Wir zuhause haben unser Einkaufs- und Essverhalten in den letzten Jahren massiv verändert. Wir sprudeln Leitungswasser, machen Joghurt und Brot selbst, trinken Hafermilch und essen fast kein Fleisch mehr. Niemals würden wir euch bekehren wollen. Da muss jeder den für ihn passenden Weg finden. Wir möchten nur dafür trommeln, dass sich Kinder insbesondere mit Fleischkonsum, Tierwohl und Umweltaspekten beschäftigen. Denn ihre Zukunft hängt maßgeblich davon ab. Aus dem Grund haben wir uns das Buch „Es geht um die Wurst“ vorgenommen.
Meine Tochter ist acht und liest durch das Homeschooling eh gerade sehr viel, meist „Die drei Fragezeichen“. Als ich ihr das Buch „Es geht um die Wurst“ überreichte, erschien es ihr beim ersten prüfenden Blick sehr textlastig. Sie fing aber trotzdem an zu lesen. Und war schnell gefesselt. Immer wieder kam sie mit dem Buch unter dem Arm zu mir und sagte zum Beispiel: „Wusstest Du, dass wir im Laufe unseres Lebens etwa 723 Hühner futtern?“. Oder sie wusste zu berichten, dass der Fleischkonsum von Geflügel sich in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt, der von Rindfleisch sich aber fast halbiert hat. Und das Männer doppelt so viel Fleisch essen wie Frauen.
Das Buch ist gespickt mit vielen wirklich spannenden und zum Teil überraschenden Zahlen. Viele davon machen Angst. Und die wichtigsten Aussagen sind mit leicht verständlichen Grafiken bebildert. Trotzdem ist es nicht so, dass die Autor Christoph Drösser und Illustratorin Nora Coenenberg die Kinder animieren wollen, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Auch mit dieser Ernährungsform setzen sie sich kritisch auseinander und erkennen Nachteile. Außerdem beleuchten sie auch die Unterschiede auf der ganzen Welt und veranschaulichen in Bildern, wie sich der Verbrauch unterscheidet.
Das erste Kapitel „Lust auf Fleisch“ ist also Schlaumeier-Content mit vielen Zahlen und Infos, die auch mir einige „oha“-Effekte beschert haben. Zum Beispiel die Info, dass ein durchschnittlicher Arbeitnehmer 1970 rund eineinhalb Stunden arbeiten musste, um ein Kilo Schweineschnitzel kaufen zu können. Heute ist der Wert bei 23 Minuten. Ein Zeichen für das massive Sinken der Fleischpreise, bezogen auf das Einkommen. Das Buch klärt auf, ob Fleisch gesund ist und wie unsere Ernährungspyramide optimalerweise aussieht.
Das nächste Kapitel widmet sich den Tieren. Passt Tierliebe mit dem Verzehr von Fleisch zusammen? Wie werden Tiere heute gehalten? Von 200 Millionen Nutztieren sehen nur wenig das Tageslicht. Und natürlich hat das mit dem Bauernhof aus dem Kinderbuch nicht mehr viel zu tun. Das Buch beleuchtet aber auch, was denn die Tiere überhaupt fressen, wie Medikamente eingesetzt werden und was das Bio-Siegel für das Tier bedeutet. Und nicht zuletzt wird auch kurz beschrieben, wie ein Schlachthof funktioniert und wie die Tier dort hingelangen.
Ein weiteres Kapitel widmet sich dem Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Umwelt. Wieviel Wasser wird für die Produktion eines Würstchens benötigt? Wo landen die Ausscheidungen der Tiere? Trägt unser Fleischkonsum wirklich zur Erwärmung der Erde bei? Und warum ist Veggie gar nicht immer besser? Und wieviel Platz wird gebraucht, um Tiere zu züchten?
Die kleinen Leser bekommen zum Schluss wertvolle Tipps für ein bewussteres Verhalten. Welche Siegel sind wichtig? Und warum landet immer noch so viel Fleisch im Müll? Wie wird Fleischersatz entwickelt und an was arbeiten Forscher in den Laboren? Warum essen andere Länder viel mehr Insekten? Und wieviel Fleisch sollte ich denn nun am besten essen?
Fazit
Meine Tochter fand das Buch super. Es ist gespickt mit interessanten Infos, vermittelt aber nie den erhobenen Zeigefinger. Und tatsächlich haben wir die meisten Kapitel gemeinsam gelesen. Denn ich finde auch wichtig, sich als Eltern mit diesen Themen immer wieder zu befassen. Und so verspreche ich den Lesern von „Es geht um die Wurst“ auf jeden Fall ein paar neue Erkenntnisse und wertvolle Tipps für einen besseren Umgang im Einkauf und Verzehr von Fleisch.
Das Buch ist Anfang 2021 im Gabriel Verlag erschienen und kostet derzeit gut investierte 14 Euro für 112 wirklich interessante Seiten.