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Interview mit Daddy Gil Ofarim über die Vaterrolle

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Gil Ofarim ist den meisten von Euch wahrscheinlich spätestens seit seiner Teilnahme bei „The Voice of Germany“ im Jahr 2012 ein Begriff. Dabei hat er noch viel mehr zu bieten. Er stammt aus einer recht populären Musiker-Familie und trat erstmals in einer BRAVO Foto-Lovestory in Erscheinung. Ab 1997 – mit 15 Jahren – spielte er in diversen Bands und in großen Hallen. Als Schauspieler trat er im Fernsehen auch schon in Erscheinung.

Seine wichtigste Rolle – die Vaterrolle – übt Gil Ofarim seit der Geburt von Sohn Leonard Dean im März 2015 aus. Sein erstes Kind hat sein Leben verändert und das Familienleben nimmt seitdem sehr viel Raum ein. Das zweite Kind wird im Januar 2017 erwartet. Gil engagiert sich unter anderem als „PampersPapa“ im Rahmen der aktuellen Pampers-Kampagne „Eine neue Generation Windeln für eine neue Generation Väter“. Wir haben ihn ans Telefon bekommen und ihm unsere recht persönlichen Papa-Fragen gestellt.

Hier sind die Antworten von GIL OFARIM:

1. Viele kennen Dich, aber vielleicht doch nicht alle. Stell Dich bitte kurz vor.
Mein Name ist Gil Ofarim, ich mach Musik, seitdem ich denken kann, stehe seit meinem vierten Lebensjahr auf der Bühne und habe seitdem sechs oder sieben Alben herausgebracht, 5 Mio. Platten verkauft, Filme gedreht, bin Synchronsprecher, spreche Werbung, aktuell für Marlboro. Außerdem bin ich verheiratet – was ich nie wollte – und jetzt bin ich es und finde es super. Hab ein Kind und das zweite ist auf dem Weg. Das bin ich.

2. Was ist in dieser zweiten Schwangerschaft denn anders als beim ersten Kind?
In dieser zweiten Schwangerschaft ging es meiner Frau nicht ganz so gut. Im Vergleich dazu war die erste Kinderfasching. Total easy. Aber dieses Mal gings ihr einfach miserabel und schlecht. Und überspitzt gesagt: es war nicht so schlimm, aber ich war an allem Schuld. Ihr ging es einfach nicht gut. Sie hatte die Morgenübelkeit, auch zwischendrin Stimmungsschwankungen. Die hatte sie bei der ersten Schwangerschaft nicht. Da war alles easy peasy. Sie konnte bis zum Ende fast alles tun wie lange Spaziergänge und sowas. Aber es wird gerade besser.

3. Wie war der Prozess der Namensfindung?
Wir haben eine gemeinsame Liste, jeder auf seinem Handy. Und da stehen alle Varianten für Jungs und für Mädchen drauf. Und es sind für beide Geschlechter jetzt noch die Top 4. Wir werden da jetzt aber nicht kämpfen. Denn ich weiss, wir werden uns da einigen, wenn das Kind da ist und wir es auf dem Arm haben, dann werden wir sagen: klar, das ist die oder der. Aber bis dahin wissen wir es noch nicht. Leider.

4. Du kommst selbst aus einem Musiker- und Künstlerhaus. Wie hast Du Deinen eigenen Vater damals erlebt?
Ohne etwas zu Persönliches ausplaudern zu müssen, gibt es Dinge an den Eltern und dem Vater, die man erst versteht, wenn man selber Vater ist. Und man erkennt in sich selber auch Dinge, die man vielleicht sogar früher an seinem Vater kritisiert hat. Und nun tut man sie selber. Aus Gewohnheit. Oder weil es in Dir drin ist. Auf jeden Fall versteht man einiges mehr.

Da hab ich – ich will nicht sagen Frieden geschlossen – aber auf jeden Fall einiges verziehen. Mein Papa war zum Beispiel sehr ängstlich in Bezug auf Entführungen oder sowas, denn er ist schon früh bedroht worden, weil er aus Israel kommt. Er hatte oft Drohungen im Briefkasten und ist daher sicherlich gebrandmarkt. Daher hatte er auch Sorgen, dass er nun auch verletzlicher ist, weil er nun Kinder hat. Das hat sich dann auf uns projiziert. Wir konnten wenig rausgehen zum Spielen, sondern immer nur in Begleitung. Und jetzt kapier ich das aber, wo ich selbst ein Kind habe. Nur ich glaube, so ein bißchen Coolness täte allen Papas gut, denn die Kinder sind ja nicht aus Zucker.

Ich selbst hatte zu Anfang immer wahnsinnig Schiss, wenn der Kleine an der Tischkante herumlief. Dann habe ich aber schnell gecheckt: ne, das ist Blödsinn. Wir müssen keine Gummizelle aus unserer Wohnung machen. Vielleicht fällt ein Kind einmal hin. Aber dann checkt er das und dann passt das schon.

5. Du bist ja ein durchaus bekanntes Gesicht, schützt Du Deine Kinder in der Öffentlichkeit?
Ich bin da eigentlich recht gelassen und mache da auch eher nur Blödsinn mit meinem Sohn und bin mir da für nichts zu fein. Mir ist völlig egal, was andere Leute sagen oder denken, wenn wir auf der Straße herumblödeln.
Es gibt von unserem Sohn keine Fotos von vorne in der Presse und ich selbst poste da auch nichts in diese Richtung. Mir ist noch niemand zu nahe gekommen. Klar passt man auf, wenn man mit dem Kinderwagen durch die Straße fährt. Nicht so wie früher, wo man einfach drauflosläuft. Ich guck da lieber zweimal, ob jemand kommt.

6. Dein Beruf bietet Dir viel Flexibilität. Hast Du es dadurch besser als andere Väter?
Ich glaube, das gleicht sich alles aus. Es gibt Zeiten, da bin ich sehr viel weg. Und dann gibt es Tage, an denen ich von morgens bis abends zuhause sein darf. Ich sag bewusst „ich darf das“ und nicht „ich muss das“. Ich freue mich darüber. Und dann ist auch klar, dass ich die Rolle des Frühaufstehers oder die Nachtschicht übernehme. Denn wenn ich weg bin, macht das meine Frau ganz allein. Ich schätze das schon sehr und verfluche das zugleich.

7. Singst Du Gute-Nacht-Lieder und welches ist der „greatest hit“?
Sein Lieblingssong ist gerade „ha do yuhu“ – das ist „Happy Birthday“. Er ist ja in der KiTa und da hat anscheinend jeden zweiten Tag irgendein Kind Geburtstag. Und daher singt er von morgens bis abends, obwohl er es nicht wirklich aussprechen kann „ha do yuhu“. Ansonsten läuft bei uns sehr viel Klassik. Wir haben so eine Sonos-Anlage zuhause, in jedem Zimmer ist eine Box. Und da läuft durch das ganze Haus eigentlich immer Klassik-Musik. Und wenn die Mama dann mal nicht mehr im Haus ist, dann macht der Papa Rockmusik an und der Kleine flippt völlig aus. Dann rennt er im Wohnzimmer vor den Fernseher und mosht ein bißchen. Ich glaube, er wird Headbanger.

8. Nimmst Du Dir noch Zeit für Hobbies und Freunde oder verbringst Du die freie Zeit mit der Familie?
Ich beschränke meine Zeit momentan auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Du lernst ganz schnell, was Bullshit und was wirklich wichtig ist. Ich finde es nach wie vor wichtig, meine Freunde zu sehen und ab und zu auch mal nicht nur die funktionierende Person zu sein, sondern auch mal wieder Du selbst zu sein. Daher teil ich mir das sehr gut ein. Ich bin leider beruflich sehr viel weg. Aber auch meine Frau muss ab und zu mal Dinge nur für sich machen. Sauna, Wellness, Sport oder Kosmetik und Mädchenquatsch im positiven Sinn. Das macht sie auch. Und wenn es an Tagen ist, an denen ich da bin, dann kümmere ich mich um den Kleinen allein. Das ist ja keine Bestrafung. Sondern ich finde das super.

9. In der aktuellen Pampers Väter-Studie wird die „Neue Generation Väter“ beschrieben. Gibt es die aus Deiner Sicht überhaupt und was zeichnet sie aus?
Ich glaube, auf der einen Seite sind wir jüngeren Väter cooler, gleichzeitig aber auch ein Stück weit spießiger. Wenn das irgendwie Sinn macht… unsere Eltern haben die Sechziger und Siebziger erlebt, die waren da voll drin. Wahrscheinlich werden deshalb Kinder von Rockern und Künstlern etwas konservativer, weil sie eventuell das Gegenteil wollen. Und irgendwie sind in meinem Freundeskreis alle so. Die meisten sind einen Tick älter und alle sind ein Stück weit konservativer. Ich hasse dieses Wort „Werte“, aber ich finde es trotzdem ziemlich wichtig.

Ich bin auf gar keinen Fall so einer der unautoritär ist. Mit so Kleinigkeiten wie „bitte“ und „danke“ kann man nicht früh genug anfangen. Oder „Hallo“ sagen. Unser Sohn heißt Leonard, aber wir nennen ihn meist Leo oder auch Bambam, weil er das Haus auseinander nimmt, der geht durch die Straßen oder den Supermarkt und grüßt einfach wildfremde Leute. Und mit dieser kleinen Geste zaubert er ein Lächeln auf das Gesicht anderer Leute. Und das ist schon so viel. Das finde ich, sind gute Werte. Wichtig ist Offenheit, einfach raus, gegenwärtig sein.

Den distanzierten Sonntags-Papa habe ich selbst nie erlebt. Mein Vater war bei meiner Geburt schon 45 Jahre. Daher gab es bei uns kein gemeinsames und intensives Kicken oder Tennis spielen, weil er das nicht wirklich konnte. Er war damals auch noch schwerer Raucher. Aber dafür gab es andere Dinge wie zum Beispiel Musik machen. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es noch Väter gibt, die noch in diesen klassischen Rollenmustern denken, in denen die Mama für die Erziehung zuständig ist und Papa das Geld verdient. Ich wäre erschrocken, wenn es das noch gibt und wenn sich der Papa nach der Geburt nicht gleichberechtigt um die Kinder kümmert. Jedem das Seine, aber wir teilen uns alles rund ums Kind und anders kann ich es mir auch nicht vorstellen.

10. Und wie ist es bei Euch zuhause: Wechselst Du jede zweite Windel oder habt Ihr eine andere Aufgabenteilung?
Fragt zur Seite: „Schatz, wechsel ich jede zweite Windel?“ – Ja, meine Frau sagt ja. Wir haben uns schon sehr früh die Nächte geteilt. Da haben wir dann auch gern unsere Witze drüber gemacht und den anderen verarscht, wenn er nicht arbeiten musste. Da hieß es dann „Du hast heute Schicht, höhö…“. Das habe ich ein Dreivierteljahr gemacht. Danach konnte ich das nicht mehr machen, denn wenn ich nachts rausmuss, dann penn ich nicht mehr ein. Meine Frau hingegen kann immer schlafen. Deswegen macht sie jetzt die Nächte und ich mache die Frühschicht. Dann kann sie ausschlafen und da kommen wir super mit klar.


11. Zwei Schwangerschaften in zwei Jahren – bleibt da noch Zeit für Romantik?

Fragt nochmal zur Seite: „Baby, haben wir noch Zeit für Romantik trotz zwei Kindern in zwei Jahren?“. Sie sagt „Ja“. Ich hätte jetzt „oh yeah“ gesagt…

Wir bedanken uns für dieses wirklich ausführliche und sehr persönliche Telefonat. Wir werden verfolgen, was mit Gil und seiner kleinen Familie in Zukunft passiert. Rock on…

Fotos: Titel © Sebastian Zell //

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