In der Vergangenheit haben wir Euch bereits ein Werk von Autor Arne Ulbricht vorgestellt. Denn er ist ein Papa ganz nach unserem Geschmack. Er nimmt sich Zeit für seine Kinder und sagt darüber hinaus mit klaren und oft unterhaltsamen Worten, was ihn umtreibt und wo es noch Dinge zu verbessern gibt. So eine klare Kante finden wir bemerkenswert. Und darum nehmen wir sein neuestes Werk, das Kinderbuch „Luna – Ein Fliegenpilz im Erdbeerkleid“ heute zum Anlass, ihm ein paar persönliche Fragen zu stellen.
Aber vorab kurz noch ein paar Infos zu dem aktuellen Buch von Luna. Das habe ich meiner Tochter an ein paar Abenden vorgelesen und wir fanden es beide ganz großartig. Denn es gibt diverse Parallelen. Auch bei uns muss die Mama als Gründerin vom Shop Adventman gerade viel arbeiten, wenn auch nicht im Ausland. Meine Tochter ist – wie Luna – auch sieben Jahre und in der zweiten Klasse. Ich mag auch keine Gartenarbeit.
- Ulbricht, Arne (Autor)
Und das Handy haben wir zuhause wahrscheinlich auch zu oft in der Hand. Daher mussten wir beide an einigen Stellen ziemlich schmunzeln. Da dachten wir: „..woher weiss Arne, was bei uns los ist“? Wer also Grundschulkinder hat, für den ist das Buch sehr zu empfehlen. Als Vorlesebuch oder bei etwas älteren Kindern auch zum Selbstlesen. Uns hat Luna ziemlich viel Freude bereitet.
Hier nun also unser Interview mit ARNE ULBRICHT.
1. Du bist Papa, Lehrer und Autor. Bitte stelle Dich kurz vor.
Papasein ist mit Sicherheit das Wichtigste, und das schreibe ich jetzt nicht bloß, weil meine Kinder schon längst lesen können. Bevor ich zum ersten Mal Papa wurde (2003 in Hamburg, 2007 dann zum zweiten Mal in Berlin), war ich bereits Autor. Und zwar viele Jahre lang der erfolgloseste Autor Deutschlands, weil meine Bücher gar nicht erst erschienen sind. Doch plötzlich klappte es, und da ich inzwischen auch Lehrer geworden war, war ich plötzlich alles Drei. (Sollte ich irgendwann mal einen Bestseller landen, dann werde ich allerdings Lehrer gewesen sein…)
2. Der Lehrermangel ist gerade ein großes Thema. Erklär doch mal, warum es total sexy ist, Lehrer zu sein.
Als Lehrer bist du im Klassenraum Chef, und wer träumt nicht davon, auch mal Chef zu sein? Und wenn man es dann doch mal schafft, die jungen Leute für irgendetwas zu begeistern, ist das ein sagenhaft geiles Gefühl. Überhaupt: Man arbeitet mit jungen Menschen zusammen! Das ist oft witzig, manchmal sogar erfüllend.
3. Viele Arbeitgeber bemängeln die Einsatzbereitschaft und Flexibilität der Generation Z. Bemerkst Du auch in der Schule eine Veränderung?
Ich habe schon den Eindruck, da kommt eines zum anderen. Helikoptereltern einerseits, und Kinder, die sich supergern helikoptern lassen. Das ganze Elend ist durchs Smartphone verschärft worden. Ich war damals immer glücklich, wenn ich meine Eltern mal nicht erreichen konnte, und vor allem, wenn sie mich nicht erreichen konnten! Für die Eltern-Kind-WhatsApp-Gruppen ist das ja ein Alptraum, so was merkt man zum Beispiel auf Klassenfahrten. Und das führt vielleicht ja doch dazu, dass man länger bei Mami und Papi wohnen bleiben möchte, anstatt einfach mal auf eigenen Füßen zu stehen.
4. Du machst Dich stark gegen die Digitalisierung. Wie hast Du Deine Kinder an Medien herangeführt?
Ganz einfach: Ich selbst habe kein Smartphone! Mich selbst sehen und sahen die Kinder ständig mit einem Buch in der Hand. Ich habe ihnen abends vorgelesen. Jeden Abend! Die Kinder kamen wohl auch deshalb nie, und haben nach etwas gebettelt, was vor allem Papa vollkommen egal war. (Allerdings hat mein Sohn, inzwischen 15, irgendwann seine Liebe für diverse Spiele entdeckt, weshalb er manchmal absurd lange vor dem Rechner sitzt und den Bildschirm anbrüllt, was mich ganz nervös macht.)
5. Du wurdest 1972 in Kiel geboren und bist über Nancy, Tübingen, Paris, Hamburg und Berlin in Wuppertal gelandet. Wie konnte das passieren?
Ich war eher so durchschnittlich in allem, nur im Sport war ich gut. Meine Frau wiederum ist so eine mit Einserabi, und auch alles, was dann kam, war bei ihr immer gut. Deshalb haben wir uns früh darauf geeinigt, dass sie die Geldverdienerin bei uns wird. Ich bin ihr immer hinterhergereist. Nach dem Studium nach Hamburg supergern, von Hamburg nach Berlin fand ich auch aufregend, und nun bin ich hier in Wuppertal gestrandet. Ist aber okay hier. Aber ewig bleiben möchte ich trotzdem nicht. Übrigens zanken wir uns wie die meisten Ehepaare ständig über Kleinkram. Aber darüber haben wir uns noch nie gestritten.
6. Du hast ein Jahr Elternzeit genommen. Wie war das und kannst Du das anderen Papas empfehlen?
Wenn es finanziell möglich ist, empfehle ich das unbedingt!!! Denn ganz ehrlich: Eine Mutter, vor allem eine stillende Mutter, hat eh ein extrem enges Verhältnis zu ihrem Baby. Das zu leugnen wäre lächerlich. Papas müssen sich das erarbeiten, und warum sollte man damit nicht früh anfangen? (Dann können ziemlich schnell beide Elternteile das Kind ins Bett bringen, Frauen können das nämlich sowieso.) Außerdem ist eine Vaterelternzeit allein deshalb abenteuerlich, weil man natürlich ständig unter Müttern ist.
Die Mütter selbst finden es zum Beispiel vollkommen normal, im PEKIP-Kurs zu sitzen und anschließend auf einen Spielplatz zu gehen. Für mich als Mann war das fast schon eine Extremerfahrung, die ich nicht missen will. Das Elternzeitjahr war das schönste Jahr, das ich überhaupt erlebt habe. (Allerdings war meine Tochter auch durchgehend gesund – beim Arzt war ICH nur mit ihr zum Impfen usw.)
7. Du veröffentlichst eine Vielzahl an Büchern. Sag uns mal, was es alles von Dir zu lesen gibt?
Meine ersten Bücher sind Sachbücher, in denen ich mich kritisch mit dem Lehrerberuf auseinandersetze oder fürs Vorlesen werbe. Mein belletristisches Werk umfasst zwei Romane und einen Erzählband. In nicht von dieser Welt geht es um einen Lehrer, der Amok läuft. (Das ist jetzt eher kein Feelgood-Roman.) Dann habe ich einen Roman über den französischen Schriftsteller Guy de Maupassant geschrieben. Meine Frau behauptet, dass es darin viel zu viel um Sex gehe, aber das stimmt nicht. Der Roman erscheint demnächst in Frankreich, weshalb ich gerade sehr nervös bin. In Vatertag! geht es um… Väter. Einige Geschichten sind heiter, andere traurig, manche auch brutal.
8. Dein neuestes Werk heißt „Luna – Ein Fliegenpilz im Erdbeerkleid“. Wer sollte dieses Buch unbedingt lesen?
Kindern ab fünf können es vorgelesen bekommen, Sieben- und Achtjährige können es schon selbst lesen. Ich glaube, dass das Buch auch deshalb ein echtes Familienbuch ist, weil es darin ja viel um Familie geht. Zum Beispiel findet Luna, dass Mama zu viel am Handy ist und lässt das Handy deshalb im Eisschrank verschwinden. (Am Ende findet es Mama…) Und Luna ist ein Mädchen, das gern auf Bäume klettert, Regen mag und heimlich schnitzt, was nicht so gut klappt.
9. Was liegt momentan an einem bunten Familien-Spieleabend bei Euch auf dem Tisch?
Mit meiner Tochter spiele ich, nachdem wir ungefähr 1000mal Siedler von Catan gespielt haben, gerade Risiko – das habe ich früher mit meinen Freunden gespielt. Zu viert spielen wir viel Karten. Wizzard zum Beispiel.
10. Und wenn Du mal nur an Dich denkst, was treibst Du dann?
Tagsüber inlinern, abends Rotwein trinken und lesen. (Und wenn meine Frau und ich mal nur an uns denken: In die Oper, ins Theater oder ins Kino gehen, oder einfach eine Folge einer Serie gucken.)
Mein lieber Arne, besten Dank für die spannenden Antworten. Dir weiterhin ganz viel Erfolg und tolle Ideen für weitere Bücher. Wir werden es verfolgen…
Fotos: Titel © talent! 2014 // Buch © Daddylicious // Rest © Daniel Schmitt