Nach Teil 1 hier nun: F*** ME I´M FATHER – TEIL 2
Der passende Zeitpunkt – gibt es diesen überhaupt?
Der Zeitpunkt der Elternzeit war ganz bewusst so ausgewählt. In meinem Freundeskreis gibt es bereits zwei Fussballmannschaften an Nachwuchs und für viele war die Zeit nach den ersten Monaten des Schlafen-Trinken-Schlafen-Trinken-Rhythmus die spannendste. Ab Monat fünf fangen die Kleinen an, Mama, Papa und die Welt zu entdecken. Ich habe diese Zeit ein Jahr zuvor bei einem Freund in Portugal miterlebt und es war klar, dass Projekt Elternzeit auf die gleiche Entwicklungsphase von Klein-Bourichter zu legen.
Es ist die beste Zeit! Ich wurde jeden Morgen mit einem Lächeln begrüßt und ich konnte miterleben, wir die Zähne eins bis drei sich zeigten, alles Mögliche in den Mund gesteckt wurde, der Hund des Nachbarn aufmerksam begutachtet wurde, Sand und das erste Glas Karotte schmeckt, wie die Augen beim Anblick des Meeres aufgerissen wurden und kam in den Genuss einer gemeinschaftlichen Siesta. Ich bin froh dabei gewesen zu sein und ja, es gibt den perfekten Zeitpunkt.
Zurück zur Insel! Bevor es losgeht, sei eines noch anzumerken: Wer meint, auf dieser Insel in der blauen Stunde den Kinderwagen Richtung Sonnenuntergang zu schieben, der ist falsch gewickelt. Abseits der Strandpromenade (sehr nett zum Beispiel in Sta. Eularia) oder der Stadt- bzw. Dorfkerne ist an ein Spaziergang nicht zu denken, denn die Straßen sind schmal, Bürgersteige gibt es nicht und auch die Fahrweise vieler Mietwagen-Piloten oder Einheimischen lassen eine entspannte Ausfahrt nicht zu.
Der Kinderwagen wird sowieso auf eine harte Probe gestellt, denn die Wege zu den Stränden oder zum Parkplatz in der Nähe der Strände lassen bereits die Stoßdämpfer der Autos unter Volllast arbeiten. Wir waren mit einem bugaboo cameleon bestückt, der in diesem Fall wirklich gute Arbeit leistete und mit der Strandbuggy-Funktion einige neidische Blicke auf sich zog. Wo wir bei den Stränden wären…
Schöne Strände auf Ibiza
Cala Nova
Nun, unser allmorgendlicher Startpunkt liegt in Nordosten der Insel und es lag uns fern, mit Kind und Strandmuschel einen weiten Weg zurück zu legen, um ein paar Stündchen am Strand zu verweilen. So einem kleinen Racker mit fünf Monaten ist dann auch mal schnell langweilig, das Licht zu grell oder der Sand in den Ritzen zu nervig – an ein ausgedehntes Sonnenbad ist also nicht zu denken. Wirklich gut zu erreichen und kinderfreundlich ist die Cala Nova. Das Wasser ist sehr gut, so gut wie keine Strömung und es liegt sich dort nicht wie in der Fischkonserve. Denn das kann in der Hauptsaison schon mal der Fall auf Ibiza sein.
Es gibt zwei, drei Strandlokale, die sandfreies Wickeln ermöglichen und das Personal hat auch für weitere Befindlichkeiten junger Eltern ein offenes Ohr. Das ist hier in Spanien eh der Fall. Man erreicht die Bucht ganz einfach vom kleinen aber feinen Örtchen Sant Carles de Peralta aus. An der Bar Anita, dem Urgestein der Poststationen mit Restaurant, von Santa Eularia aus rechts abbiegen und immer der Straße folgen. Vor der kleinen Autowerkstatt rechts ab und der Beschilderung folgen.
Cala Llenya
Die Perle der kinderfreundlichen Buchten liegt ganz in der Nähe der Cala Nova und ist ebenfalls ausgeschildert. Eine wirkliche Bucht mit einem 150m tiefen Sandstrand, der auch eine Partie Beachvolleyball oder Frisbee aufgrund der Weitläufigkeit erlaubt. Das Wasser ist klar und sehr flach, so dass dort viele Kinder auf ihre Kosten kommen. Links an dem kleinen Ausleger lässt sich wunderbar schnorcheln und die kleine Strandbude sorgt für kalte und heiße Getränke sowie für eine kleine Zwischenmahlzeit.
Hunde sind nicht erlaubt, was uns den Gang zur Bucht immer ein wenig erschwert, folgen uns doch die beiden kleinen Kläffer des Nachbarn auf Schritt und Tritt. Dieser Strand wird vom roten Kreuz bewacht. Ich denke, einer der unspannendsten Baywatch-Jobs der Welt. Hier ist auch in den Spätsommer-Monaten noch ausreichend Sonne während bei den meisten Stränden in dieser Gegend relativ früh mit Schatten zu rechnen ist. Besonders zu erwähnen ist der Flohmarkt, der jeden Sonntag auf dem Gelände des Restaurante Cala Llenya stattfindet. Inklusive Flohzirkus!
Aiguas blancas
Das vielleicht klarste und schönste Wasser der Insel. Den Karibik-Flair gibt es aber nur mit einem beschwerlichen Abstieg mit anschließendem schweißtreibenden Aufstieg. Wer einmal fünfzehn Minuten einen Maxi Cosi mit Kind den Berg hochgeschleppt hat, der weiß wovon ich spreche. Die 27 Grad und die Sonne lasse ich mal außen vor. Wer es trotzdem wagt, der wird belohnt! Denn der Strand ist einmalig und zwei vorgelagerte Felsen im Wasser laden zum Schnorcheln, Klettern und Springen.
Man kann sich zwischen der ruhigeren linken Seite entscheiden, an der auch einige Freunde der Freien Körperkultur zu finden sind oder man bewegt sich rechts in Richtung der kleinen aber feinen Strandbude Chiringuito (nicht das weiß-blaue Restaurant), an der man zu Reggae-Sound ein Bierchen schlabbern oder sich eines der richtig guten Sandwiches einverleibt. Mit Kind sollte man allerdings die direkte Nähe zur Bude meiden. Hier finden täglich die inoffiziellen Beachball-Meisterschaften statt und durch den schmalen Strand kann schon mal der eine oder andere Ball neben dem schlafenden Kind einschlagen.
Alles nicht dramatisch, aber es ist der eigenen Beach-Life-Balance nicht zuträglich. Das Parken oberhalb der Bucht kostet drei Euro, direkt vor der Auffahrt ist noch ein kleiner kostenfreier Parkplatz, der aber oft schon voll belegt ist. Die Strandbude an sich hat noch eine Zufahrt, zu der man über eine vorherige Stichstraße rechter Hand kommt. Aber ohne Vierrad-Antrieb und hüfthoher Bodenfreiheit ist an eine Zufahrt nicht zu denken. Die Ölwanne wird es Euch danken.
Es gibt noch viele weitere Leckerbissen an Ibizas Küste, aber wir sind ja hier nicht in einem Reiseführer-Portal. Lecker Essen gibt es dann in Kürze in Teil 3. Stay tuned!