Gesundheit

Studie 2022: Anzahl der Kinder mit Übergewicht nimmt stetig zu

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Im letzten Beitrag hatten wir bereits berichtet, dass es mit der Bewegung unserer Kinder nicht so wirklich gut aussieht im Vergleich zu vielen anderen Ländern. An diese besorgniserregende Entwicklung knüpft dieser Beitrag an. Denn aufgrund einer Zunahme von Übergewicht bei Kindern entwickeln sich schon bei unserem Nachwuchs diverse Maßnahmen gegen überflüssige Pfunde wie das Zählen von Kalorien. Kinder können gemein sein und Hänseleien, Mobbing und Beleidigungen aufgrund des Körpergewichts sind leider keine Seltenheit. Für die betroffenen Kinder geht es aber darüber hinaus auch um ihre Gesundheit. Daher geben die aktuellen Zahlen der KKH Kaufmännischen Krankenkasse Grund zur Sorge.

Laut jüngster Umfragen und Untersuchungen stieg der Anteil der von extremem Übergewicht (Adipositas) betroffenen Kinder von 6 bis 18 Jahren seit dem Jahr 2011 bis zum vergangenen Jahr 2021 um etwa 34 Prozent. Bei der Altersgruppe der 15- bis 18-Jährigen stieg der Wert der betroffenen Jugendlichen sogar um 43 Prozent. von extremem Übergewicht (Adipositas) betroffen. Von den KKH-Versicherten erhielten 11.500 der Personen bis 18 Jahre die ärztliche Diagnose Adipositas. Das entspricht jedem 16. Jungen und jedem 18. Mädchen.

„Dieser Trend ist dramatisch, denn im Kindesalter werden die Grundsteine für eine gute Gesundheit im Erwachsenenalter gelegt“

Dr. Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der KKH

Wer bereits in jungen Jahren an extremem Übergewicht leidet, dem drohen früher oder später gesundheitliche Folgen. Verbreitet sind bei diesen Patienten zum Beispiel Bluthochdruck und andere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen oder auch Gelenkverschleiß. Und ganz grundsätzlich haben Menschen mit hohem Übergewicht eine verringerte Lebenserwartung. Neben den gesundheitlichen Risiken kann Adipositas bei betroffenen Kindern und Jugendlichen jedoch auch die psychische Balance erheblich ins Wanken bringen. „Diskriminierung und Mobbing wegen ihres Körpergewichts gehören für viele von ihnen zum Alltag“, weiß Aileen Könitz. „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbstwertgefühl und mindert die Lebensqualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“ 

Corona als Treiber für Übergewicht bei Kindern

Das krankhafte Übergewicht, also Adipositas, zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Durch Corona, die Lockdowns, geschlossene Sportstätten und einen reduzierten Bewegungsradius hat sich das Gesundheitsproblem bei jungen Menschen offenbar verschärft, wie die KKH-Daten zeigen. Bei den 6- bis 18-Jährigen stieg der Anteil der Adipositas-Fälle vom Vor-Corona-Jahr 2019 auf 2021 um rund elf Prozent, bei den 15- bis 18-jährigen Jungen sogar um erschreckende rund 19 Prozent und bei den gleichaltrigen Mädchen um gut 12 Prozent.

Immer mehr Kinder leiden an Übergewicht
© Ketut Subiyanto (Pexels)

Homeschooling mit stundenlangem Sitzen vor dem PC, fehlender Sportunterricht, kaum Treffen mit Freunden, geschlossene Sportstätten – die Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert“, sagt Aileen Könitz. „Das war ein Einfallstor für Ersatzhandlungen, um Frust, Stress und Einsamkeitsgefühle zu kompensieren.“ Manch einem half da der Griff zu Dickmachern wie zuckerhaltigen Softdrinks, Schokolade oder Chips, die durch ihren Fett- bzw. Zuckergehalt für Glücksempfinden sorgen. Andere hockten in ihrer Freizeit über Stunden nahezu bewegungslos chattend und spielend vor dem PC, ohne sich draußen zu bewegen.

Prävention ist kein Zauberwerk

Auch wenn das Gegensteuern schwerfällt und Eltern oft auch kein gutes Vorbild sind, ist niemand den Risiken für Fettsucht wie falscher, fett- und kalorienreicher Ernährung, Bewegungsarmut und übermäßiger Nutzung von Fernsehen, Smartphone & Co. hilflos ausgeliefert. Die Eltern sind in Sachen Vorbeugung von Übergewicht der Kinder die zentralen Figuren mit der alleinigen Verantwortung. Sie haben eine Vorbildfunktion in Sachen Gesundheitsbewusstsein für ihre Kinder. Ernähren sie selbst sich ausgewogen, fett- und zuckerarm und bewegen sich viel, tut das meist auch ihr Nachwuchs langfristig.

„Kinder machen sich in der Regel nicht bewusst, welche Folgen Übergewicht in zehn, zwanzig Jahren haben kann“, so Expertin Könitz. Ihr Tipp: „Schaffen Sie bei Ihrem Kind ein Bewusstsein für die Risiken von Übergewicht und die persönliche Verantwortung für die eigene Gesundheit. Machen Sie Ihrem Kind klar, wie wichtig eine achtsame Lebensweise ist, um krankhaftes Übergewicht zu vermeiden. Unterstützen Sie es dabei, gesunde Verhaltensweisen zu erlernen und dauerhaft zu praktizieren.“ 

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© Christopher Luther (Unsplash)

Sind sich Eltern unsicher, ob das Gewicht ihres Kindes noch okay oder bereits zu hoch ist, fragen Sie ihren Kinder- und Jugendarzt um Rat. Denn entscheidend ist es, mögliche Risiken frühzeitig zu erkennen. Liegt Adipositas vor, stehen eine Reihe von Hilfsangeboten und Einrichtungen zur Verfügung. Damit der Kampf gegen unliebsame Pfunde erfolgreich ist, kommt es laut Aileen Könitz vor allem darauf an, dass Kinder ihren Lebensstil und ihre Verhaltensweisen aktiv ändern wollen, motiviert mitarbeiten und bei all dem psychisch gestärkt werden. „Das verlangt Kindern wie Eltern viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen ab, sollte aber beflügelt werden durch die Aussicht auf ein langes, gesundes Leben inmitten der Gesellschaft.“

KKH-Bewegungsprogramme für Familien, Kitas und Schulen

Titelbild © Patrick Fore (Unsplash)

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