Ab und zu stellen wir Euch hier spannende Bücher für Papas vor. Uns ist klar, dass Kerle nicht so richtig viel und gern lesen und das es insbesondere Vätern oft an der Zeit fehlt. Gerade trockene Ratgeber kommen bei Euch nicht besonders gut an. Wenn ein Buch aber unterhaltsam geschrieben ist, dem Leser kleine Häppchen präsentiert, Inspiration liefert und sich auch noch intensiv mit der Vaterrolle auseinandersetzt, ohne den Zeigefinger zu heben, dann passt das super zu Daddylicious. Und ist uns daher auch eine echte Empfehlung wert. So wie das Buch „NeuseeSohnland“ von Andreas Seltmann.
Kürzlich habe ich über den Daddyblogger-Kosmos den Autor Andreas kennengelernt. Obwohl der gar nicht vom Bücher schreiben lebt, sondern kürzlich mit NeuseeSohnland sein erstes Werk veröffentlicht hat. Wir haben lange telefoniert und der Funke sprang sofort über. Denn nicht nur als Whiskeytrinker, Biker und Bartträger hat er einiges zu berichten, sondern auch durch eine berufliche Neuausrichtung und dem Start in die Selbstständigkeit. Mit Anfang 50. Seine Story hat er in einem Gastbeitrag auf meinem Magazin NOT TOO OLD zusammengefasst. Hier geht es nun aber um sein Buch NeuseeSohnland.
Trip mit dem Sohnemann
Vor vier Jahren eröffnete ihm sein Sohn Tim, dass es in der Schule gerade nicht so richtig rund läuft und er die weiterführende Schule verlassen muss. Das sind ja oft die Momente, in denen die Väter das Ruder übernehmen und versuchen, die Dinge – und Kinder – mit Strenge wieder auf Kurs zu bringen. Bei Andreas war das Ergebnis, dass er sich recht spontan dazu entschied, mit seinem Sohn für einen Monat ans andere Ende der Welt zu verschwinden. 30 Tage Neuseeland, 3.700 Kilometer abreissen und dabei 24 Stunden am Tag zusammen sein – das war in vielerlei Hinsicht eine neue, prägende und so erzählenswerte Erfahrung, dass Andreas diese Erlebnisse in ein Buch verpackt hat.
Bei NeuseeSohnland handelt es sich aber viel weniger um einen Reiseführer für Neuseeland, sondern vielmehr um die Gedanken und Geschichten eines Papas. Es könnte für Euch eine Blaupause sein, die natürlich auch auf Töchter und jeden anderen Fleck der Welt zu übertragen ist.
Briefform
Am Telefon erzählte mir Andreas, dass für ihn schon früh feststand, die Erlebnisse der Tour in ein Buch zu verpacken. Allerdings wusste er anfangs noch nicht, in welcher Form man so eine Reise verarbeiten kann. Inspiriert von einem anderen Werk entschied er sich für die Briefform. Und das war eine clevere Entscheidung. Denn so gibt es kurze Kapitel, die aus insgesamt 31 Briefen an verschiedene echte und fiktive Personen bestehen und somit auch immer andere Schwerpunkte und Inhalte haben. Zu Beginn schreibt er an seine Frau und auch direkt an seinen mitreisenden Sohn Tim. Später folgen Briefe an einen bereits verstorbenen Freund, an die Tochter, den Studienkumpel, den Opa und auch ein paar Fantasie-Empfänger.
Er beschreibt, was er mit Sohn Tim erlebt und wie sie auf den Spuren von „Herr der Ringe“ besondere Orte besuchen. Er schreibt aber auch über die Gespräche, die die beiden unterwegs geführt haben. Und dann offenbart er auch seine Gedanken zu seiner Vaterrolle, zu viel Arbeit und dem schwierigen Spagat zwischen dem Job und der Familie. Und auch wenn nur die wenigsten von Euch wohl bisher mit einem fast volljährigen Kind einen vergleichbaren Trip unternommen haben, so liefert das Buch viele schöne Geschichten und Themen, die zum Nachdenken anregen. Die kleinen Sprüche und Weisheiten zwischen den Kapiteln braucht es meiner Ansicht nach gar nicht, denn das Spannende sind die Briefe selbst.
Klitzekleine Kritik
Ich schreibe nun schon selbst über sieben Jahre für Daddylicious, für Zeitschriften und auch für andere Blogs und Magazine. Und trotzdem bewundere ich die Leute maximal, die ein Buch an den Start bringen. Da fehlt mir selbst bisher die Idee und das Konzept, um zu starten. Daher zuerst einmal ganz fette Props an Andreas, seine besondere Reise in gedruckter Form zu veröffentlichen. Ich habe das wirklich gern gelesen. Nur zwei Dinge sind mir dabei aufgefallen: die Briefform macht es kurzweilig, aber manchmal auch etwas gekünstelt. Denn dem Leser wird schnell klar, dass es diese Briefe nicht wirklich geben würde, sondern das sie nur als Stilmittel genutzt werden, um die Reise zusammenzufassen.
So wie zum Beispiel der Abschnitt der ersten Nacht außerhalb eines Campingplatzes, die einem alten Freund erzählt wird. Aber klar, wer sich für so eine Erzählform entscheidet, der muss dann auch sehr viele Empfänger finden und alles Erzählenswerte darin verpacken.
Und der zweite kleine Kritikpunkt ist die zum Teil sehr pathetisch erscheinende Vater-Sohn-Geschichte. Klar ist der Vater ein wichtiges Vorbild für den Sohn. Aber eben auch für die Tochter. Da würde ich heute keine Unterschiede mehr machen.
Bei NeuseeSohnland wirkt es manchmal, als wolle Andreas nun an seinen Sohn weitergeben, wie er das Mammut zu erlegen hat. Ich würde mir aber wünschen, dass er eine vergleichbare Tour auch mit seiner Tochter unternehmen würde. Das würde ich als Vater eines Mädchens nämlich auch wirklich gern mal machen.
Fazit zu NeuseeSohnland
Mich hat das Buch aus verschiedenen Gründen sehr begeistert. Zuerst einmal sind Andreas und ich ähnlich alt und immer noch daran interessiert, Neues kennenzulernen. Außerdem halte ich ihn für einen engagierten Papa mit vernünftigen Ansichten. Und um den Trip nach Neuseeland beneide ich ihn. Sowas möchte ich mit meiner Tochter später auch mal erleben.
- Seltmann, Andreas (Autor)
Sein Buch hat er durch die Briefform in viele kleine Kapitel eingeteilt, daher kann man jederzeit eine Pause machen und dann weiterlesen, ohne den Faden zu verlieren. Seine Art zu schreiben ist nicht wortverliebt hochgestochen, sondern eher einfach und leicht verständlich. Ähnlich der Form, die wir hier bei uns im Magazin auch nutzen. Vielmehr geht es ja aber um den Inhalt. Und der ist ein toller Mix aus Reiseerlebnissen, Anekdoten, Ansichten zur Vaterrolle und der intensiven Nähe zu seinem Sohn. Daher ist NeuseeSohnland eine echte Leseempfehlung an eigentlich jeden Papa. Bald ist ja Weihnachten…