monitor Duo 2 ist der Temperatursensor. Er misst Raumtemperatur sowie Luftfeuchtigkeit und zeigt die Daten (halbwegs realitätsnah) auf dem Home-Bildschirm der App an. Das sind gute Voraussetzungen für einen wohligen Baby-Schlaf. Übrigens: Zirka 18 Grad gelten als die optimale Temperatur im Babyzimmer, passenden Schlafsack vorausgesetzt.
Keine Einbahnstraße: Zwei-Wege-Audio
Mit App und Kamera hören Eltern nicht nur, was im Kinderzimmer abgeht, sondern können auch mit dem Baby sprechen. In der Praxis taugt das höchstens für einen kurzen Tröster, ersetzt (zumindest bei meinem Kleinkind) aber nicht das beruhigende Streicheln mit warmer Hand.
Ganz wichtig: Das Audiosignal der Owlet Cam 2 lässt sich auch im Hintergrund betreiben. Sobald man die App minimiert und beispielweise im Internet surft, bleibt die Tonspur aktiv.
Der mit größte Vorteil des Babyphones von Owlet ist, dass das Bild auf bis zu fünf Endgeräten gleichzeitig angezeigt werden kann. Die Krönung wäre eine Bildwidergabe auf der Smartwatch gewesen, doch das hat weder auf der Apple noch auf der Fossil Watch funktioniert. Vielleicht legt Owlet diese Funktion ja irgendwann nach.
Das könnte Owlet noch verbessern
Das Owlet Monitor Duo 2 ist nahe dran an der Perfektion. Ein bisschen meckern sei jedoch erlaubt, wenn auch auf hohem Niveau: Für Reisen ist die Owlet Cam nicht wirklich geeignet, weil immer eine Steckdose und ein WLAN-Netzwerk in der Nähe sein muss. Eine Powerbank verschafft zumindest für ersteres Problem Abhilfe.
Die Montage an der Wand mit den mitgelieferten Kabelkanälen in ausreichend (für Kinder unerreichbare Höhe) ist dringend empfohlen. Nur so lässt sich sicherstellen, dass die wertvolle Kamera auch an ihrem Platz bleibt. Alles in Greifweite ist für Kinder eine Einladung, die Owlet-Cam aus ihrer Magnethalterung zu reißen und zu bespielen.
Gut ist: Die Magnethalterung ermöglicht ein stufenloses Drehen der Kamera in alle Himmelsrichtungen. Schön wäre: Wenn sich die Kameralinse auch per App schwenken ließe (so wie z.B. das Eufy Babyfon).
Fazit: Alleskönner mit stolzem Preis
Das Owlet Monitor Duo 2 lässt kaum Wünsche offen. Kamera und Socke sind hochwertig verarbeitet, die App ist gut durchdacht und einfach zu bedienen. Die Verbindung in einem dichten WLAN-Netzwerk ist sehr stabil. Auch das Laufen von einem Stockwerk in das andere und „Sprüngen“ innerhalb eines Mesh-Netzwerks bringen die Owlet-App nicht durcheinander.
Mit Features wie Bewegungsmelder, Temperatursensor, Herzfrequenz- und Sauerstoffmessung sind Eltern mit fast allem ausgestattet, was der Markt im Jahr 2022 hergibt. Das hat seinen Preis: Für das Owlet Monitor Duo Plus ruft der Hersteller 499 Euro auf. In der größtmöglichen Kombo sind die Owlet Cam 2, die Smart Sock 3 und drei Strumpfgrößen enthalten.
Wer auf ein paar Extras verzichten kann, bestellt die Owlet Cam 2 ohne smarte Socke. Das drückt den Preis auf 169 Euro.
Mehr Infos gibt es auf der Website des Herstellers.