Die Pandemie war gar nicht gut für die Kinderzähne, denn offensichtlich führte die Krise zu mehr Süßigkeiten und weniger Vorsorge, insbesondere durch die Termine in den Praxen der Zahnärzte und Zahnärztinnen. Und so schlagen genau diese Experten Alarm, um den drastischen Rückgang der Zahnvorsorge bei Kleinkindern aufzuhalten. Eltern sind grundsätzlich aufgefordert, schon im Babyalter korrekt vorzubeugen und den Grundstein zu legen für ein gesundes und langlebiges Gebiss ihrer Kinder.
Weil auch der KKH, also der Kaufmännischen Krankenkasse, eure Gesundheit ebenfalls sehr am Herzen liegt, hat sie Daten erhoben zu dem Gesundheitszustand der Kinderzähne. Und da zeigt sich eine besorgniserregende Entwicklung, denn die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen sind bei Kindern bis fünf Jahren zu Beginn der Pandemie so drastisch zurückgegangenen wie in keiner anderen Altersgruppe. In dem Zeitfenster vom ersten Halbjahr 2019 bis zum ersten Halbjahr 2020 sank der Wert um fast 40 Prozent.
Nicht ganz so schlecht schneiden die Sechs- bis Zwölfjährigen mit einem Rückgang von 12 Prozent sowie die 13- bis 17-Jährigen mit einem um zehn Prozent geringeren Wert ab. Zu erklären sind diese Werte unter anderem mit dem Start der Pandemie, mit einer Unsicherheit zur Ansteckungsgefahr beim Besuch von Arztpraxen sowie mit der grundsätzlichen Überforderung der Eltern.
Somit verwundert es nicht, dass sich die Lage im weiteren Verlauf der Pandemie dann entspannt hat und sich die Werte etwas verbessert haben. Die KKH registriert vom ersten Halbjahr 2020 auf das erste Halbjahr 2021 bei der kindlichen Zahnkontrolle ein leichtes Plus: bei den Kleinsten steigt der Wert zur Vorsorge der Kinderzähne um rund sieben Prozent, in der mittleren Altersgruppe um fast zehn Prozent und bei den Älteren um gut elf Prozent. Im ersten Halbjahr 2022 gab es allerdings keinen erneuten Anstieg, die Vorsorgebereitschaft stagnierte. In Summe ist der drastische Rückgang also bei weitem noch nicht wieder ausgeglichen.
Kinderzähne sollten regelmäßig kontrolliert werden
Vijitha Sanjivkumar ist Expertin für Kindergesundheit bei der KKH. Und sie hält es für eine wirklich besorgniserregende Tatsache, dass heute längst noch nicht wieder so viele Kinder und Jugendliche den Zahnarzt zur Kontrolle aufsuchen wie vor der Pandemie. Und gerade bei den Babys und Kleinkindern macht sie sich Sorge um deren Kinderzähne, denn in dieser Altersgruppe war der Anteil der Kinder mit Zahnvorsorge auch schon vor der Pandemie mit Abstand am niedrigsten. Er lag im ersten Halbjahr 2019 nur bei gut 14 Prozent. Dabei entstehen viele Zahnprobleme auch schon beim Milchgebiss. Daher sollten auch KiTa-Kinder regelmäßig einen Zahnarzt oder eine Zahnärztin aufsuchen.
Bei den Sechs- bis Zwölfjährigen registrierte die KKH mit knapp 48 Prozent größten Anteil bei der Zahnvorsorge. Unter den 13- bis 17-Jährigen suchten im selben Zeitraum rund 43 Prozent den Zahnarzt zur Vorsorge auf.
„Das zeigt, dass viele Eltern immer noch zu lange warten, bevor sie mit ihrem Kind das erste Mal zum Zahnarzt gehen. Aber gerade im Baby- und Kleinkindalter ist Vorsorge wichtig, denn da wird unter anderem der Grundstein für eine gesunde Zahnentwicklung gelegt.“
Vijitha Sanjivkumar, Expertin für Kindergesundheit bei der KKH
Ursachen für mangelnde Vorsorge bei Zähnen
Wie erwähnt hat die Corona-Krise zu einem veränderten Verhalten vieler Familien gesorgt. Und gerade in Bezug auf Arztbesuche und Vorsorge wurde die Lage verschärft: weniger Zahnarztbesuche, keine Gruppenprophylaxe in Kitas und Schulen und vermehrtes Naschen während der vielen Zeit zu Hause in den Lockdownphasen. Und schon findet Karies den perfekten Nährboden, um sich auszubreiten. Wenn Kinderzähne zu Schaden kommen, dann führt das in vielen Fällen zu Zahnschmerzen. Der Folgen sind aber auch langfristig eine Katastrophe. Denn wenn kranke Milchzähne gezogen werden müssen, dann kann das auch die Entwicklung der bleibenden Zähne und des Kiefers negativ beeinflussen. Jeder Milchzahn ist auch immer Platzhalter für die späteren Zähne.
„Karies ist eine der häufigsten Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter und entsteht in der Regel durch Zahnbeläge aufgrund schlechter Zahnpflege – vor allem nach dem Genuss von Süßem“
Vijitha Sanjivkumar
Leider fängt der schadhafte Zuckergenuss bei vielen Kindern schon im Babyalter an. Achtet unbedingt darauf, euren Kleinkindern nicht schon zuckerhaltige Getränke in die Nuckelflasche zu packen. Denn diese angriffslustige Flüssigkeit uimspielt dann permanent die Kinderzähne und bereitet einen Nährboden für Bakterien. Außerdem wird so die natürliche Schutzwirkung des Speichels beeinträchtigt. Und das gilt auch für verdünnte Süßgetränke. „Damit sich die Kinder erst gar nicht ans Nuckeln gewöhnen, sollten Fläschchen am besten im Beisein der Eltern ausgetrunken werden“, rät Vijitha Sanjivkumar. „Ab dem zehnten Lebensmonat können Eltern ihren Nachwuchs dann an das Trinken aus dem Becher heranführen.“
Etwas kniffeliger ist der richtige Umgang mit Naschen und dem Verzehr von Süßigkeiten. Hier sollten Eltern kein grundsätzliches Verbot von Zucker aussprechen, sondern einen bewussten Umgang mit Süßigkeiten fördern. Ein Aspekt zum Erhalt der Gesundheit der Kinderzähne ist es, das Naschen nicht wie selbstverständlich in den Alltag zu integrieren oder Süßes als Belohnung zu verteilen. Kinder sollten nur punktuell naschen, vielleicht ein- oder zweimal pro Tag. Achtet bei der Auswahl gern auch auf Produkte, die auf Zahnfreundlichkeit getestet und entsprechend gekennzeichnet sind.
Gefährlich für die Kinderzähne ist nicht der Zucker an sich, sondern die sich bildende Säure, wenn die Kariesbakterien beim Genuss von Süßem die Kohlehydrate verdauen. Das greift den Zahnschmelz an und löst wichtige Mineralien aus dem Schutzmantel der Zähne. Deshalb ist abgesehen von der Vorsorge auch die richtige Zahnpflege entscheidend – und zwar von Beginn an. „Schon mit dem Durchbruch des ersten Zahns sollte zweimal täglich geputzt werden. Für den Nachwuchs gibt es spezielle Zahnbürsten und Zahncremes“, erläutert die KKH-Expertin.
Titelbild © Michal Jarmoluk (Pixabay)