Ein Gastbeitrag von Lena Lorenz
Auch Väter machen sich Sorgen, wie sie die Betreuung des Babys mit all den Alltagspflichten bewältigen können. Auch Männer machen sich Gedanken, wie sie der Mutter ihres Kindes nach der Geburt helfen können.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mein Partner still dasaß, als die vielen Geschenke zur Schwangerschaft für mich eintrudelten. Es waren tolle Kosmetikprodukte und Accessoires, liebevoll gestaltete Botschaften und Karten und viele Glückwünsche von Familie, Freunden, Kolleginnen dabei.
Aber für meinen Mann gab es nichts. Kaum ein schönes oder wertschätzendes Wort. Kaum jemand hat während der Schwangerschaft meinen Mann gefragt, wie es ihm geht. Alles drehte sich um mich.
Und nach der Geburt dreht sich die Welt wieder um Baby und Mama…
Keine Sorge, dieser Beitrag ist kein Ratgeber, der Väter zur Rechenschaft aufruft. Hier wird nicht mit Augenzwinkern suggeriert, dass die Frau es schwer und der Mann sie zu unterstützen hat. Ich spreche nicht die sich wandelnde Gesellschaft, sondern Papas aus Fleisch und Blut an.
Liebe Papas, hier geht es eigentlich um euch.
Endlich Papa! – Und du kannst es noch nicht glauben
Das kleine Wesen, das dir seit neun Monaten ständig im Hinterkopf herumspukt, ist tatsächlich zur Welt gekommen. Auch wenn du es noch schwer fassen kannst – herzlichen Glückwunsch zum Wunder des Lebens!
Und nun ist es tatsächlich soweit und das Leben ist und bleibt anders, für immer.
Doch das gilt nicht für die Zeit nach der Geburt und dein Verhältnis mit deiner Partnerin!
Frauen nach der Geburt – Stimmungen nicht persönlich nehmen
Leichter gesagt als getan! Wenn die Partnerin tieftraurig im Babyblues mit Kind daliegt und den Mann höchstens eines leeren Blickes würdigt, bekommt der Papa nach der Geburt einen Stich ins Herz. Mindestens einen.
Wenn die Partnerin niedergeschlagen ist, heftige Stimmungsschwankungen erlebt und/ oder Schmerzen hat, ist das für den Papa richtig schwer. Hilflosigkeit ist eines der schlimmsten Gefühle überhaupt.
Geduld, das geht vorüber. Es ist eine Höchstleistung, in schwierigen Augenblicken Ruhe zu bewahren. Dazu braucht es eine Menge Kraft. Und es ist eine besondere Herausforderung, die Situation mit einem gewissen Abstand zu betrachten. Sie nicht persönlich zu nehmen.
Du wurdest in der Schwangerschaft schon darauf vorbereitet. Nun gilt es, auszuhalten und zu warten, bis sich die Hormone einpendeln und die Heilung voranschreitet.
Papa nach der Geburt – Ein Mädchen für alles
Zum fünften Mal setzt du dich ins Auto, um dies und jenes aus dem Supermarkt zu holen. Es wurde eben verpeilt. Mindestens zweimal pro Tag erledigst du die Wäsche.
Frau und Baby brauchen regelmäßig frische Bettwäsche. Du denkst auch an ätherische Öle und anderen Kram, der hoffentlich die Stimmung hebt.
Vom Putzen und Kochen braucht man gar nicht erst zu sprechen. Und auch die Termine bei Ämtern und Ärzten übernimmst du.
Alles selbstverständlich. Und selbstverständlich bleibst du im Hintergrund. Vielleicht erntest du für die Mühen nicht einmal Dank.
Auch wenn’s bitter ist – hinunterschlucken!
Beziehung nach der Geburt – Nähe und Bindung herstellen
Das Baby lässt sich nur von Mama beruhigen. Du kannst dein Kind nicht selbst füttern. Das Neugeborene und du kennt euch (noch) gar nicht. An Geschlechtsverkehr mit der Mutter ist nicht zu denken. Du fühlst dich ausgeschlossen. Das fünfte Rad am Wagen…
Und wieder springst du über deinen Schatten.
Egal, wie müde ihr seid: Sanfte Kuscheleinheiten am Morgen oder Abend sind ein starkes Ritual. Ich meine damit erstmal dich und deine Partnerin. So findet ihr zueinander; so zeigst du ihr, wie wichtig dir ihre Nähe ist.
Streichle sie liebevoll, auch wenn du vielleicht anfangs nichts zurückbekommst. Jeden Tag zur gleichen Zeit. Nimm dein Baby auf die nackte Brust, auch wenn es an ihr nicht trinken kann. Jedes Mal, auch wenn es schreit.
Sanft aber ausdauernd stellst du eine tiefe, zärtliche Bindung zu deiner Familie her.
Besuch nach der Geburt – Überlegen, wen ihr ins Nest lässt
Familie und Freunde möchten natürlich das Baby sehen. Doch manchmal kann sogar die engste Familie für unnötigen Stress sorgen. Oder die besten Freunde zeigen überhaupt kein Einfühlungsvermögen.
Egal, ob Mutter oder Schwiegermutter, Schwester oder Bruder – Wer mit Hinweisen und Ratschlägen für Unruhe sorgt, sollte ferngehalten werden.
Von Tipps, dem Baby Honig zu geben, weil die Mama ja anscheinend zu wenig Milch hat, bis hin zu komischen Blicken auf Geschirrstapel und Wäscheberge – all das braucht weder du noch deine Frau mitzumachen.
Und wenn Freunde vorbeikommen, sich gemütlich hinsetzen und ein Kaffeekränzchen erwarten, während ihr so vieles um die Ohren habt, dann sollten sie gleich wieder gehen.
Leider sind die wenigsten Menschen einfühlsam und versuchen nicht, sich in die Lage eines anderen zu versetzen.
Oft sorgt das Leben für die ein oder andere böse Überraschung und wir sehen Nahestehende in völlig anderem Licht.
Als Faustregel kann gelten: Willkommen ist, wer helfend und am besten stillschweigend unter die Arme greift. Alle anderen können warten.
Der Papa übernimmt die Aufgabe des Türstehers und der scharfen Worte, wenn es zu unangenehmen Situationen kommt.
Eine oftmals wenig schmeichelhafte Aufgabe…
Ach du Schreck, Eifersucht nach der Geburt – Was hilft?
Bestenfalls spürst du nach der Geburt keine Eifersucht weder auf das Baby noch auf deine Partnerin.
Und was, wenn’s anders kommt?
Überall kannst du lesen, dass du dann mit deiner Partnerin reden solltest.
Doch wenn das nicht hilft?
Ich hoffe, du nimmst es mir nicht krumm, wenn ich stattdessen rate, einen Psychologen oder eine Psychotherapeutin aufzusuchen.
Glücklicherweise verstehen die meisten Menschen das heute nicht mehr falsch. Man muss nicht krank sein, um (professionelle) Hilfe zu benötigen.
Vielleicht tun es auch Gespräche mit guten Freunden und Familie über deine Gefühle. Da wirst du merken, dass du mit ihnen nicht alleine dastehst und sie keine Schande bedeuten.
Lieber Papa, lieben Dank!
Egal, ob du dich für Elternzeit entschieden, Urlaub genommen hast oder nicht, dein Leben nach der Geburt erfährt eine drastische Wende.
Ein erfolgreiches Familienleben setzt voraus, dass man viel Aufopferung in Kauf nehmen muss. Das wusstest du schon. Doch die Ausprägungen dieser Tatsache können schier überwältigend sein, wenn das Baby da ist.
Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was Männer nach der Geburt alles erleben, erfahren und durchmachen.
Natürlich hat die Frau das Kind ausgetragen und zur Welt gebracht. Alle Beschwerden und größte Schmerzen durchgehalten und hat die Heilung und Erholung im Wochenbett vor sich.
Doch das hat sich keiner so ausgesucht! Es ist doch nicht deine Verantwortung, dass es so abläuft. Ich weiß, dass du am liebsten vieles übernehmen würdest, wenn du könntest. Und dass die Hilflosigkeit schwer auszuhalten ist.
Du persönlich kannst nichts dafür, dass so viele Jahrzehnte und Jahrhunderte Frauen und Mütter mit all ihren Aufgaben und Bemühungen als Selbstverständlichkeit betrachtet wurden.
Mit diesem Beitrag möchte ich dir zeigen, dass du nicht wirklich hilflos bist. Du hast jede Menge Möglichkeiten, deine Partnerin nach der Geburt emotional zu unterstützen.
Wenn du es schaffst, deine eigenen Bedürfnisse hinten anzustellen, Unangenehmes nicht persönlich zu nehmen und trotz Widerwärtigkeiten zärtlich zu sein, bleibt der Dank sicher nicht aus.
Früher oder später wird der Lohn kommen.
Bis dahin schonmal von mir ein herzliches Dankeschön!
Titelbild © Jessica Rockowitz (Unsplash)