Die Fünf Freunde veröffentlichen am 21. Oktober ihre 150. Hörspielfolge. Das bedeutet, dass ihre gesprochenen Abenteuer Kinder und ehemalige Kinder seit 44 Jahren begeistern. Wir haben uns selbst einmal zu Detektiven gemacht, um dem Erfolgsgeheimnis der Fünf Freunde auf die Spur zu kommen. Bei einem Besuch im Tonstudio von EUROPA haben wir die Aufnahme der Folge 150 „Fünf Freunde und der Verrat auf dem Hausboot“ beobachtet und gelernt, wie eigentlich so ein Hörspiel entsteht.
Ihr 150. Abenteuer erleben George, Julian, Anne, Dick und Timmy auf einem Hausboot: An Bord entdecken die Freunde in einem Geheimversteck ein altes Tagebuch mit einer Schatzkarte. Am liebsten wollen sie sich sofort auf die Suche machen, aber ihr Boot gerät in einen Sturm und wird schwer beschädigt. Der Bootsführer will Hilfe holen. Doch als er fort ist, bemerken die Kinder, dass er die Karte mitgenommen hat. Will er sie austricksen? Kurzerhand legen die Fünf Freunde ab und manövrieren das beschädigte Hausboot den Fluss hinunter. Und damit beginnt ihre abenteuerliche Fahrt – und eine gefährliche Suche nach dem vermeintlichen Schatz …
Mehr verraten wir natürlich nicht von der neuen Geschichte. Aber wie ist die eigentlich entstanden? Die Erfinderin der Fünf Freunde ist Enid Blyton, eine englische Kinderbuchautorin. Sie schrieb mehr als 700 Kinderbücher und 10.000 Kurzgeschichten. Ihr erstes Buch der Fünf Freunde erschien bereits 1943. Doch Enid Blyton ist schon vor langer Zeit gestorben. Deswegen schreiben jetzt andere Autoren die Geschichten für die Hörspiele.
Hilla Fitzen, die Redakteurin bei EUROPA, dem Hörspiellabel, das die Folgen produziert, bespricht mit verschiedenen Autorinnen und Autoren das ganze Jahr über, welche Ideen und Geschichten für die Fünf Freunde geeignet sind. „Fünf Freunde und der Verrat auf dem Hausboot“ wurde von dem Autor Christian Gailus geschrieben. Gemeinsam mit Hilla entwickelt er die Idee für die Geschichte und schreibt dann das sogenannte Manuskript Es enthält alle Sätze, die die Personen und der Erzähler sprechen sollen. Außerdem stehen im Manuskript Regieanweisungen für die Sprecher. Wann sie etwas sehr laut rufen oder zu flüstern haben und welche Emotionen sie ausdrücken sollen. Christian schreibt auch Geräusche ins Manuskript.
Denn nur mit den passenden Geräuschen klingt die Geschichte richtig echt. Wenn das Manuskript mit Hilla abgestimmt ist, lässt Hilla es ins Englische übersetzen und stimmt es mit dem Hachette Verlag in England ab. Für das sogenannte Cover, also die Illustration, denkt sich Hilla eine Szene aus und beauftragt den Illustrator Graham Reynolds eine Farbversion mit dem Pinsel zu malen. Dieser ganze Prozess von der ersten Idee bis zum letzten Pinselstrich dauert ungefähr ein halbes Jahr.
Mit dem Manuskript geht es dann ins Tonstudio nach Hamburg. Dort treffen wir Hilla, die Regisseurin Heikedine Körting und den Tontechniker Joachim Dethlof. Heikedine hat bereits über 2.000 Hörspiele produziert. Sie war schon dabei, als am 1. November 1978 das erste Hörspiel „Fünf Freunde beim Wanderzirkus“ erschien. Da waren manche von uns noch gar nicht geboren. „Die Geschichten von George, Julian, Anne, Dick und Timmy gehören zu den wenigen Hörspielen, die Eltern und Kinder heute gleichermaßen begeistern. Es berührt mich sehr, dass wir mit ‚Fünf Freunde‘ eine Hörspiel-Welt erschaffen haben, die generationenübergreifend funktioniert“, freut sich Heikedine.
Mit dem Manuskript auf ihrem Schreibtisch überprüft sie, ob die Sprecher auch den richtigen Text sprechen. Sie hat die Geschichte jetzt in einzelne Szenen unterteilt, die getrennt voneinander aufgezeichnet werden. Mit Hilfe eines Besetzungsplans organisiert sie, welche Szene wann aufgenommen wird. Tontechniker Joachim ist für die ganze Technik im Tonstudio verantwortlich. Er richtet Mikrophone auf die passende Höhe für die Sprecherinnen und Sprecher ein und betätigt Regler an einem großen Mischpult, damit sich die Aufnahmen perfekt anhören.
Im Tonstudio begegnen wir auch den Sprechern der Fünf Freunde. Es sind vier, denn der Hund Timmy spricht ja nicht. Seit den ersten Aufnahmen vor 44 Jahren haben die Sprecher öfters gewechselt. So ist „Fünf Freunde und der Verrat auf dem Hausboot“ die 4. Folge mit Patrick Baehr. Er verleiht der Figur Julian eine neue, jugendlichere Stimme, die perfekt zum Alter der Ferienfreunde passt. George wird von Alexandra Garcia, Dick von Jannik Endemann und Anne von Theresa Underberg gesprochen.
Heikedines Job war und ist es auch die Sprecherinnen und Sprecher auszuwählen. Für eine neue Folge benötigt man außer dem Erzähler, Julian, George, Dick und Anne natürlich auch Hörspielsprecher für die Nebenrollen. Wir beobachten, wie Theresa mit einem bunten Marker die Zeilen im Manuskript anstreicht, die ihre Rolle Anne sagen soll. So weiß sie ganz genau, wann sie mit Sprechen dran ist.
Der Rahmen, in dem sich die Geschichten der Fünf Freunde abspielen, basiert auf vertrauten und wiederkehrenden Elementen. Wenn Julian, George, Dick, Anne und Timmy, der Hund, sich jedes Jahr in den Ferien treffen, ist Höchstspannung angesagt. Für die tapferen Fünf Freunde ist kein Rätsel zu schwierig und sie halten in allen aufregenden Situationen zusammen. Inzwischen haben die Fünf Freunde auch einige Abenteuer bestanden, in denen es um Tierschutz, Umweltschutz und Kinderschutz ging.
Damit möchte man junge Hörerinnen und Hörer mit diesen wichtigen aktuellen Themen vertraut machen. Im Hintergrund des 150. Abenteuers spielt die Alzheimer-Erkrankung eines Protagonisten eine ausschlaggebende Rolle. Dennoch: Die Fünf Freunde lieben – wie Fans es bereits von den frühen Folgen kennen – immer noch die Felseninsel, Geheimgänge und Fahrradrallyes… Beobachten und Recherchieren vorsichtig, halten zusammen wie Pech und Schwefel und ergänzen sich charakterlich sehr gut.
Im Tonstudio gibt es einen schalltoten Raum, das bedeutet, dass man dort keine fremden Geräusche hören kann. Dort sprechen die Sprecher nun die Dialoge ins Mikrophon und Tontechniker Joachim zeichnet mit dem Computer alles auf. Die vier spielen richtig zusammen, so dass ihr euch die Fünf Freunde beim Zuhören genau vorstellen könnt. Auch deshalb heißt es HörSPIEL. Denn im Gegensatz zu einem Hörbuch werden die einzelnen Figuren der Geschichte von verschiedenen Leuten gesprochen, ein Hörbuch wird meistens nur von einem Sprecher oder einer Sprecherin vorgelesen.
Wenn es echt klingt, entsteht beim Hören die Geschichte in eurem Kopf. Heikedine achtet besonders darauf, wie die Sprecher Wörter betonen, wie sie Stimmung erzeugen und wie sie aufeinander reagieren. Über ein Mikrophon gibt sie immer wieder Anweisungen, während Tontechniker Joachim an den Knöpfen seines Mischpults regelt, dass die Stimmen nicht zu leise oder laut sind. Er lässt auch Passagen, sogenannte „Takes“, wiederholen, wenn sich z.B. jemand versprochen hat. Am Ende bringen Heikedine und Joachim die besten „Takes“ am Computer in die richtige Reihenfolge.
„Wenn wir alles zusammen haben, mischen wir bei uns im Studio zunächst die Geräusche unter die Texte und zum Abschluss kommt dann die sogenannte Sahne obendrauf, die gut ausgesuchte, oft auch neu komponierte und aufgenomme Musik“, erzählt Heikedine begeistert. Geräusche hat das Team auf Computern oder CD abgespeichert – für die Hausbootfolge benötigen sie viel Wasser und Motorengeräusche – Plätschern und Blubbern, Brummen und Summen.
Liegen einmal die passenden Geräusche nicht vor, engagiert Heikedine einen Geräuschemacher. Auch das Bellen und Knurren von Hund Timmy entsteht im Computer. Insgesamt sechs Tage wurde die Jubiläumsfolge im Studio aufgenommen. Mit ungefähr zwei Stunden Spielzeit ist sie diesmal besonders lang – ist ja auch ein Jubiläum. Da sollen die Hörerinnen und Hörer etwas Besonderes geboten bekommen.
Wenn am Ende alle zufrieden sind, ist das Hörspiel fertig. Es liegt dann zunächst als Datei vor und kann z.B. bei einem Streaming-Dienst digital abgespielt werden. Oder die Datei wird in ein Werk geschickt, in dem dann CDs gepresst werden. Die Fünf Freunde gibt es schon länger als Hörspiel als ihre detektivischen Kollegen TKKG oder die Kultdetektive aus Rocky Beach „Die drei ???“. Der Erfolg seit Jahren und Generationen zeigt, wie viel Spaß gerade Kinder im Alter zwischen 5 bis 10 Jahren an den spannenden und aufregenden Abenteuern haben. Um die 150. Folge zu feiern, hat Heikedine extra eine Torte mit ins Studio gebracht…
Wir hoffen, dass euch der Blick hinter die Kulissen der Fünf Freunde Spaß gemacht hat.
Bilder © Inken Jaacks