Interviews

Interview mit Komiker und Autor Johann König

JohannKoenig c Boris Breuer 1977 e1676896695586

Ich weiss nicht mehr, wann ich Johann König das erste Mal im Fernsehen gesehen habe, wahrscheinlich war es vor über zehn Jahren im Quatsch Comedy Club. Und ich finde ihn seitdem wirklich großartig, mit seiner langsamen Art und seinem Humor trifft er bei mir voll ins Schwarze. Was die wenigsten wissen ist, dass Johann König auch drei Kinder hat. Und weil auch das für eine Menge lustige Geschichten sorgt, hat er darüber nun das Buch „Kinder sind was Wunderbares, das muss man sich nur IMMER WIEDER sagen“ geschrieben. Und das solltet Ihr wirklich alle lesen, denn auch das Buch ist wahnsinnig lustig.

Wir haben Johann König im Rahmen der Buchvorstellung interviewt und ihm unsere 10 Fragen gestellt. Und wenn Ihr noch nicht sicher seid, ob er auch in seiner Vaterrolle wirklich witzig ist, dann solltet Ihr nach diesem Interview überzeugt sein. Es sei denn, Ihr habt keinen Humor. Aber das kann ich mir kaum vorstellen.

Hier sind also die 10 Antworten von JOHANN KÖNIG:

1. Du bist ja auf der Bühne ja eigentlich ein ganz lustiger Typ? Wieviel Humor braucht man, um drei Kinder in die Welt zu setzen?
Humor hilft immer. Mit den Kindern lachen, über sich selber lachen, mit der Frau über die Kinder lachen, das tut immer gut. Ohne Humor wäre das Familienleben unerträglich. Spannend wird es, wenn man bei den Kindern den Fortschritt des Ironie-Verständnisses auslotet. „Papa, wo kommen die Schuhe hin?“ „Na, überleg mal. In die Toilette!“ Wenn das Kind dann sagt: „Nein, in die Schuh-Tiste“, ist der Fortschritt erkennbar, wenn es aber Richtung Toilette eilt, sollte man hinterher laufen.

JohannKoenig c Boris Breuer 2120

2. Brüllen oder laut werden traut man Dir gar nicht so recht zu. Oder ändert sich das, wenn die Haustür hinter Dir zufällt?
Aber klar doch. Zuhause wird schon mal gebrüllt. Eher als auf dem Spielplatz. Aber nicht oft. Höchstens dreimal im Monat. Ansonsten verpufft die Wirkung. Wenn ich wirklich mal im Affekt los schreie, dann erschrecken sich alle, und Ruhe Unvernunft, Entschuldigung, und Ruhe und Vernunft kehren zurück.

3. Sicherlich wirst Du auf der Straße sofort erkannt. Schirmst Du Deine Kinder in der Öffentlichkeit ab?

Fotos von mir und den Kindern – von Fremden gemacht – sind selbstredend ein Tabu. Aber abgeschirmt werden muss niemand. So wild ist das nicht. Bin ja Komiker und kein Popstar. Und die meisten im Viertel kennen mich und die Kinder, und von denen will niemand ein Foto machen.

4. Du hast einen Sohn und zwei Mädchen. Bekommen alle drei gleich viel von Dir ab oder gibt es da typbedingte Unterschiede?
Ich versuche, alle drei gleich ungerecht zu behandeln. Bzw. allen die gleiche Aufmerksamkeit zu geben und gleich viele Ausnahmen zu erlauben. Aber das gelingt natürlich nicht immer. Dass es das Mittlere Kind eher schwer hat, hielt ich immer für ein Gerücht. Aber wenn man darauf achtet, merkt man, dass da was dran ist. Da haben wir dann ganz bewusst versucht, gegenzusteuern. Ich frage mich oft, was wichtiger ist. Die Liebe zum Kind oder die Liebe zum Partner. Und ich vermute, die Liebe zum Partner ist wichtiger, weil die Liebe zum Kind instinktiv und automatisch immer da ist. Zumindest dann, wenn alles einigermaßen in Ordnung ist. Die Liebe, die man vom Kind zurück bekommt, ist wieder ein ganz anderer Schuh.

5. Man könnte meinen, dass Du in Deiner Zeiteinteilung flexibler bist als der Durchschnittspapa. Hast Du wirklich mehr Zeit für Kinder als andere?
Das habe ich noch nie ausgerechnet. Sonntag bis Mittwoch bin ich meist zu Hause. Und dann für drei oder vier Tage unterwegs. Aber im Sommer arbeite ich drei Monate überhaupt nicht. Da bin ich voll für sie da. Also, vermutlich sehe ich meine Kinder schon häufiger als der Durchschnittsvater.

6. Bei so einem vollen Haus brauchst Du sicherlich auch mal Zeit nur für Dich. Hast Du noch Zeit für Hobbies oder ein Bier mit Kumpels?
Ich habe die Zeit mit der Familie, die Zeit mit mir allein, und die Zeit mit Kumpels. Die letzte ist die kürzeste. Aber wenn die kurze Zeit eine Qualität hat, eine gute Qualität, dann ist das okay. Wenn ein angeblicher Kumpel mich am Sonntag Vormittag fragt, ob ich mit zum Golfen komme für ca. fünf Stunden, dann bringt es nichts, diese Frage an meine Frau weiterzuleiten. „Der Sonntag gehört der Familie“, „das kann doch nur einem kinderlosen Vollidioten einfallen“, und „du spielst doch gar kein Golf“ wären da nur ein paar ihrer Argumente. Aber ansonsten ist sie sehr cool und großzügig, weil sie weiß, wie wichtig die außerfamiliären Kontakte sind für die persönliche Psychohygiene. Wie war die Frage noch gleich?

7. Singst Du Deinen Kindern Schlaflieder vor? Welches ist Dein „Greatest Hit“?
Schlaflieder? Aber ja. Wenn man die Stimme hat … Hier mein Liebstes. Den Titel kenne ich gar nicht: „Schlaf, (Name des Kindes), schlaf jetzt ein, gleich kommt der Mond, der draußen hinter den Birnbäumen wohnt. Einer davon streichelt ihn sanft am Kinn. Lächelt der Mond und zieht leise dahin.“ Und der zweite Hit ist „Der Mond ist aufgegangen“, alle drei Strophen auswendig!!!

8. Durch Kinder verändert sich meist auch die Beziehung. Bleibt noch Zeit für Romantik?
Romantik? Naja. Romantik ist doch überbewertet. Aber auch wenn Kinder mit im Haus wohnen, sollte man sich dazu ab und an zwingen. Also es ein paar Tage vorher ganz spontan abklären. Sprich, sich Verabreden. Licht ausmachen. Kerzen anmachen. Babyfon ausmachen. Augen zu machen. Und dann Stück für Stück ganz langsam immer tiefer ins Traumland entschwinden.

2016 03 20 11.59.40

9. Und was alle Väter interessiert: welches Familienauto habt Ihr angeschafft und seid Ihr zufrieden damit?
Wir haben ein Peugeot 807. Kann ich sehr empfehlen. Großräumig. Sieben Sitze. Schiebetüren. Fenster. Lenkrad. Reifen. Alles dran.

10. Wenn eins Deiner Kinder ein Comedian werden will, unterstützt Du dabei oder willst Du das auf jeden Fall verhindern?
Comedian dürfte keiner werden, Komiker schon eher! Generell ist mein Anspruch, die Kinder bei allem zu unterstützen, wozu sie von sich aus motiviert sind. Und gleichzeitig ist es meine Pflicht, sie auf die Gefahren hinzuweisen. Ich würde ihnen also sagen, dass dieser Beruf einen Menschen sehr glücklich machen kann, weil er im Erfolgsfall ein ordentliches Maß an Freiheit und Anerkennung mit sich bringt. Und dass seine Ausübung das Gegenteil von Sicherheit bedeutet. Ich wollte und sollte ja Lehrer werden. Die Verbeamtung war für meine Eltern ganz wichtig, weil sie Sicherheit bedeutet. Heute sind sie stolz auf mich und froh darüber, wie alles gelaufen ist.

Wir bedanken uns für diese tollen und persönlichen Antworten und wünschen alles Gute – für die Bühne und die Familie!

Fotos: © Boris Breuer (Bild #1 / #2) & Willi Weber (Bild #3 / #4)

Shares: