Seit vielen Jahren erhöht sich die Zahl der alleinerziehenden Mütter und dieser Trend wird sich wohl nicht ändern, da die Scheidungsquote mittlerweile bei fast 50 Prozent liegt. Viele Kinder haben oft keinen oder kaum Kontakt zum Vater. Nun kann eine Mutter aber nicht die Vaterrolle komplett übernehmen. Das trifft vor allem auch die Jungen hart – vielleicht sogar stärker als die Mädchen. Es fehlt einfach der männliche Aspekt und die männliche Bezugsperson in der mütterlichen Erziehung.
Mittlerweile sind viele Jungs zu erwachsenen Männern herangereift. Welche Auswirkungen auf das emotionale und seelische Leben die alleinige Erziehung der Mutter und der fehlende Kontakt zum Vater auf die jungen Männer hat, weiß Marius Bundt, Experte für spirituelles und energetisches Coaching für Männer. Seine Gedanken dazu teilt er gerne im folgenden Gastbeitrag mit allen Interessierten.
Frühe Probleme
Beide Elternteile sind essentiell für ein heranwachsendes Kind. Wenn der Vater fehlt und die Mutter alleinerziehend ist, wird sie zwangsläufig beide Rollen übernehmen müssen. Sie muss die Rolle des verlorenen Vaters spielen, was aber gar nicht möglich ist, da die Mutter niemals eine Identifikation mit einem männlichen Wesen verursachen kann. Ein Junge braucht einen Vater, damit ein Herumtoben, Raufen und sich Messen mit einem männlichen Part gegeben ist. Dadurch lernen die kleinen Jungs, dass sie ganz normal und nicht etwa ungewöhnlich in diesem Drang sind.
Dem Jungen wird so widergespiegelt, dass er nicht alleine ist. Er fühlt sich als männliches Wesen akzeptiert und auch verstanden, wodurch er sich in der Folge auch mit sich selbst identifizieren kann und seine Rolle in der Welt akzeptiert. Fehlen diese Elemente, wird die gesamte weitere Entwicklung massiv gestört.
Weitere Entwicklungen
In der Pubertät ist ein Junge ohne Vater in der Regel verhaltensauffälliger, als es ein Gleichaltriger mit Vater zu Hause ist. Gerade in dieser Zeit, in der Grenzen ausgetestet werden, Experimente stattfinden, die Nächte länger werden und der Junge mit ganz neuen Erfahrungen konfrontiert wird, ist niemand da, der mit einer männlichen Autorität Einhalt gebietet, Grenzen setzt oder auch unterstützend zur Seite steht. Die Gefahr ist groß, dass sich der Junge dann in der neuen Erwachsenenwelt verliert, sich falsche Vorbilder sucht und an Ansprechpartner gerät, die ihm nichts wirklich Sinnvolles oder Entwicklungsförderndes vorleben. Viele Kreuzungen werden passiert und die Gefahr eines falschen Abbiegens ist immens.
Späte Defizite im Privatleben
Da es in der Familie keinen Vater gibt, versucht der Junge mit dem Älterwerden mehr und mehr die Vaterrolle einzunehmen und wird gewissermaßen zum Beschützer der Mutter. Dieses Modell hat er bei anderen Familien gesehen und meint, diese Aufgabe übernehmen zu müssen. Leider tut er mit diesem Wunsch weder sich noch der Mutter etwas Gutes. Das Verhältnis kann stark gestört werden und der Junge kann erhebliche Defizite entwickeln, die sein eigenes Liebesleben ernsthaft gefährden können.
Ein Kontrollieren der Partnerin, Überwachungsmethoden, Eifersucht, fehlender Respekt vor Frauen und andere Widrigkeiten können es teilweise unmöglich machen, jemals eine gesunde und zukunftsfähige Bindung mit einer Frau einzugehen. Manche dieser Männer bleiben immer bei der Mutter und sind zu einem Leben als ewiger Junggeselle verdammt.
Weitere Problemzonen
Auch im Job kann es schwierig werden, wenn man nie gelernt hat, eine männliche Autorität in seinem Leben zu haben. Probleme mit Kollegen, Vorgesetzten oder auch anderen Weggefährten sind leider vorprogrammiert und werden den Alltag erheblich erschweren. Soziale Bindungen werden immer ein Problem sein und niemals leicht zu knüpfen sein. Der Junge läuft Gefahr, keine engen Freundschaften entwickeln zu können und immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen zu sein – hier schließt sich der Kreis auf traurige Art und Weise in Hinsicht auf die Kindheit und Jugend.
Lösungsansätze
Damit nun ein Junge, der ohne Vater aufgewachsen ist, diesen Kreislauf durchbrechen kann, sucht er sich meistens einen Ersatzvater und nach einer Vaterfigur an anderer Stelle in seinem Leben. Das kann der Chef sein, ein Trainer im Sportverein oder ein Lehrer in der Schule. Die Sehnsucht nach einem Vater ist tief verankert und wird unweigerlich dazu führen. Gelingt es, zu einer anderen männlichen Person im typischen Vateralter eine gesunde und nährende Beziehung aufzubauen, kann man immer noch davon profitieren und wichtige Dinge des Lebens für sich erfahren. Diese Möglichkeit sollte unbedingt ausgeschöpft werden, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.
Die eigene Vaterrolle
Natürlich haben diese Jungs es später nicht leicht, selbst in die Vaterrolle zu schlüpfen. Durch das Fehlen eines eigenen Vaters gab es nie ein Vorbild und man konnte nie wirklich etwas abschauen. Damit sind sowohl gute, als auch schlechte Aspekte gemeint. Oftmals fällt es diesen Jungs später schwer, für die eigenen Söhne ein perfektes Vorbild zu sein. Allerdings sollte man sich als Betroffener nicht all zu viele Gedanken darüber machen.
Wichtiger ist es, dem Sohn ein Vorbild zu sein, da zu sein, gemeinsam Dinge zu erleben und immer an seiner Seite zu stehen, wenn er Unterstützung braucht. Man hat immerhin den Vorteil, zu wissen, wie alleine man sich fühlen kann und wie wichtig die väterliche Unterstützung wäre. Aus dieser Erfahrung heraus sind diese Väter dann eher geneigt, vielleicht zu viel als zu wenig zu tun. Wenn man eine gesunde Mitte einhält, sollte einer glücklichen Vater-Sohn-Beziehung nichts im Wege stehen.
Fazit
Jungs ohne Vater haben es schwer – und werden es immer schwer haben. Allerdings stehen auch sie nicht vollständig alleine da und können sich schon früh, oder auch erst im Erwachsenenalter, die Hilfe von Experten wie Marius Bundt an die Seite holen und ihre erlittenen Defizite aktiv angehen.
Kurzinfos zum Autor Marius Bundt
In der Schule habe ich mir schon die Frage gestellt wozu das Ganze. Und die Antwort “weil es normal ist” hat mich nicht zufriedengestellt. Also bin ich selbst auf die Suche gegangen, warum alle so vor sich hin leben ohne an sich selbst zu denken. Ich bin dann sehr schnell selbstständig geworden und in die Persönlichkeitsentwicklung getaucht. Durch das Wissen, sich selbst entwickeln zu können wie man möchte, war ich sehr motiviert, immer besser zu werden.
Dadurch war ich über Jahre ausschließlich in meiner männlichen Energie. Ich habe den ganzen Tag gearbeitet, bin meinen Zielen hinterhergelaufen, wollte so viel wie möglich von allem: Geld, Frauen, Status etc. Das Ego hat sich aufgebaut, bis es am Höhepunkt gebrochen wurde und das Herz freigelegt wurde. Seitdem setzen sich in mir Kräfte frei, die ich mir vorher noch nie zu träumen gewagt habe.
Infos von Marius gibt es bei Instagram und Facebook.
Titelbild © TOMMY VAN KESSEL (Unsplash)
Wow, ist dieser Artikel wirklich erst von gestern? Leider liest er sich eher wie vor 50 Jahren…
Mamas können also nicht Toben und Raufen, dies können nur Väter? Was für ein Unsinn! Und Mädchen haben natürlich gar keinen Drang zum Toben und Raufen, deshalb ist da der Papa egal…
Jungs müssen also ihre Rolle in der Welt als „männliches Wesen“ finden? Dies spricht nicht gerade für die modernen Entwicklungen, Kinder selbst ihre Geschlechteridentität entwickeln zu lassen. Wahrscheinlich müssen auch alle Jungs bei Ihnen mit Fußbällen und Autos spielen und immer schön blau tragen.
Am schlimmsten aber ist der Satz …“ist niemand da, der mit einer männlichen Autorität Einhalt gebietet“. Natürlich, denn Frauen haben aus Prinzip niemals Autorität in irgendwas. Sie leisten auch heute immer noch größtenteils die Care-Arbeit, aber um mal hart durchzugreifen braucht es immer den Papa.
Ich hoffe, ich kann hier zumindest mal einen Denkanstoß geben, wie rückläufig diese Aussagen sind.
Hallo Anna,
vielen Dank für deinen Kommentar und die Zeit, die du dir genommen hast.
Seit dem Start von Daddylicious im Jahr 2013 setzen wir uns sehr dafür ein, dass sich Väter intensiv um die Kinder kümmern und als gleichberechtigte Partner ihren Teil beitragen.
Aber gerade die Beziehung von Vätern und Söhnen wird oft thematisiert, dazu gibt es sogar Organisationen und Publikationen, die wir zum Teil auch schon vorgestellt haben. Wir denken dabei weder in Blau oder Rosa noch in anderen Geschlechterrollen.
Trotzdem glauben wir daran, dass Väter bei ihren Kindern andere Impulse setzen als die Mütter. Daher fanden wir das Thema spannend und haben einen Gastautoren zu Wort kommen lassen.
Marius wollte einen Denkanstoß setzen und wir finden es prima, dass Du den Ball aufnimmst. Auch wenn du nicht alle Aussagen teilst. Wir werden aber dranbleiben und gucken, ob es eventuell auch andere Meinungen gibt, über die wir berichten können.
Viele Grüße
Kai
boah, genau das dachte ich auch, als ich den artikel gelesen habe. danke, dass du alles schon perfekt in worte gefasst hast.
was für ein altmodisches geschlechterdenken hier stattfindet, ist ja absolut peinlich…
ich sage nicht, dass es kinder mit nur einem elternteil nicht evtl schwierig haben können, aber ganz bestimmt nicht aus den oben genannten gründen… da schauderts mich richtig beim lesen.