Wenn es um Gleichberechtigung geht, denken viele zuerst an den Gender Pay Gap – also die Lücke zwischen dem, was Männer und Frauen verdienen.
Aber es gibt eine noch unsichtbarere Lücke, die uns alle betrifft und in fast jedem Haushalt Realität ist: den Gender Care Gap. Frauen leisten in Deutschland immer noch deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer – und das ist keine Kleinigkeit. Wie groß diese Lücke ist, warum sie so hartnäckig bleibt und welche Konsequenzen sie hat, schauen wir uns hier mal ganz genau an.
Was genau ist der Gender Care Gap?
Der Gender Care Gap beschreibt die ungleiche Verteilung von unbezahlter Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern. Mit Sorgearbeit sind alle Tätigkeiten gemeint, die nötig sind, um einen Haushalt, Kinder oder Angehörige zu versorgen – und zwar ohne Bezahlung.
Dazu zählen Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder die Organisation des täglichen Lebens. Der Gender Care Gap zeigt auf, wie viel mehr Zeit Frauen im Vergleich zu Männern für diese Arbeiten aufbringen.
Was macht den Gender Care Gap so besonders?
Das Besondere (oder Problematische) am Gender Care Gap ist, dass diese Form der Arbeit zwar unverzichtbar für den Alltag und die Gesellschaft ist, aber oft unsichtbar bleibt. Sie wird nicht bezahlt, nicht anerkannt und selten wertgeschätzt. Und das wirkt sich direkt auf die finanzielle und berufliche Situation von Frauen aus:
- Frauen haben durch die zusätzliche Sorgearbeit weniger Zeit für bezahlte Arbeit.
- Das führt zu niedrigeren Einkommen (Gender Pay Gap) und schlechteren Rentenansprüchen (Gender Pension Gap).
- Gleichzeitig sorgt diese Doppelbelastung oft für Stress und gesundheitliche Probleme.
Warum gibt es den Gender Care Gap überhaupt?
Der Gender Care Gap ist das Ergebnis von traditionellen Rollenbildern und gesellschaftlichen Erwartungen. Oft wird davon ausgegangen, dass Frauen automatisch die Hauptverantwortung für Haushalt und Familie übernehmen – selbst wenn sie berufstätig sind. Das ist besonders ausgeprägt in Haushalten mit Kindern: Während viele Paare vor der Geburt noch relativ gleichberechtigt leben, übernehmen Frauen nach der Geburt häufig den Löwenanteil der Sorgearbeit.
Gender Care Gap: Alle Statistiken auf einen Blick
Wir haben die wichtigsten Zahlen für euch zusammengefasst: Frauen in Deutschland leisten immer noch 44,3 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer – das sind täglich 79 Minuten mehr. Besonders in Haushalten mit Kindern ist der Unterschied enorm: Hier steigt der Gender Care Gap auf 59 %. Diese Statistiken zeigen, wie ungleich die Verteilung von Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege immer noch ist.
Gender Care Gap (2022) | Frauen leisten 44,3 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer | Frauen: 79 Minuten mehr pro Tag (ca. 9 Stunden mehr pro Woche). Männer: 21 Stunden/Woche, Frauen: 30 Stunden/Woche. |
Verteilung der Sorgearbeit | Haushalte mit Kindern: Gender Care Gap ca. 59 % | Tätigkeiten: Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen, Hausarbeit, Einkaufen, Haushaltsorganisation, ehrenamtliches Engagement. |
Entwicklung des Gender Care Gap | 2012/2013: 52,4 % → 2022: 44,3 % | Rückgang um 8,1 Prozentpunkte in 10 Jahren. Während Corona (2020-2021) stieg die Lücke kurzfristig an, hat sich aber wieder stabilisiert. |
Höchster Gender Care Gap | Frauen zwischen 35-39 Jahren leisten über 100 % mehr Sorgearbeit als Männer | Frauen in dieser Altersgruppe übernehmen mehr als doppelt so viel Sorgearbeit wie Männer. |
Lebensphasen & Familienstatus | Nach der Geburt eines Kindes Gender Care Gap über 100 % | Vor Geburt oft partnerschaftlich. Nach Geburt übernehmen Frauen deutlich mehr Verantwortung für Kinderbetreuung und Haushalt. |
Folgen des Gender Care Gap | Geringeres Einkommen, schlechtere Karrierechancen, weniger Rentenansprüche | Gender Pay Gap, Gender Pension Gap (2023: Rentenlücke 27,1 % inkl. Hinterbliebenenrente, 39,4 % ohne Hinterbliebenenrente). |
Altersarmut | 20,8 % der Frauen über 65 Jahre gelten als armutsgefährdet | Vergleich Männer: 15,9 %. Frauen erhalten im Durchschnitt 890 € Rente pro Monat, Männer: 1.373 € (Unterschied: 483 €). |
Zeitersparnis durch gerechte Verteilung | Männer, die 50 % der Sorgearbeit übernehmen, reduzieren den Gender Care Gap erheblich | Studien zeigen, dass eine gleichmäßige Aufteilung von Care-Arbeit den Gender Care Gap und die wirtschaftliche Benachteiligung von Frauen verringert. |
Politische Maßnahmen (Vorschläge) | Ausweitung der Partnermonate, Abschaffung Ehegattensplitting, Förderung flexibler Arbeitszeitmodelle | Kinderbetreuungsangebote ausbauen, Pflegezeiten auf Rente vollständig anrechnen, Einführung Familienpflegegeld analog zum Elterngeld. |
Gender-Care-Gap: Frauen leisten +44,3% mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer
Die Zahlen zum Gender Care Gap in Deutschland sind deutlich – und alles andere als ermutigend. Auch im Jahr 2022 leisten Frauen 44,3 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Übersetzt bedeutet das: Frauen verbringen jeden Tag 79 Minuten mehr mit Aufgaben, die weder bezahlt werden noch als Arbeitszeit gelten.
Auf die Woche gerechnet sind das satte 9 Stunden extra, während Männer im Schnitt 21 Stunden und Frauen 30 Stunden pro Woche für diese Tätigkeiten aufwenden.
Klingt unfair? Ist es (prinzipiell) auch.
- Frauen leisten 44,3 % mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Das entspricht 79 Minuten pro Tag – oder rund 9 Stunden mehr pro Woche.
- Männer verbringen im Schnitt 21 Stunden pro Woche mit unbezahlter Arbeit. Frauen dagegen etwa 30 Stunden.
- Besonders krass wird die Lücke in Haushalten mit Kindern: Hier liegt der Gender Care Gap bei 59 %.
- Frauen zwischen 35 und 39 Jahren leisten sogar über 100 % mehr Sorgearbeit als Männer – sprich: doppelt so viel.
Und bevor du denkst, dass sich da nichts ändert: Es gibt Fortschritte! 2012 lag der Gender Care Gap noch bei 52,4 %. Heute sind es „nur“ noch 44,3 %. Aber klar ist auch: Das Tempo, mit dem sich die Dinge verbessern, ist viel zu langsam.
Was zählt zur unbezahlten Sorgearbeit?
Unbezahlte Sorgearbeit ist viel mehr als „nur“ Hausarbeit.
Hier einmal ein Überblick, was alles dazu gehört:
- Kinderbetreuung: Von Windeln wechseln bis zur Hausaufgabenhilfe.
- Pflege von Angehörigen: Ob Arztbesuche, Medikamentenmanagement oder persönliche Betreuung.
- Hausarbeit: Ja, dazu gehört alles – Kochen, Putzen, Wäsche, Einkaufen.
- Haushaltsorganisation: Das sind die unsichtbaren To-Dos, die immer untergehen, wie Arzttermine organisieren, Rechnungen bezahlen oder Geburtstagsgeschenke besorgen.
- Ehrenamtliche Tätigkeiten: Viele Frauen engagieren sich zusätzlich auch noch in der Nachbarschaft oder für Vereine.
Kurz gesagt: Es sind all die Aufgaben, die das Leben und den Alltag erst möglich machen – und die häufig als selbstverständlich angesehen werden.
Warum bleibt der Gender Care Gap so groß?
Obwohl sich gesellschaftlich viel tut, bleibt der Gender Care Gap in Deutschland mit 44,3 % (Stand: 2022) nach wie vor erschreckend groß. Aber warum ist das so?
Die Gründe sind vielfältig – von tief verwurzelten Rollenbildern bis hin zu strukturellen Problemen. Lass uns genauer hinschauen.
1. Traditionelle Rollenbilder: „Das machen Frauen doch einfach besser“
Auch heute sind alte Denkmuster erstaunlich hartnäckig. Frauen werden oft automatisch mit Tätigkeiten wie Kinderbetreuung, Kochen oder Hausarbeit in Verbindung gebracht – und das nicht nur von anderen, sondern manchmal sogar von sich selbst. Männer wiederum sehen sich oft in der Rolle des Hauptverdieners, auch wenn beide Partner arbeiten. Das hat historische Wurzeln, aber es beeinflusst immer noch, wie Paare ihren Alltag organisieren:
- Nach der Geburt eines Kindes rutscht der Großteil der Paare von einem gleichberechtigten Modell in ein traditionelleres Schema. Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit oder steigen ganz aus, während Männer oft Vollzeit weiterarbeiten.
- Viele denken: „Mama ist einfach die bessere Organisatorin.“ Aber ist das wirklich so, oder fehlt nur die Möglichkeit für beide, es anders zu machen?
2. Teilzeit als Stolperfalle
Ein großes Hindernis ist die Teilzeitfalle. Über 80 % der Teilzeitbeschäftigten in Deutschland sind Frauen. Und das nicht unbedingt, weil sie es wollen, sondern weil es „praktisch“ erscheint: Wenn Kinder oder Angehörige betreut werden müssen, ist oft die Frau diejenige, die kürzer tritt. Das klingt nach einer kurzfristigen Lösung, hat aber langfristige Folgen:
- Weniger Einkommen, weil Frauen oft nicht wieder auf Vollzeit wechseln.
- Weniger Karrierechancen, weil Teilzeitstellen selten mit Führungsverantwortung einhergehen.
- Weniger Rentenansprüche, was die finanzielle Abhängigkeit im Alter verstärkt.
3. Unflexible Strukturen in der Arbeitswelt
Die Arbeitswelt in Deutschland ist oft noch wenig familienfreundlich. Flexible Arbeitsmodelle wie Jobsharing oder 4-Tage-Wochen sind für viele Branchen noch die Ausnahme. Gerade Männer, die gerne mehr Sorgearbeit übernehmen würden, stoßen auf Hindernisse:
- Angst vor Karrierenachteilen, wenn sie Elternzeit nehmen oder Teilzeit arbeiten.
- Ein fehlendes gesellschaftliches Verständnis dafür, dass auch Männer Care-Arbeit leisten können.
Das Ergebnis: Frauen übernehmen weiterhin den Großteil der unbezahlten Arbeit, weil es „irgendwie einfacher“ ist.
4. Mangelnde Infrastruktur: Wo bleibt die Unterstützung?
Ein weiterer Grund ist die fehlende Infrastruktur. Besonders bei Kinderbetreuung und Pflege gibt es große Lücken, die Frauen auffangen müssen:
- Betreuungsplätze sind oft rar oder haben eingeschränkte Öffnungszeiten, die mit einem 9-to-5-Job kaum vereinbar sind.
- Für die Pflege von Angehörigen gibt es oft nur begrenzte Unterstützung. Frauen springen hier in der Regel ein, weil sie sich verantwortlich fühlen oder keine andere Wahl haben.
5. Gesellschaftliche Erwartungen und Schuldgefühle
Viele Frauen fühlen sich schlicht verpflichtet, sich um Kinder, Haushalt oder Angehörige zu kümmern – selbst dann, wenn sie arbeiten. Gesellschaftliche Erwartungen und eigene Ansprüche an Perfektion verstärken dieses Gefühl:
- Aussagen wie „Was, du hast keinen selbstgemachten Kuchen dabei?“ oder „Du arbeitest Vollzeit? Aber wer kümmert sich um die Kinder?“ setzen Frauen unter Druck.
- Viele Männer hingegen erfahren weniger Kritik, wenn sie sich aus der Sorgearbeit zurückziehen.
6. Langsamer Kulturwandel
Es gibt Fortschritte – der Gender Care Gap hat sich von 52,4 % (2012) auf 44,3 % (2022) verringert. Aber der Wandel ist langsam. Warum?
- Gesellschaftliche Strukturen ändern sich nicht über Nacht.
- Traditionelle Rollenbilder werden von Generation zu Generation weitergegeben.
Der Gender Care Gap bleibt groß, weil strukturelle Hindernisse, gesellschaftliche Erwartungen und persönliche Entscheidungen miteinander verwoben sind.
Die gute Nachricht? Jeder kann seinen Teil dazu beitragen, das zu ändern – ob durch eine partnerschaftliche Aufteilung der Arbeit, politische Maßnahmen wie mehr Partnermonate beim Elterngeld oder eine familienfreundlichere Arbeitswelt. Der Schlüssel ist, Verantwortung zu teilen – und zwar auf allen Ebenen.
Lebensphasen: Wann ist der Gender Care Gap besonders groß?
Der Gender Care Gap ist nicht in allen Lebensphasen gleich. Hier eine Übersicht:
Lebensphase | Gender Care Gap |
---|---|
Vor dem 30. Lebensjahr | Relativ gering. Viele Paare leben ein partnerschaftliches Modell, in dem die Arbeit gleich verteilt ist. |
Zwischen 30 und 39 Jahren | Explosiver Anstieg. Frauen übernehmen den Großteil der Sorgearbeit – vor allem nach der Geburt eines Kindes. In der Altersgruppe 35–39 beträgt der Gender Care Gap über 100 %. |
Ab 40 Jahren | Die Lücke nimmt ab, da die Kinderbetreuung weniger wird. Aber: Frauen übernehmen weiterhin mehr Hausarbeit und Pflege. |
Besonders spannend: Vor der Geburt eines Kindes teilen sich viele Paare die Arbeit noch relativ gleichberechtigt auf. Nach der Geburt übernehmen Frauen dann plötzlich viel mehr Arbeit, während Männer oft Vollzeit arbeiten. Diese Dynamik ist eine der Hauptursachen für den Gender Care Gap.
Warum der Gender Care Gap alle betrifft
Man könnte jetzt sagen: „Na gut, das ist doch deren private Sache.“ Aber so einfach ist es nicht. Der Gender Care Gap hat Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft:
- Weniger Einkommen für Frauen: Durch die zusätzliche Belastung mit unbezahlter Arbeit haben Frauen weniger Zeit für ihren Job. Das führt zu niedrigeren Gehältern (Gender Pay Gap), schlechteren Karrierechancen und langfristig zu geringeren Rentenansprüchen (Gender Pension Gap).
- Psychische Belastung: Die ständige Doppelbelastung aus Job und Haushalt kann zu Stress, Burnout und anderen psychischen Problemen führen.
- Wirtschaftlicher Verlust: Wenn Frauen weniger arbeiten, geht der Gesellschaft wertvolle Arbeitskraft verloren – und das bremst auch die Wirtschaft.
Wie wirkt sich der Gender Care Gap auf die Rente aus?
Die Ungleichheit in der Verteilung von Sorgearbeit endet nicht, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Sie begleitet Frauen oft ein Leben lang – besonders bei der Rente. Hier ein paar Zahlen:
- Der Gender Pension Gap (also die Rentenlücke zwischen Männern und Frauen) liegt bei 27,1 % – wenn Hinterbliebenenrenten eingerechnet werden. Ohne diese liegt die Lücke sogar bei 39,4 %.
- Frauen erhalten im Durchschnitt etwa 890 Euro gesetzliche Rente pro Monat. Männer bekommen rund 1.373 Euro – ein Unterschied von fast 500 Euro.
- Jede fünfte Frau über 65 Jahre gilt als armutsgefährdet – bei Männern ist es nur jeder sechste.
Die Gründe dafür sind klar: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Karriere für die Familie und zahlen dadurch weniger in die Rentenkasse ein. Das macht sie im Alter oft finanziell abhängig von ihren Partnern.
Was muss passieren? Lösungen und Maßnahmen
Der Gender Care Gap ist kein Naturgesetz – er ist das Ergebnis von gesellschaftlichen Strukturen, veralteten Rollenbildern und politischen Entscheidungen.
Aber es gibt Wege, die Lücke zu verkleinern.
1. Traditionelle Rollenbilder aufbrechen: Gleichberechtigung beginnt zu Hause
Das größte Hindernis? Alte Denkmuster. Frauen „kümmern sich besser um die Kinder“, Männer „sind die Ernährer“ – Schluss mit diesen Klischees! Paare können viel erreichen, wenn sie aktiv eine partnerschaftliche Aufteilung der Sorgearbeit anstreben:
- Gemeinsam planen: Wer übernimmt wann welche Aufgaben? Das kann bei der Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen oder im Haushalt anfangen.
- Väterzeit fördern: Männer sollten selbstverständlich Elternzeit nehmen und sich in Teilzeit engagieren – ohne das Gefühl zu haben, ihre Karriere zu gefährden.
2. Mehr Männer in die Verantwortung holen: Care-Arbeit ist nicht „Frauensache“
Für echte Gleichberechtigung müssen auch Männer stärker eingebunden werden. Das funktioniert nicht nur durch Gespräche, sondern auch durch klare Anreize:
- Partnermonate beim Elterngeld ausweiten: Warum nicht 6 Monate verpflichtende Elternzeit für beide Partner? Das schafft nicht nur eine fairere Verteilung, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Vätern und Kindern.
- Karriere mit Care-Arbeit kombinieren: Flexible Arbeitszeiten oder Jobsharing-Modelle sollten auch für Männer zur Norm werden. Unternehmen, die das unterstützen, gewinnen langfristig.
3. Politische Reformen: Finanzielle Anreize und weniger Hürden
Die Politik spielt eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, Strukturen zu ändern. Ein paar Ansätze:
- Abschaffung des Ehegattensplittings: Das aktuelle Steuermodell belohnt Einverdiener-Ehen und hält Frauen oft in Teilzeitjobs. Stattdessen braucht es steuerliche Vorteile für Familien, die Erwerbs- und Care-Arbeit partnerschaftlich aufteilen.
- Bessere Anerkennung von Pflegearbeit: Pflegezeiten sollten vollständig auf die Rente angerechnet werden – genauso wie Erwerbsarbeit. Ein Familienpflegegeld, ähnlich wie das Elterngeld, könnte Pflege entlasten und fairer machen.
- Kinderbetreuung ausbauen: Mehr Kitas, längere Öffnungszeiten und eine bessere Bezahlung für Erzieher:innen – das wäre ein Gamechanger für viele Familien.
4. Unternehmen in die Pflicht nehmen: Familienfreundlich ist das neue Cool
Es braucht nicht nur gesellschaftliche und politische Maßnahmen – auch die Wirtschaft muss sich bewegen. Arbeitgeber können dazu beitragen, dass Care-Arbeit fair verteilt wird:
- Flexible Arbeitsmodelle: Homeoffice, 4-Tage-Wochen oder Gleitzeit sollten keine Ausnahmen, sondern Standard sein.
- Teilzeit ohne Karriereknick: Führungskräfte in Teilzeit sind möglich – und Unternehmen, die das fördern, werden attraktiv für Top-Talente.
- Care-Arbeit entstigmatisieren: Unternehmen sollten aktiv Männer dazu ermutigen, Elternzeit oder Pflegezeit zu nehmen. Und ja, das muss in den Chefetagen genauso selbstverständlich sein wie im normalen Büro.
5. Mehr Unterstützung für pflegende Angehörige: Entlastung ist alles
Nicht nur Eltern stehen vor Herausforderungen – auch die Pflege von Angehörigen trifft oft Frauen besonders hart. Hier braucht es dringend bessere Lösungen:
- Pflegezeit flexibler gestalten: Ähnlich wie Elternzeit könnte es für die Pflege von Angehörigen ein festes Zeitkontingent mit staatlicher Unterstützung geben.
- Professionelle Unterstützung fördern: Mehr bezahlbare Pflegeangebote würden Familien entlasten und Care-Arbeit fairer verteilen.
6. Bildung und Aufklärung: Schon bei den Kleinsten anfangen
Der Wandel beginnt im Kopf – und zwar von klein auf. Schulen und Medien können helfen, traditionelle Geschlechterrollen aufzubrechen:
- Workshops zu Gleichberechtigung: Warum nicht schon in der Schule darüber sprechen, wie Care-Arbeit fair aufgeteilt werden kann?
- Vorbildfunktion in den Medien: Werbung und Serien sollten Rollenklischees vermeiden und partnerschaftliche Modelle zeigen.
Der Gender Care Gap ist änderbar – aber nur gemeinsam
Es gibt keinen Quick Fix für den Gender Care Gap, aber jede Maßnahme hilft, die Lücke zu schließen. Das Wichtigste: Männer, Frauen, Politik und Wirtschaft müssen an einem Strang ziehen. Es geht nicht nur darum, Frauen zu entlasten – sondern darum, allen Geschlechtern die gleichen Chancen zu geben, ein erfülltes Berufs- und Privatleben zu führen.
Und das kann nur klappen, wenn wir gemeinsam Verantwortung übernehmen.
Fazit: Der Gender Care Gap – eine Lücke, die wir schließen müssen
Der Gender Care Gap zeigt, wie tief Ungleichheit in unserer Gesellschaft verwurzelt ist. Aber es gibt Hoffnung: Die Lücke hat sich in den letzten Jahren langsam verkleinert – von 52,4 % im Jahr 2012 auf 44,3 % heute. Das ist ein Fortschritt, aber noch lange nicht genug.
Was wir brauchen, ist ein gesellschaftlicher und politischer Wandel. Denn die gerechtere Verteilung von Sorgearbeit nützt am Ende allen – nicht nur Frauen. Männer profitieren ebenfalls davon, wenn sie eine stärkere Rolle in der Familie übernehmen können, ohne dafür berufliche Nachteile zu befürchten.
Und am wichtigsten: Unsere Kinder wachsen in einer Welt auf, in der Gleichberechtigung nicht nur ein Wort, sondern gelebte Realität ist.