Bücher für Väter

Buchtipp: „Glücklich als Paar, glücklich als Familie“ – Interview mit Autoren

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Die meisten Bücher, die sich an Mütter und Väter richten, befassen sich hauptsächlich mit der Erziehung und dem Verhalten gegenüber den Kindern. Dabei sind die Eltern ja auch nach der Geburt eines Kindes immer noch ein Paar mit der Aufgabe, eine für beide Seiten erfüllende Beziehung zu führen. Dabei geht es um Vertrauen, um Zusammenhalt, um Romantik, um Sex und um intensive Momente. Um genau diese Themen dreht sich auch das Buch „Glücklich als Paar, glücklich als Familie“ von Dr. Ludwig Spätling und Helmut Flecks. Die Experten rücken die Eltern in den Fokus. Grund genug, mal nachzufragen und mehr zu erfahren.

Das Gespräch mit den beiden Autoren führte Julia Meyn von monopolisten.org. Zuerst stellen wir euch aber die beiden Autoren vor, denn schon an deren Vita und Erfahrung wird deutlich, dass es sich um Experten rund um Partnerschaft und Familie handelt.

Prof. Dr. Ludwig Spätling

Autor Ludwig Spätling ist Professor für Geburtshilfe und Frauenheilkunde. Bis 2014 war er als Direktor der Frauenklinik im Klinikum Fulda im Einsatz. Mit dem Fokus auf jungen Familien hat er vor über 20 Jahren die Familienschule Fulda sowie die Deutsche Familienstiftung gegründet. In seinen Veranstaltungen und Seminaren hilft er den Eltern, auch als Paar zu wachsen und mit einer vertrauensvollen und wertschätzenden Kommunikation den Grundstein für das Beziehungsglück zu legen. Denn eine glückliche Partnerschaft wirkt sich nicht nur auf das eigene Wohlbefinden aus, sondern es stärkt auch die Gesundheit und Zukunftsperspektive der gemeinsamen Kinder.

Dipl.-Psych. Helmut Flecks

Autor Helmut Flecks ist Psychotherapeut und Coach. Bereits seit 1996 betreibt er eine Praxis in Fulda. Mit seinem Team und auch im Sparring mit seiner Frau Katja bietet er Therapien für Paare und Einzelpersonen an. Darüber hinaus bildet er Psychotherapeuten aus, ist Supervisor für Kliniken und spezialisiert auf Paar- und Familientherapie. Sein Ziel ist es, dass Paare mit einer stabilen Liebesbeziehung die Basis für turbulente und schwierige Zeiten schaffen. Und die wird durch ein Kind sehr oft entstehen. Dazu steht er neben den Paarseminaren auch bei Vorträgen auf der Bühne. Er plädiert dafür, die Unterschiedlichkeit beider Partner nicht zum Streitthema werden zu lassen, sondern als Ausgangspunkt für Vielfalt und Zufriedenheit anzusehen.

Die Autoren Helmut Flecks und Dr. Ludwig Spätling // © Walter M. Rammler

Und hier sind nun die Fragen und das Interview mit den beiden Autoren:

Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

LS: Um eine gute Partnerschaft zu leben und Kindern eine gute Entwicklung zu ermöglichen, ist viel Wissen nötig, das in unserer Gesellschaft kaum vermittelt wird. Da besonders junge Paare sehr optimistisch sind und wenig Zeit haben, einen Partnerschaftskurs zu besuchen, wollte ich eine Abendveranstaltung auf die Beine stellen, in der das wichtigste Wissen so präsentiert wird, dass man es nicht mehr vergisst. Und so habe ich das Psychologen-Ehepaar Katja und Helmut Flecks gefragt, deren Schwerpunkt die Paartherapie ist, ob sie dabei nicht mitmachen wollen. Aus dieser Zusammenarbeit ist nun ein Buch entstanden.

Wer sollte Ihr Buch lesen?

LS: Für jeden, der nicht allein leben will, hält das Buch viel Wissen bereit Denn unser Werk hilft dabei, eine Partnerschaft jedweder Ausgestaltung besser zu leben. Es wäre schön, wenn es insbesondere die Paare lesen würden, die ihre Partnerschaft gerade planen. Denn zu Beginn werden die Weichen für eine glückliche Partnerschaft gestellt. Am Anfang besteht die gute Möglichkeit, sich einig zu werden über gemeinsame Ziele, ob und wann Kinder dazu kommen sollen, wer wann in Elternzeit geht, wie das Finanzielle geregelt werden soll und was es noch alles zu bedenken gibt. Dabei beugt Reden und offene Worte möglichen späteren Konflikten vor. Ähnlich sinnvoll ist die Lektüre bei Veränderungen der Partnerschaft wie zur Geburt.

Welche drei Top-Ratschläge gibt’s für Paare und Familien, um glücklich zu werden oder es zu bleiben?

LS: Liebe ist ein Geschenk, an dem man immer arbeiten muss, um es zu erhalten. Achtung und Toleranz sind dafür wesentliche Elemente.

HF: Partnerschaft entwickelt sich in der Auseinandersetzung. Hierfür sind emotionale sowie körperliche Hingabe und vollständige Kommunikation die wesentlichen Komponenten.

Warum ist vollkommene Harmonie selbst in einer gut funktionierenden Partnerschaft eine Illusion?

HF: Weil vollkommene Harmonie, sollte es sie denn tatsächlich geben, Entwicklungsstillstand bedeuten würde. Wir nennen das „gemütliches Elend“.

Warum wäre es falsch, wenn vom Partner nichts erwartet wird?

HF: Partnerschaft ohne Erwartung an den Anderen ist nicht möglich. Wenn wir unsere Erwartungen nicht mitteilen, wissen die Anderen nicht , was sie liefern sollen. Orientierungslosigkeit und Enttäuschung sind die Folge.

Im Buch werden die „Pain Points“ einer Beziehung erwähnt. Was sind dafür Beispiele und wie sollten Paare damit umgehen?

LS: Es gibt immer Punkte, an die der Partner:in nicht erinnert werden möchte, die verletzen oder kränken. Hier muss man lernen, „in die Schleife zu sprechen“, wie ich gern sage. „Erst denken, dann reden“ hilft, Verletzungen so gering wie möglich zu halten.

HF: „Pain Points“ sind in der Partnerschaftsentwicklung nicht zu verhindern. Wichtig ist, Verletzungen nicht zu verleugnen und das, was geschehen ist, von beiden Seiten anzuerkennen. Manchmal ist Ausgleich für ein nicht-partnerschaftliches Verhalten sinnvoll. Wichtig ist, das Erlebte als Erkenntnisgewinn zu werten und anzuerkennen, was nicht für die Partnerschaft funktioniert.

Im Streit fallen oft Worte wie „Immer, nie, ständig, dauernd“. Was steckt dahinter?

HF: Mit Absolutismus signalisieren wir einen Kampfmodus. Wir beziehen eine Extremposition und Verurteilen damit quasi den Anderen oder uns selbst. Das verhindert eine konstruktive Auseinandersetzung.

Warum leiden Familien von heute scheinbar unter einer höheren Belastung als früher?

LS: Vor Jahren war die Familie noch patriarchalisch strukturiert, damit waren viele Entscheidungen relativ einfach. Das hat sich glücklicherweise geändert. Heute muss zum Wohle des „Kleinunternehmens Familie“ mit dem Wissen beider Partner der richtige Weg in einer zunehmend komplexeren Welt gefunden werden. Das kann schon belastend sein.

HF: Die Gesellschaft ist im Wandel. Teil dieses Wandels ist ein verändertes Geschlechterrollen-Verständnis, dafür gibt es in der Generationsfolge noch keine Vorbilder. Dies bringt auch in Familie und Partnerschaft neue Herausforderungen mit sich. Ich würde es als Veränderung nicht als höhere Belastung beschreiben. Um auf diese Veränderung sinnvoll zu reagieren, empfehlen wir unser Buch.

Warum achtet unsere Gesellschaft so sehr auf das Verhalten von Müttern?

LS: Kinder haben in den meisten Familien einen hohen Stellenwert. Und alle meinen mitreden zu müssen. Da immer noch Mütter die meiste Erziehungsarbeit schultern, haben sie sich auch mit den meisten Ratschlägen auseinanderzusetzen. Wir raten zu mehr „Bauchgefühl“, Selbstbewusstsein und Konstanz.

Im Buch gibt’s Tipps für die Handhabung finanzieller Aspekte bei Paaren. Was ist zu empfehlen?

LS: Für mich ist wichtig, dass unabhängig von der Berufstätigkeit jeder sein persönliches Konto hat, aus dem Persönliches finanziert wird. Gemeinsam sollte man überlegen, mit wieviel Geld das gemeinsame Haushaltskonto bestückt wird und wieviel man für größere Anschaffungen, Urlaub etc. auf einem Sparkonto parkt. Schon allein die gemeinsame Planung bereichert die Beziehung.

HF: Aus meiner Sicht ist es das Wichtigste, offen über Geld zu sprechen. Häufig gibt es in der Herkunftsfamilie der Partner:innen offene oder verdeckte Konflikte im Umgang mit Geld, welche diese Offenheit erschweren. Wir haben im Buch zwei mögliche Modelle beschrieben, die als Anregung dienen.

Warum hat Geld so ein hohes Konfliktpotential auch wenn man sich liebt?

LS: Eigenes Geld – und wenn es nur ein wenig ist – bedeutet in gewissem Maße Freiheit, die besonders die emanzipierte Partnerin nach dem Ende des Patriarchats auch in der Partnerschaft beansprucht. Selbst wenn Männer oft immer noch mehr verdienen als Frauen, müssen beide gleichberechtigt die größeren finanziellen Entscheidungen treffen. Und für kleine Anschaffungen, z. B. eine Tasse Cappuccino, möchte man sich nicht rechtfertigen müssen. Wird die Freiheit zu stark eingeschränkt, kann auch die große Liebe leiden.

HF: Geld hat Symbolcharakter, der durch die Zählbarkeit leicht objektivierbar scheint. Macht, Gerechtigkeit, Abhängigkeit etc. werden hier oft mit transportiert und hineininterpretiert. Zudem ist Geld immer noch ein gesellschaftliches Tabuthema, was die Orientierung an Modellen in Partnerschaft und Familie erschwert.

Vielen lieben Dank für das spannende Gespräch, Herr Prof. Dr. Spätling und Herr Flecks.
Und ihr, liebe Leser, findet hier weitere Bücher für Väter und hier noch mehr Interviews.

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