Den Schauspieler Raphaël Vogt kennt ihr sicherlich durch etliche Fernsehserien und -filme, insbesondere durch seine Zeit bei GZSZ. Seit einiger Zeit fliegt er verstärkt in den sozialen Medien durch unsere Timeline. Denn 2018 wurde seine Tochter Kati geboren und zusammen mit Freundin Kati und der Kleinen tourt er schon seit einiger Zeit in einem Camper quer durch Europa. Über das Vanlife mit Familie berichtet er auf seinen Kanälen mit dem Titel „Van und davon“ sowie in einem Podcast. Wir wollten mehr über diese besondere Form des Familienlebens wissen, daher haben wir Raphaël Vogt zum Interview gebeten.
Uns interessiert unter anderem, was es bei so einem Trip alles zu bedenken gibt, wie man auf so engem Raum harmonisch zusammenlebt und was täglich auf dem Teller landet. Raphaël Vogt hat die Chance genutzt, uns mit sehr umfangreichen Antworten und tollen Bildern ein Stück weit mitzunehmen. Und auch wenn ich nicht unbedingt zum Dauercamper tauge, finde ich die Erlebnisse der drei wirklich großartig, gerade auch als Vater. Lest selbst.
16 Fragen an Raphaël Vogt
1. Die meisten kennen dich aus der Zeit bei GZSZ. Da bist Du 2005 ausgestiegen. Was hast Du seitdem getrieben?
Die Konstante und Priorität lag bis zur Geburt unserer Tochter Océane immer beim Drehen. Ich setz gerade eine kleine Familienzeit-Klammer. Wenn unsere Tochter in die Schule kommt, priorisiere ich wieder um.
Wie viel möchtest du sonst wissen? Ich hab einfach sehr viele Interessen und bin allen nachgegangen. Dabei bin ich wie ein Maulwurf: Wird in mir erstmal ein Interesse geweckt, wühl ich mich so tief in das Thema ein, bis ich darin zum Spezialisten werde. Teilweise habe ich neben der Arbeit als Schauspieler einige sehr zeitaufwendige Tätigkeiten parallel zu den Filmarbeiten ausgeübt. Das ist heute mit eigener Familie unmöglich geworden. Ich könnte mir vorstellen, du kennst das!
Was heisst das also konkret ohne alles aufzuzählen? Als ich bei GZSZ ausgestiegen bin, hatte ich noch ein zweites Standbein im Screendesign. Das habe ich irgendwann zugunsten der Dreharbeiten wieder runtergefahren. Augenringe und Schlafentzug machten sich vor der Kamera nicht so gut.
Ausserdem habe ich fast direkt im Anschluss zum selbsterwünschten GZSZ Ausstieg den Vollkontakt Kampfsport wieder aufgenommen, den ich wegen der dauerhaften Dreharbeiten lange nicht aktiv ausüben konnte. Das Kick- und Thaibox- und BJJ + MMA Gym wurde mein zweites Wohnzimmer. Ich habe ca 15 Jahre lang fast jeden abend wie ein Süchtiger trainiert und bin darin in der Zeit natürlich auch sehr gut geworden.
In diesem Zuge habe ich mich im MMA professionell zum Punkterichter ausbilden lassen und habe neben der gemeinschaftlichen Gründung einer eigenen Veranstaltungsreihe auch im Kampfgericht für große Promotions wie die UFC gearbeitet. Der Weg führte irgendwann zum Verbandspräsidenten der German Martial Arts Federation (GEMMAF), mit der wir einen großen Anteil aller Mixed Martial Arts Veranstaltungen in Deutschland sanktioniert haben.
Die Schauspielerei bleibt aber bis heute meine grösste Leidenschaft. Das meiste habe ich im Anschluss für Sat.1 und das ZDF gedreht und bin den Produktionen und Sendern auch immer sehr treu geblieben. Dabei habe ich meistens Hauptrollen angenommen, gern aber auch mal Episodenrollen und darin unterschiedlichste Figuren, Serien, Reihen, Filme, Primetime, Vorabend, Fiction und auch Show – war alles dabei.
In Drehpausen habe ich auch viel Im Handwerk gearbeitet. Da komme ich auch irgendwie her. Holzbau, Trockenbau, Fliesenarbeiten und weiteres erledige ich mit grösster Präzision. Elektrik- und Sanitärarbeiten verstehe ich. Damit könnt ich uns wohl auch finanzieren. Will ich aber nicht.
Im Theater hätte ich mich ausprobieren können. Aber die Vorlaufzeiten waren für mich nicht mit dem eigenen Lebensrhythmus zu vereinbaren.
Sobald wir wieder „im System sind“ und unsere Tochter in die Schule geht, mach ich mich als Schauspieler mental und körperlich wieder fit, schärfe meine Werkzeuge, erledige meine Hausaufgaben, stell mich auf die Hinterbeine und zeige mich den Castern und Besetzern wieder damit ich erneut einen festen Fuss in die Branche bekomme. So eine Auszeit kann nämlich auch einen ordentlichen Knick in der Karriere hinterlassen. Die muss man erstmal erklären:
Ich konnte mir die Gelegenheit unsere Tochter bei ihrem Lebensweg vor der Schule auf diese Art zu begleiten und ihr und uns als Familie dieses Leben zu ermöglichen einfach nicht entgehen lassen.
Die eigene Erfahrung in der Familie und im Freundeskreis hat zudem gezeigt, wie schnell das Leben sich ungewollt verändern oder vorbei sein kann. Manches möchte ich nicht mehr aufschieben und erlebe und erledige es lieber gleich.
2. Aktuell bist Du mit Partnerin Kati und deiner fünfjährigen Tochter im Camper unterwegs. Wie lange seid ihr schon auf Tour und wo hat euch die Reise bisher hingeführt?
Genau, wir reisen schon lang. Solang die Schule noch nicht ruft, versuche ich uns das Reisen weiterhin zu ermöglichen. In dieser Reiseperiode steuern wir auf ein Jahr zu. Das ist allerdings nicht die erste lange Reise im Van, die wir unternehmen. Wir sind 2023 von sogenannten Teilzeitvanlifern zu Vollzeitvanlifern geworden. Ich habe aber noch eine Wohnung in Berlin.
Wenn ich die Durchgangsländer abrechne sind es im Van bislang 12 Länder gewesen, die wir intensiv auf diese Art bereist haben. Teilweise auch mehrmals. Dabei muss man aber beachten, dass wir besonders gern Inseln besuchen und diese natürlich nicht mitzählen, selbst wenn sie sich oft selbst nicht zur Festlandpräfektur zugehörig fühlen. So oder so bleibt in Europa mit dem Van noch Rand nach oben! Wir haben lang nicht alles gesehen. Und noch haben wir ja etwas Zeit.
3. Hattet ihr vorher schon Campererfahrung, wie habt ihr euch vorbereitet und mit was für einem Boliden seid ihr auf Tour?
Wir haben vorher beide unsere eigenen Erfahrungen im Camping gemacht. Die liegen aber etwas zurück. Zusammen haben wir Wohnmobile zunächst gemietet.
Nun sind wir im eigenen 6m Kastenwagen (7m mit Anbauten) mit hohem Dach unterwegs, den ich für unterwegs gut ausgestattet hab, sodass wir recht lang autark stehen können und auch Offroadtauglichkeiten haben. Am Ende entscheidet über die Standzeiten aber immer der Wasservorrat. Egal für was man sonst alles gesorgt hat.
Wir wünschen uns oft mehr Platz. Aber zu dritt funktioniert es für uns im Kastenwagen gerade so noch und dafür kommen wir mit dem Konzept fast überall da hin, wo andere Wohnmobile schon lang Kehrt um gemacht haben.
4. Könnt ihr von unterwegs auch arbeiten oder habt ihr den Trip ganz bewusst als Auszeit genommen? Wie sieht denn die Rechnung so einer Tour aus?
Ja, ich arbeite auch von unterwegs. Zum Einen haben wir noch unseren Podcast, den ich sehr zeitintensiv auch auf Reisen mit Kati aufzeichne und hochwertig in Eigenregie produziere. Zum Anderen reise ich für Dreharbeiten oder andere berufsnahe Jobs auch mal nach Deutschland. Hinzu kommen Sprecherjobs, E-Castings und die Arbeit als Content Creator, die wir auch unterwegs für sehr ausgewählte Kooperationspartner machen.
Die technischen Voraussetzungen für die anfallenden Tätigkeiten haben wir im Van geschaffen. Aber die Arbeit ist beim Reisen sehr viel aufwendiger, zumal wir auch an sehr abgelegene Orte fahren und auf keine Kinderbetreuung zurückgreifen können. Wir sind 24/24 Std und 7/7 Tagen zusammen. Manchmal arbeite ich auch im Co-Workingspace, je nachdem wo wir gerade sind.
Ich sage immer „wir machen keinen Urlaub, wir reisen dauerhaft.“ Das meint, wir gehen nicht jeden Tag 2x essen und kaufen auch keine 20 Eis in der Woche. Wir achten auf unsere Ausgaben und müssen das auch. Das Reisen im Van besteht zu sehr grossen Teilen aus Organisation, Alltagsbewältigung und Arbeit. Wir haben unterwegs bei Weitem nicht die Ausgaben wie klassische Urlauber, die mal schnell ihre Akkus ausladen möchten. Dennoch schaffen wir uns, wie andere zuhause in festen Wänden auch, Highlights.
5. Ihr wohnt über Monate zu dritt auf wenigen Quadratmetern. Das ist wahrscheinlich nicht immer nur Romantik und Sonnenschein, oder?
Ich muss gerade echt lachen. Woher weisst du das?! Leider nein. Aber wir haben viel gelernt. Manches lernen wir offenbar auch nie. Und auch daraus können wir unsere Lehren ziehen…der Satz „vielleicht sollten wir das alles abbrechen“ ist jedenfalls schon ein paar mal gefallen in letzter Zeit. Und dann kommt da wieder das Gefühl auf, ewig so weiter reisen zu können. Glaube das kennen die meisten die langzeit im Van unterwegs sind.
Zum Glück findet unser Leben nicht nur auf den 6qm statt. Die Natur als unser Vorgarten bietet uns Ausweichmöglichkeiten.
Ich verschriftliche diese Art zu reisen als Familie übrigens auch. Mal sehen, ob ich das Buch einem Verlag anbiete oder ob es ein Zeitzeugnis für uns bleibt.
6. Wie ist denn eure Planung für 2024? Habt ihr feste Stationen geplant oder lasst ihr euch treiben?
Wir hatten ursprünglich den Plan nach einem Abstecher in den Norden die ganze Balkanroute runter nach Griechenland zu reisen und dort zu überwintern. Nun, von diesem Plan sind nur Holland und Dänemark übrig geblieben. Dann wurden es Italien, Frankreich, Korsika, Portugal, Spanien und im Winter insgesamt 5 kanarische Inseln.
So viel zu den Plänen, die sich permanent ändern. Derzeit sieht es so aus, also würden wir von Spaniens Ostküste noch nach Mallorca übersetzen, bevor wir mal nach Deutschland zurückkehren. Aber über Afrika denke ich auch immer wieder nach. Es bleibt also unvorhersehbar.
7. Steht ihr immer auf Campingplätzen, auch wegen sanitären Einrichtungen und Duschen? Oder steht ihr eher autark und geht nur ab und zu Wasser wechseln und dumpen?
Wir stehen sehr viel frei. Nur auf Campingplätzen zu stehen wäre einerseits zu teuer auf Dauer, andererseits gibts die gar nicht an allen Orten oder auf allen Inselns, dann würde uns das viel zu sehr einschränken. Nichts desto trotz stehen wir auch mal gern ab und zu fest und voll installiert auf schönen Campingplätzen. Auch zum Arbeiten, Waschen, Reparieren usw.
Nicht zu vergessen: Wir reisen mit Kind. Océane braucht unterwegs auch dringend Sozialkontakte. Die ergeben sich auf Campingplaetzen einfacher. Hier zum Beispiel jedoch, auf den Kanaren, gibt es so gut wie keine Campingplätze. Da müssen wir diese Kontakte gerade anders ermöglichen.
Wir haben eine Dusche an Bord, die wir auch nutzen. Strandduschen verwenden wir allerdings auch. Unsere Körperhygiene leidet nicht unter dem Vanlife. Unser Alltag besteht dabei aus ständigem Rechnen: Gas-, Diesel-, Stromverbrauch vs Solar- und Ladeboosterertrag, WC Füllstand und nicht zuletzt das wichtigste: Wasser muss permanent im Auge behalten und kalkuliert werden. Die Ent- und Versorgungsintervalle bestimmen unseren Alltag nicht unwesentlich.
Wir alle hier wissen also beispielsweise eine warme Dusche, bei der man nicht alle paar Sekunden das Wasser abdrehen muss, SEHR zu schätzen!!
8. Sicherlich erlebst Du gerade auch mit deiner Tochter eine sehr intensive Zeit. Nehmt ihr euch auch bewusst Zeit zu zweit oder seid ihr meist als Familie unterwegs?
Wir nehmen uns Zeit zu zweit, aber zu selten. Wir alle leiden unter FOMO, der Angst etwas zu verpassen. Danke an Kati, fürs Beibringen der Begrifflichkeit. Daher sind wir meistens zu dritt unterwegs. Wir wissen schon, dass es uns jeweils gut täte auch mal öfter was allein oder zu zweit zu machen. Aber das geschieht dann in der Regel nur in Verbindung mit Arbeit oder mal beim Sport.
Ich hätte vor 10 Jahren behauptet, mit so wenig Freiraum nicht leben zu können. Das hat sich in Hinsicht auf meine eigene Familie geändert. Es wird für mich spannend, irgendwann herauszufinden wie es mal für längere Perioden ohne meine beiden Ladys wird. Ich glaube sie werden mir wahnsinnig fehlen.
9. In einem Camper gibt es meist nur einen kleinen Kühlschrank und zwei Herdplatten. Wie versorgt ihr euch unterwegs?
Genau. Du kennst dich aus. Mit einem bei uns verhältnismässig grossen Kühlschrank, zwei Gasplatten, einer Induktionsherdplatte für draussen als Option. Ausserdem haben wir einen Omnia Campingbackofen und einen Gasgrill im Eurokistenformat dabei.
Kati kocht aussergewöhnlich gut. In früheren Beziehungen habe ich mich immer als Küchenpro gesehen. Heute sehe ich mich weitesgehend aus der Küche und an die Spüle zum Abwaschen vertrieben. Aber ich profitiere auch davon. Meine Frau, ich nenne sie gern so, wir sind aber nicht verheiratet, kocht vegetarisch und weitesgehend vegan. Was am anfang noch sehr experimentell ablief verläuft mittlerweile sehr souverän und ist kulinarisch so gut geworden, dass mir tierische Produkte nur noch selten in der Ernährung fehlen. Für die Zubereitung dieser bleib ich dann zuständig wenn unsere Tochter oder ich doch mal Fleisch oder Fisch essen möchten.
Also ich kann mich nicht erinnern, dass wir hier mal Dosenravioli gegessen haben. Wir versorgen uns bestens und sind (leider) alle drei Gourmets.
10. Ich war mit meiner Tochter im Herbst nur fünf Tage im Camper in Dänemark und wir hatten schon das Gefühl, dass man an so viel denken muss und es filigrane Technik ist. Musst Du jeden Tag an irgendwas rumbasteln?
Wie schön, dass ihr das getestet habt!
Bei einem Mietcamper würde ich das wohl nicht tun. Aber ich kann dir verraten, dass beim Leben im Van und beim permanenten Reisen so ziemlich alles und jeden Tag etwas kaputt geht. Dadurch, dass wir das schon seit Jahren tun, habe ich unfassbar viele Kleinstteile und auch sehr viel unerlässliches Werkzeug und Ersatzteile dabei. Alles davon wird gebraucht. Es ist furchtbar! Ich bin heilfroh, dass man in diesem Modus zum Ingenieur oder MacGyver oder einfach Allrounder, auch am Reisemobil wird.
Solche Fahrzeuge werden eigentlich nur für gelegentliche und Einsätze im normalen Straßenverkehr gebaut. Wir fahren mit unserem 2WD Van aber auch jeden Offroad Spot an, wenn das Wetter es zulässt. Aber auch wenn ich so viel modifiziert und vorbereitet habe, dass solche Vorhaben möglich sind, ist die Belastung doch enorm und es verbraucht sich vieles schnell, bzw. geht schneller kaputt als wenn man auf Campingplätzen die Beine hochlegt.
Bei der Elektrik kann ich mir mittlerweile fast überall selbst helfen. Beim Möbelbau sowieso, bei der KFZ Mechanik stosse ich noch an meine Grenzen und muss mich regelmässig sehr stark einarbeiten oder auch mal auf Hilfe zurückgreifen.
Ihr dürft euch beim nächsten Campingsusglug jederzeit melden. Ich geb dir meine Nummer und wette, dass ich dir per Ferndiagnose eine Frage zur Technik im Camper direkt beantworten kann.
Das habe ich nicht zuletzt dem eignen Camper VAN UND DAVON Podcast zu verdanken, in dem ich auch immer wieder sehr tief in unterschiedlichste technische Themen eintauche, die Reisemobile betreffend.
Habs eingangs erwähnt: „Zu viele Interessen….“
11. Gibt es Hobbys, denen du im Vanlife nicht nachgehen kannst und in denen du zurück in euer Heimat wieder nachgehen wirst? Vielleicht sogar gemeinsam mit deiner Tochter?
Oh ja, ich würd gern wieder Kampfsport betreiben. Wenn auch nicht so intensiv wie mit 30. Dazu möchte ich auch gern Océane motivieren. Den Stil dürfte sie sich dabei natürlich weitestgehend aussuchen wenn die Schule gut ist. Aber ich finde, dieser Sport formt den Charakter ungemein. Indem man ihnen hier etwas früh ermöglicht, kann man man unsere Kinder sehr gut in der Zukunft belohnen. Das Tanzen, das sie von der Mutter hat, belohnt natürlich auch.
Was mich selbst betrifft, bin ich im Schießsport aktiv und möchte es in Berlin auch bleiben. Dabei will ich meinen Fokus weiter im dynamischen IPSC Schiessen belassen wenn wir zurück sind.
Ich habe auch einen Jagdschein, die Jagd übe ich aber selten aus und wenn dann eher als Wildhüter und ich würde die Jagd auch nicht als Hobby bezeichnen, dafür respektiere ich das Leben als Solches viel zu sehr.
Alles, was mit Waffen zu tun hat, erkläre ich Océane mit grossem Bedacht, da ich die Thematik auch sehr kritisch betrachte.
Übrigens biete ich KollegenInnen auch komplexe Kurse im korrekten Umgang mit Schusswaffen fürs Schauspiel an und ermögliche ihnen ggf. ein Schnupperschiessen mit scharfen Waffen. Da habe ich selbst Skills, die von der Branche bislang nur selten abgerufen wurden.
12. Ihr berichtet von eurer Tour unter anderem auf Instagram und in einem Podcast und gebt da auch sehr persönliche Einblicke. Wie wichtig ist euch die Verbindung zur Community auf der Tour?
Wir schliessen unterwegs nicht wenig Kontakte, aber daraus erwachsen natürlich nicht immer echte Freundschaften. Die heimischen, breite gefestigten Freundschaften lassen sich so schnell nicht ersetzen. Das merkt man arg bei den langen Abwesenheiten.
Wir haben in unserer Social-Media-Bubble jedoch wirklich ganz besondere Menschen, mit denen wir uns auch sehr gern austauschen und uns sogar mitunter beim Reisen treffen.
Was mir zudem auffällt: Es hilft einem ungemein, immer wieder festzustellen, wie zum Beispiel andere Vanlife (und auch nicht Vanlife-) Familien, vor denselben Herausforderungen wie wir stehen. Das jedoch finden wir eher vorort im persönlichen Kontakt heraus als über die sozialen Medien.
Die Community bei Instagram z. B. muss man meiner Meinung nach immer genau beleuchten. Instagram ist sehr visuell und bildorientiert. Vieles wird geschönt dargestellt. Wir versuchen uns selbst zwar authentisch darzustellen, teilen aber auch eher Ermutigendes auf der Plattform. Daher beziehe ich uns da teilweise mit ein.
13. Bestimmt erlebt ihr jeden Tag spannende Orte und habt besondere Begegnungen. Welche Story ist dir besonders hängengeblieben?
Schwierige Frage. Im positiven sind es wirklich so viele, dass ich die erstmal priorisieren müsste. Das klingt sicher übel abgedroschen. Sorry.
Im Negativen – und das wird beim Lesen vielleicht die Frechheit des vorangegangenen Satzes wieder wett machen – war es mein letzter Geburtstag, an dem Kati und Océane über zwei Tage und zwei Nächte gemeinsam im Van übelst Magen-Darm hatten. Eins kann ich dazu ganz sicher sagen: Ich bin mindestens um ein Jahr gealtert in den zwei Tagen! Vermutlich waren es aber zwei Jahre 😉
14. Gibt es auch Momente, die Du nur für dich nutzt? Treibst Du Sport, gehst du angeln oder mal shoppen? Oder seid ihr am liebsten immer zusammen?
Mich begleitet neben einem selten aufgeblasenem SUP ein kleine, aber feine Auswahl an Sportequipment, mit dem ich am Van ein gutes und variables 1 Std. Ganzkörper-Workout machen kann. Das versuche ich mind. 2x/die Woche zu schaffen. Dabei höre ich dann auch über ausgezeichnete Kopfhörer Musik. Derzeit viel basslastige Elektro Musik. So laut und lang, bis mir das iPhone meldet ich solle die Lautstärke anpassen weil der Pegel gesundheitsschädigend ist. Das ignoriere ich pfleglich.
Wir besuchen an den Orten, in denen wir sind auch gern Städte. Das verbinden wir dann auch mal mit gemeinsamen Shoppen. Aber im Van ist kein Platz für grosse Shoppingeskalationen. Jede Neuanschaffung muss platztechnisch wohl geplant und überlegt sein. Bleibt also meistens nur Raum für Kleinstteile oder Ersatz.
Ausserem: Ein schöner Nebeneffekt dieser derzeitigen Lebensform ist für mich: Ich merke erst seit dem Einstieg ins Vanlife, wie wenig man eigentlich wirklich braucht und in welchem Überfluss ich mitunter sonst gelebt hat. Das Ausmisten eigener Kellerräume steht ganz weit oben auf der To-Do Liste wenn wir zurück sind.
Abschliessend muss ich auch hier bemerken: Wir machen beim Reisen im Van alle sehr wenig allein.
15. Meist spielt auf einen Roadtrip ja auch Musik eine wichtige Rolle. Welches sind eure Top 3 Hörtipps?
- Unser aller Musikgeschmack geht leider stark auseinander. Während Océane Helene Fischer (da könnt ich noch gut mitgehen) oder den Soundtrack einer Lieblingssendung wählen würde, hört Kati gern Eva Cassidy oder Ed Sheeran und ich eher etwas härtere Musik unterschiedlichster Couleur (deswegen auch mal Helene)
- Daher einigen wir uns auf längeren Fahrten vorne im Fahrzeug auf Podcast und hinten – Océane muss wegen der starken Fahrgeräusche eh besser etwas eigenes hören – auf einen Tonie oder auch mal einen Film auf dem Tablet. Aber dort wird dann mit Kophörern gehört.
- Mein Hörtipp Nr 3 lautet also: Kauft euren Kindern (und ggfls. PartnerInnen) gute Kopfhörer wenn ihr nicht dauerhaft Tonies oder Ed hören wollt!!
16. Gibt es ein paar Erkenntnisse von unterwegs, die du als Tipp an andere Väter weitergeben kannst?
Geniesst eure Familienzeit wenn möglich in vollen Zügen. Die Erinnerungen, die ihr jetzt zusammen schaffen könnt, wiegen sicher schwerer als so manch Geschäftsabschluss, an den man sich im Alter bestimmt auch nicht mehr besonders erinnert.
Konflikte entstehen bei allen reisenden Familien. Wirklich viele auch bei Langzeit Travellern. Immer wenn wir hier mal streiten, wird mir kurz danach die Absurdität der Streitthemen klar. Es hilft zu wissen: Ihr seid nicht allein, also nicht verzagen.
Reist wenn möglich mit Kindern langsamer, schafft regelmäßig Highlights und baut Belohnungen mit ein. Ich selbst kenne einige, die das Campen von früheren Erfahrungen (als Kind?) her hassen. Denen wurde dabei einfach meistens zu wenig Abwechslung geboten.
Fahrt auch mal einen kinderfreundlichen Campingplatz an. Davon profitieren auch die Grossen!
Längere Fahrten dürfen belohnt werden.
Wenn ihr mal Podcast hören wollt: Dann hört doch mal in unseren Podcast VAN UND DAVON ein. Der ist mitunter sehr amüsant und informativ für Reisende und Camper und entführt auch mal an tolle Orte.
Und ja, steht auch auf meiner Agenda: Nehmt euch auch mal Zeit für euch selbst. Für den Wink in den Zwischenzeilen deiner tollen Fragen: Danke lieber Kai!
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