Auch 2023 veröffentlicht die Bepanthen-Kinderförderung eine Forsa-Umfrage, mit der ein Stimmungsbild aus einem Querschnitt der Familien in Deutschland gezeichnet wird. Viele Eltern erleben aufreibende Zeiten durch die Pandemie, die Energiekrise und den Krieg in der Ukraine. Da verwundert es fast, dass die Mehrheit der Eltern angibt, die eigenen Kinder zufrieden mit sich und ihrem Leben wahrzunehmen. Ebenso geht der Großteil der Befragten davon aus, dass ihr Nachwuchs optimistisch in die Zukunft blickt. Das gilt übrigens nicht für die Eltern selbst, da ist jede:r Vierte eher pessimistisch gestimmt. Die größten Sorgen der Kinder sind nach Meinung der Eltern die Umweltverschmutzung, Krieg und der Klimawandel.
Sobald es um das liebe Geld geht, hört gerade bei Familien der Spaß auf. Und so bringen die steigende Inflation und die erhöhten Energie- und Wohnkosten viele Eltern an den Rand des Machbaren. Vom Familienurlaub mal ganz zu schweigen. Dazu dann noch der kaum aufzuhaltende Klimawandel und der nicht enden wollende Krieg in der Ukraine – derzeit spüren wir den Krisenmodus recht deutlich. Eigentlich waren wir lange Jahrzehnte gewohnt, dass alles verfügbar und sicher ist. Aber dieses Bild ist ins Wanken geraten. Und das macht nicht nur uns Erwachsenen große Angst, sondern führt auch zu Sorgen bei unseren Kindern.
In einer aktuellen, repräsentativen Forsa-Befragung im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung wurde nun herausgefunden, wie Eltern die Situation ihrer Kinder unter Berücksichtigung der anhaltenden Gefährdungen einschätzen. Dafür wurden über 1.000 Eltern gebeten, einzuschätzen, wie zufrieden, vertrauensvoll, ängstlich, sorgenvoll und optimistisch sie ihre Kinder im Alter von sechs bis 16 Jahren erleben.
Eltern schätzen eigene Zukunft anders ein als die der Kinder
Etwas überraschend ist das Ergebnis aus der Umfrage der Bepanthen-Kinderförderung bezüglich der Zuversicht der Kinder, denn allen Krisen und Umständen zum Trotz gehen 86 Prozent der Eltern davon aus, dass ihre Kinder sehr bzw. eher optimistisch in die Zukunft blicken und mit dem Leben voll und ganz bzw. eher zufrieden sind (88 Prozent). Sorgen machen sich unsere Töchter und Söhne weniger aufgrund der aktuellen Bedrohungen, 49 Prozent fürchten die Umweltverschmutzung, 45 Prozent haben Angst vor einem Krieg in Deutschland und 43 Prozent geben den Klimawandel als Bedrohung an. Die Eltern schauen im Gegensatz dazu deutlich düsterer in die Zukunft, denn mit 23 Prozent bewertet etwa jedes vierte Elternteil die eigene Zukunft als sehr oder eher pessimistisch ein.
Hohe Zufriedenheit und Selbstvertrauen der Kinder
Offensichtlich müssen wir uns um das Wohlbefinden und den Glücksfaktor bei unserem Nachwuchs gar nicht so viele Sorgen machen. Denn mit 88 Prozent ist eine riesige Mehrheit der Eltern davon überzeugt, dass ihre Kinder mit ihrem Leben voll und ganz oder eher zufrieden sind. Und auch das Selbstbewusstsein und die Eigenwahrnehmung scheint zu passen. Denn 82 Prozent der Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder sich voll und ganz oder eher so gut finden, wie sie sind. Bei den kleineren Kindern zwischen sechs und acht Jahren glauben das sogar 92 Prozent der Eltern. Dem gegenüber stehen 78 Prozent bei den Kinder im Alter von 15 und 16 Jahren.
Den Aussagen „Meinem Kind bereitet es keine Schwierigkeiten, seine Pläne und Ziele zu verwirklichen“ und „Mein Kind kann für jedes Problem eine Lösung finden“ stimmen mit jeweils 65 Prozent rund zwei Drittel der Eltern in der Umfrage der Bepanthen-Kinderförderung voll und ganz oder eher zu. 59 Prozent der Eltern sind der Meinung, dass ihre Kinder eher nicht oder gar nicht oft Angst haben, Sachen falsch zu machen, und 67 Prozent der befragten Eltern gehen davon aus, dass ihre Kinder eher nicht oder gar nicht häufig an sich selbst zweifeln. Lediglich 16 Prozent der befragten Eltern meinen, ihr Kind fühlt sich manchmal nutzlos.
Ängste der Kinder sind Umweltverschmutzung, Klimawandel und Krieg
Natürlich ist in Krisenzeiten wie diesen aber auch nicht alles rosarot. Die optimistische Grundstimmung wird getrübt durch Ängste der Kinder. Insbesondere die Umweltverschmutzung sorgt für Angst und Unsicherheit. Das geben 49 Prozent der Befragten zu Protokoll, gefolgt von der Sorge vor einem Krieg in Deutschland mit 45 Prozent und dem Klimawandel mit 43 Prozent.
Aber auch fernab der großen Krisen gibt es Sorgen bei unseren Kindern. Immerhin 37 Prozent der Eltern sind der Meinung, ihre Kinder haben große oder eher Angst, dass sie jemand bedrohen oder schlagen könnte. Und nach der Bewertung der Eltern sorgen sich immer noch 32 Prozent der Kinder vor Corona und anderen Pandemien. Etwas weniger bedrohlich ind er Wahrnehmung der Kinder scheinen die schlechte Wirtschaftslage und die Preissteigerungen, mögliche Terroranschläge und eine steigende Armut. Das alles kommt in der Umfrage der Bepanthen-Kinderförderung auf 28 Prozent. Ähnlich sind die Ergebnisse in Sachen Aids, Krebs oder anderen Krankheiten. Die werden von 27 Prozent der Kinder gefürchtet.
Eltern halten Kinder für grundsätzlich vertrauensvoll
Neben der Zufriedenheit und den Ängsten wollte die Bepanthen-Kinderförderung auch herausfinden, wie Eltern das Vertrauen ihrer Kinder in andere Menschen bewerten. Der Aussage „Die meisten Menschen versuchen, sich mir gegenüber fair zu verhalten“ würden nach Einschätzung der Eltern 73 Prozent der Kinder eher zustimmen. Nur wenige (16 Prozent) sind der Meinung, dass ihre Kinder eher glauben, dass die meisten Menschen versuchen, andere auszunutzen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätten.
Hier spielt allerdings auch wieder das Alter der Kinder eine Rolle, denn weniger Vertrauen in die Fairness anderer Menschen haben insbesondere die Eltern der älteren Kinder (15 und 16 Jahre). In Summe gehen mit 56 Prozent über die Hälfte der Eltern davon aus, dass ihre Kinder den meisten Menschen sehr oder zumindest eher vertrauen. Und auch beim Mißtrauen gegenüber Mitmenschen scheint das Alter relevant zu sein, denn die Eltern älterer Kinder schätzen mit 50 Prozent überdurchschnittlich häufig ein, dass ihre Kinder im Umgang mit anderen Menschen eher bzw. sehr vorsichtig sind. Bei den Eltern der jüngeren Kinder zwischen sechs und acht Jahren sind es nur 38 Prozent.
Angst vor der Zukunft? Die Vertrauensstudie 2022
In der hier beschriebenen Forsa-Umfrage geht es um die Einschätzung der Eltern bezüglich der Sicht ihrer Kinder auf die Zukunft und der Zufriedenheit mit sich selbst und dem Leben. Aber inwieweit vertrauen die Kinder selbst in ihre Zukunft? Dieser Frage ging die im Sommer 2022 veröffentlichte Vertrauensstudie von der Universität Bielefeld im Auftrag der Bepanthen-Kinderförderung nach. Die Ergebnisse können hier abgerufen werden.
Über die Bepanthen-Kinderförderung
Die Bepanthen-Kinderförderung setzt sich seit 2008 für Kinder und Jugendliche in Deutschland ein. Im zweijährlichen Rhythmus führt sie gemeinsam mit der Universität Bielefeld Sozialstudien durch, um aktuelle Problemfelder in der Lebenssituation von Kindern und Jugendlichen zu identifizieren – beispielsweise zum Thema Achtsamkeit, Gewalt, Kinderarmut oder Gemeinschaftssinn. Im letzten Jahr veröffentlichte sie die Vertrauensstudie 2022. Die aus den Studien gewonnenen Erkenntnisse fließen in die praktische Kinderförderung des Kinderhilfswerks „Die Arche“ ein.
Hier gibt es vorangegangene Beiträge zur Bepanthen-Kinderförderung.
Titelbild © Ricardo Maruri (Unsplash)