Wem möchte ich diese Lektüre denn bloß als erstes empfehlen? Den eier- und eierstocklosen Politikern, die es geschafft haben, dank ihrer familienunfreundlichen Politik die Geburtenrate in Deutschland auf ein neues Rekordtief zu senken? Oder den zweifelnden Paaren, die sich noch nicht sicher sind, ob sie ein Kind setzen wollen? Dann wissen sie schon jetzt, welche Umstände sie erwarten. Oder den jungen Eltern, um ihnen zu zeigen: „Ihr seid mit eurem Kummer nicht allein!“. Wahrscheinlich macht es Sinn, wenn einfach alle dieses Buch lesen. Also, „Seid fruchtbar und beschwert Euch!“
Man kann schon auf den ersten Seiten erkennen, dass sich der Autor Malte Welding intensiv mit der Vaterschaft auseinandergesetzt hat. Das Titelbild wird dem Inhalt des Buches dabei leider nicht wirklich gerecht. Aber vielleicht will er auch nur damit schon zum Nachdenken anregen. Das gelingt ihm nämlich mit fast jeder der gut 200 Seiten. Nach und nach pflückt er alles auseinander, was auf junge Familien in Deutschland zukommt. Seine Beschreibungen würzt er mit einer Prise Ironie. Das tut gut, denn ansonsten ist das manchmal schon recht harter Stoff. Weil Deutschland eben nicht familienfreundlich ist und er uns detailliert erzählen kann, warum es genau so ist.
Da ist zum einen das Umfeld oder die Gesellschaft. Viele reagieren auf die Meldung, ein Kind bekommen zu haben, mit der Antwort „Selbst Schuld“. Als hätte man seine Freiheit aufgegeben, sich freiwillig geknechtet und würde ab nun das Leben eines Aussätzigen führen. Vielleicht sieht man nach einer schlaflosen Nacht tatsächlich mal aus wie ein Zombie. Aber das Glück über das eigene Kind hebt das vielleicht ein Stück weit auf.
Zurück zum Buch von Malte Welding. Es geht um antiquierte Einstellungen in Sachen Mama, um die Vaterrolle und Gleichberechtigung, um Probleme mit dem Job, um Väter und den Geschlechterkrieg. Zusammengefasst also greifbare Aspekte, die einen als junger Vater – und Mutter – umtreiben und beschäftigen. Ursachen für immer weniger Nachwuchs liegt aber auch in den Köpfen jedes einzelnen Menschen. Die lange Suche nach dem perfekten Partner, die mangelnde Bereitschaft, seinen Lebensstil aufzugeben sowie erwartete berufliche Einschränkungen sorgen oft dafür, dass der „richtige Moment“ für ein Kind immer weiter nach hinten verschoben wird. Und wenn es dann endlich mit fast 40 soweit sein soll, klappt es natürlich auch nicht immer wie gewollt.
Diese ganzen Ratgeber erwecken natürlich den Eindruck, die Sache sei kompliziert…
Malte Welding
Malte Welding sind aber auch andere Sachen aufgefallen. Zum Beispiel die Sache mit dem erhobenen Zeigefinger. Wer ein Kind bekommt, der will alles richtig machen. Und anstatt sich auf Intuition und gesunden Menschenverstand zu verlassen, lesen junge Eltern Ratgeber über Ernährung, Geburt, Stillzeit und das korrekte Wickeln. Das erweckt den Eindruck, die ganze Sache „Kind“ sei wahnsinnig kompliziert. Und am Ende erklärt sich das meiste dann zum Glück doch von selbst.
Am Ende kriegt Malte Welding dann wieder den Bogen und schließt mit dem Kapitel „Kinder sind das nächste große Ding“. Denn nichts ist so schön wie das Vater sein. Allen Problemen und Einschränkungen zum Trotz ist nichts so schön wie Dein Kind, welches um 5 Uhr in Dein Bett klettert und sich zum Weiterschlafen ankuschelt. Auch, wenn Du dann wach bist. So ist das nun mal. Und es ist toll.
Wenn Ihr Lust auf ein toll geschriebenes und unterhaltsames Buch habt, dann kauft Euch „Seid fruchtbar und beschwert euch!“ und lasst Euch unterhalten, aufklären, bestätigen und zum Nachdenken anregen. Wenn alle das tun, wird es vielleicht besser in Sachen „Kinderfreundliches Deutschland“.
- Welding, Malte (Autor)