Familienleben

Alles über den Geburtsvorbereitungskurs – 8 Väter berichten

Väter und Mütter beim Geburtsvorbereitungskurs

Brauche ich einen Geburtsvorbereitungskurs? Bei dieser Frage scheiden sich die (Männer)-Geister. Die einen sagen: Ja, ohne ein ausführliches anatomisches Theorie-Studium des weiblichen Unterleibs wirst du bei der Geburt ins Verderben rennen. Andere sagen: Ein Youtube-Video reicht, dann hast du alles, was du im Kreißsaal brauchst.

Zugegeben, das ist überspitzt formuliert. Aber, wie so oft, ist die Frage „Geburtsvorbereitungskurs – ja oder nein?“ nicht pauschal zu beantworten. Doch spätestens, wenn ihr mit einer pumpenden, schnaubenden Frau im Auto Richtung Krankenhaus sitzt, fragt ihr euch: Wie geht nochmal Kinder kriegen?

Wann sollte Mann einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen?

Hebammen empfehlen, spätestens vier Wochen vor dem errechneten Termin mit dem Kurs fertig zu sein. Aus eigener Erfahrung rate ich: Besser, ihr seid zur Halbzeit der Schwangerschaft schon durch. Dann bleibt noch genug Zeit, um eventuell fehlendes Equipment anzuschaffen – und ihr könnt die verbleibende Zeit eine ruhigere Kugel schieben.

Meine Tochter beschloss, drei Wochen früher unser Leben auf den Kopf zu stellen. Der Kurs war für mich, für uns, nach zwei Einheiten gelaufen. Viel hängengeblieben ist da nicht.

Wie sieht ein Geburtsvorbereitungskurs aus?

Gebärmutter? Kenn ich! Muttermund? Schon mal gehört. Aber was waren nochmal Eröffnungswehen? Wir Männer glauben ja, alles zu wissen. Und wenn nicht, schweigen wir es gekonnt tot – und befragen in einem einsamen Moment Großtante Google. Vielleicht besorgen wir uns sogar ein Buch für Väter.

Die Angst, mit Wissenslücken negativ aufzufallen oder gar etwas Dummes zu fragen, plagt wohl jeden männlichen Teilnehmer eines Geburtsvorbereitungskurses. Erlebt oder gehört habe ich das aber noch nie.  Auch, dass Männer kollektiv und lautstark „A“ und „O“ stöhnend im Stuhlkreis sitzen, ist nichts weiter als ein Hollywood-Märchen. Spoileralarm: Schreien und stöhnen wird eure Frau von ganz allein im Kreißsaal.

Es gibt Kurse über mehrere Wochen oder Wochenendkurse. Und seit Corona natürlich auch (überwiegend) Onlinekurse.

Ein Geburtsvorbereitungskurs gibt auch den Vätern mehr Sicherheit für die Geburt und die Zeit danach

Welche Themen werden in der Geburtsvorbereitung besprochen?

Natürlich ist die Atmung ein großes Thema. Dabei geht es aber vor allem darum, wie wir Männer unsere Frauen dabei unterstützen können. Außerdem stehen der ganze Geburtsablauf sowie die verschiedenen Gebärhaltungen auf dem Programm. Weil nicht immer alles nach Bilderbuch verläuft, werden auch mögliche Komplikationen angesprochen werden. Dann wisst ihr, was passiert, wenn der Doc die Saugglocke rausholt. 

Aber auch für die unmittelbare Zeit nach der Geburt gibt es  wertvolle Tipps: Was ist Bonding? Was ist das Wochenbett? Wie kann ich meine Frau im Wochenbett unterstützen? Was tun, wenn das Stillen nicht läuft? Was gehört in die Kliniktasche?

Wer zahlt den Geburtsvorbereitungskurs?

Die Krankenkasse übernimmt die Kosten, zumindest für die Frau. Als „wir“ mit unserem ersten Kind schwanger waren, ließ mich meine Krankenkasse abblitzen. Heute würde sie meinen Kurs-Anteil fast komplett übernehmen, da hat sich viel getan.

Ob eure Krankenkasse für euch zahlt, könnt ihr hier in einer Übersicht (unverbindlich) nachsehen.

Mein Fazit: Geburtsvorbereitungskurs – ja oder nein?

Von mir gibt es ein klares Ja. Ein Geburtsvorbereitungskurs ist interessant, lehrreich und gerade vom Austausch mit der Hebamme und anderen Teilnehmern kann man profitieren. Wer zu lange wartet, dem kann eine Früh-Geburt schnell die Planung verhageln.

Allen voran ist es ein wichtiges Signal an unsere Frauen: Ich sitze bei allen Meilensteinen mit im Boot und unterstütze dich.

papa haelt kind

Das sagen andere Papas über die Geburtsvorbereitung

Was meine Freunde, unter denen sich frisch gebackene Papas und „alten Hasen“ befinden, zum Thema Geburtsvorbereitungskurs sagen, habe ich sie gefragt. Hier lest ihr die Antworten:

Ralf (37), drei Kinder: „Ich habe nie einen Geburtsvorbereitungskurs besucht. Wir hatten das bei unserem Erstgeborenen zwar geplant, aber dann lag meine Frau mit verordneter Bettruhe im Krankenhaus – und dann kaum er auch noch zu früh. Ich weiss noch, dass auf dem Gebärbett meine frau die Hebamme gefragt hat, was sie nun machen solle. Die Hebamme hat uns dann durch den Geburtsprozess geleitet, das war alles kein Problem. Ich kann also nicht behaupten, dass ich es als absolutes Muss sehe, einen Geburtsvorbereitungskurs zu machen. Schon gar nicht, wenn man schon ein Kind hat.

Michael (35), seit Januar Vater einer Tochter: „Unser Online-Kurs war sehr ineffektiv. Er hat spät am Abend angefangen und war eher nur Smalltalk über viele Stunden hinweg. Das hat mich gelangweilt und nicht überzeugt. Es gab ganz wenig nützliche Infos, die man auch in einer Stunde hätte abfrühstücken können. Diese wenigen Infos waren zumindest wertvoll, wie zum Beispiel: Wann müssen wir ins Krankenhaus starten, was sind die medizinische Grundlagen beim Baby oder wie betreue ich meine Frau während der Geburt. Was für mich gewissermaßen neu war, aber für die Geburt selbst nicht sonderlich nützlich: Wie die Geburt im Körper abläuft. Ich war zwar froh, dass ich ihn gemacht hab, würde ihn aus heutiger Sicht aber nicht nochmal machen.

Martin (33), einjährige Tochter: Auf dem Höhepunkt der Coronakrise habe ich mit meiner Frau einen Online-Kurs gemacht. Ich muss gestehen, ich habe mich danach nicht besser vorbereitet gefühlt; ob das am Kurs selbst oder generell am Mann-sein liegt – da bin ich mir nicht sicher. Ich habe mich jedenfalls nur auf diese Weise „vorbereitet“ auf den Tag der Geburt. Was ich ganz sicher sagen kann: Sollten wir wieder einmal Nachwuchs bekommen, käme ein Online-Kurs für mich nicht mehr in Frage, nur einer in Präsenz.

Frederic (34), Patchwork-Daddy in fünfköpfiger Familie: Einen Geburtsvorbereitungskurs habe ich vor der Geburt meines leiblichen Sohnes nicht gemacht. Ich habe mich, ehrlich gesagt, ganz auf die Routine und Erfahrung meiner Frau verlassen. Sie hat – mit seelischer Unterstützung ihrer Schwester und ihres Schwagers – Zwillinge zur Welt gebracht. Das schien mir als Vorbereitung ausreichend.

Michael (29), Vater von zwei Kindern: Ich habe vor vier Jahren einen Kurs gemacht, damals noch in Präsenz. Der Kurs hat mich mega gut auf die Geburt vorbereitet. Vor allem, weil ich mich ansonsten nicht mit dem Thema befasst hatte. Es war gut, dass ich mit der Thematik vor der Geburt richtig konfrontiert wurde und ich würde es jedem empfehlen. Beim zweiten Kind hat mir die Erfahrung von der ersten gereicht, um mich mit meiner Frau wieder an eine Hausgeburt zu.

Felix (34), einjährige Tochter: Der Kurs wurde von unserer Hebamme an drei Samstagen angeboten, die hat das ganz toll gemacht. Zwei Tage waren Theorie und ein Tag Praxis. Ich habe viel gelernt und verstanden, was den „technischen“ Prozess der Geburt anbelangt. Es war trotzdem völlig unvorhersehbar, was im Kreißsaal passiert. Da spielt natürlich auch die Nervosität eine Rolle, weil man es schlicht und einfach noch nie erlebt hat – egal, wie viel theoretische Vorbereitung vorab stattgefunden hat. Auf Eigenrecherche würde ich mich beim Thema Geburtsvorbereitung nicht verlassen, ein Kurs ist Pflicht. Beim nächsten Kind würde ich tatsächlich nochmal einen Auffrischungskurs machen, weil ich diesmal ganz andere Fragen hätte.

Philipp (35), Vater von bald drei Kindern: Ob wir einen Geburtsvorbereitungskurs machen sollten oder nicht, war vor der Geburt unseres ersten Sohnes allenfalls ein Randthema. Ohne ganz genau zu wissen, was in einem solchen Kurs überhaupt alles vermittelt werden soll, war für uns von Anfang an recht klar, dass wir keinen Bedarf daran haben würden. Ich kann mich da naturgemäß nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen, aber die Geburt meines Sohnes verlief unkompliziert und schnell. Das Personal im Kreissaal hat einen tollen Job gemacht und uns gut durch den Prozess geleitet. Durch diese gute Erfahrung, schien uns auch bei Kind Nummer 2 und 3 ein Kurs unnötig.

Benno (36), bald Vater einer Tochter: Wir hatten durch Corona keinen klassischen Geburtsvorbereitungskurs, sondern unsere Hebamme hat uns einen aufgezeichneten Videoclip auf USB-Stick gegeben. Das Video ging etwa zwei Stunden und hat meiner Ansicht nach alles Wichtige grob abgedeckt: Wie erkenne ich, wann es los geht? Wie atmet meine Frau richtig? Wie ziehe ich mein Kind an nach der Geburt? Nichts desto trotz fühle ich mich nicht so gut vorbereitet, weil ich denke, dass ein Präsenzkurs länger geht und praktische Übungen beinhaltet.

Ich habe nicht einmal mit meiner Frau etwas geübt – und das wird auch sicherlich nicht mehr passieren in den paar Wochen bis zur Geburt. Für meine Verhältnisse bin ich schlecht vorbereitet, normalerweise verschlinge ich Informationen zu Themen, die mich betreffen. Ein Beispiel: Bevor wir unseren Hund bekommen haben, hatte ich Youtube leer gekuckt und Bücher gelesen. Warum das beim Baby nicht der Fall ist, kann ich mir nicht erklären. Es ist auch eine Sache des Bauchgefühls: Der Mensch, in dem Fall meine Frau, wird das schon intuitiv richtig machen. Ich hoffe nicht, dass ich da falsch liege.

Ihr seht, es gibt kein richtig oder falsch in Sachen Geburtsvorbereitungskurs. Aber wenn ihr euch dafür entscheidet, solltet ihr nicht virtuell daran teilnehmen, sondern besser direkt vor Ort. Dann seid ihr vorbereitet und der Geburt steht nichts mehr im Weg.

Titelbild © New Africa (Shutterstock)

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