Es ist ein schmaler Grad, euch alle zu kleinen Sherlocks zu machen, gerade bei so einem sensiblen Thema wie dem Kindesmissbrauch. Wir wollen auf keinen Fall dafür sorgen, dass ihr nun übereifrig durch die Welt stapft und insbesondere andere Männer verdächtigt, Kindern einen Schaden zuzufügen. Allerdings geht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon aus, dass bis zu eine Million Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits sexuelle Gewalt durch Erwachsene erfahren mussten oder erfahren (Quelle). Und damit ist es eben doch ein Thema, welches unsere Aufmerksamkeit bekommen sollte. Denn oft wird der Missbrauch nicht angezeigt. Daher wollen wir euch heute 10 Signale nennen, die ein Anzeichen für Kindesmissbrauch sein können.
Im Jahr 2021 wurden in Deutschland laut Statista 17.498 Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch erfasst. Aktuelle Studien vermuten jedoch in jeder Schulklasse mindestens ein bis zwei Kinder, die von sexueller Gewalt betroffen sind. Die Täter kommen für gewöhnlich aus dem nahen Umfeld der Opfer. In einer Studie der „Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs“ heißt es am 07.09.2021:
„Mit Abstand am häufigsten wurde von Tätern und Täterinnen unter den Eltern berichtet (44 %). Die insgesamt größte Tätergruppe waren Väter mit 36 %. Mütter sind mit rund 8 % als Täterinnen dokumentiert. Zieht man Pflege- und Stiefeltern hinzu, machten Väter fast die Hälfte (48 %) und Mütter 10 % der Tätergruppe aus. Außerdem wurden als Täter und Täterinnen Groß- und Stiefonkel, Brüder, Großväter, andere männliche Verwandte, Stiefgroßväter, Stiefbrüder und Tanten genannt. Viele Betroffene erlebten Gewalt durch mehr als einen Täter oder eine Täterin innerhalb oder außerhalb der Familie. Teilweise wussten diese voneinander, sprachen sich ab oder planten und organisierten die sexualisierte Gewalt zusammen.„
Zehn Anzeichen für Kindesmissbrauch
Um betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen zu können, müssten Erwachsene aus Schule, Vereinen oder dem familiären Umfeld die Anzeichen für Kindesmissbrauche erkennen und richtig deuten können. Aus den Erkenntnissen von Polizei, Psychologen und sozialen Einrichtungen haben sich vor allem zehn Signale herauskristallisiert, die besonders aussagekräftig sind. Diese wurden uns von der Oak Foundation aufbereitet.
Signal 1: Körperliche Merkmale
Die Täter gehen oft mit großer Umsicht vor, um äußere Merkmale ihrer Taten zu vermeiden. Dennoch bleiben vielfach nicht auf den ersten Blick erkennbare Merkmale zurück, die auf Kindesmissbrauch hindeuten. Typische physische Indizien für möglichen Missbrauch sind:
- Blutungen, Rötungen, Risse
- Verletzungen an Penis, Hoden, Vagina und After
- Schmerzen im After- und/oder Genitalbereich
- Ungewöhnliche Dehnungen an After oder Vagina
- Hämatome an der Oberschenkelinnenseite oder im Genitalbereich
- Geschlechtskrankheiten wie Ausfluss oder Pilzinfektionen
- Schwangerschaft
Sollten sich Symptome dieser Art zeigen, ist äußerste Aufmerksamkeit angebracht. Ein möglicher Missbrauch ist in diesem Fall mehr als eine vage Vermutung.
Signal 2: Rückzug
Das Kind zieht sich in sich selbst zurück und bricht frühere soziale Kontakte ohne Grund ab. Soziale Verhaltensweisen ändern sich von Gruppendynamik hin zu eigenbrötlerischem Einsiedlertum.
Signal 3: Opportunismus
Das Kind versucht auf übertriebene Weise, möglichst alles richtig zu machen und nicht aufzufallen. In diesem Fall empfindet das Kind den Missbrauch als Strafe für eigene Verfehlungen.
Signal 4: Rebellion
Je nach Temperament kann ein kindliches Missbrauchsopfer auch das gegenläufige Verhaltensmuster aufweisen: Das Kind hält sich nicht mehr an Regeln und überschreitet bisher geltende Grenzen.
Signal 5: Selbstverletzung
Das Kind fügt sich Verletzungen oder Schmerzen zu. Auch hier glaubt das Opfer, eine Art von Bestrafung verdient zu haben.
Signal 6: Ungewöhnliches Essverhalten
Das Kind isst entweder mehr oder weniger als gewöhnlich. Die Veränderung im Essverhalten deutet auf eine tiefgreifende seelische Dysbalance hin.
Signal 7: Verhaltensänderung
Das Kind legt unvermittelt ein Verhalten an den Tag, das nicht seiner Altersgruppe entspricht. Dabei sind Abweichungen in beide Richtungen möglich: Das Kind verhält sich entweder jünger oder älter als es tatsächlich ist.
Signal 8: Krankheit
Das Kind zeigt eine überdurchschnittliche Tendenz hin zu Erkrankungen, meist Bauch- oder Kopfschmerzen, Hautkrankheiten oder Schlafstörungen.
Signal 9: Angst und Aggression
Das Kind weist bisher ungekannte Angstzustände oder aggressive Verhaltensmuster auf. Damit kompensiert das Kind seinen unterdrückten emotionalen Ausnahmezustand.
Signal 10: Drogenmissbrauch
Das Kind beginnt damit, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen oder Drogen zu konsumieren. Damit versucht das Opfer, den inneren Schmerz zu lindern, mit dem es sich niemandem anvertrauen kann.
„Schieb den Gedanken nicht weg!“
Die Bundesregierung
So lautet das Motto einer Kampagne gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen im persönlichen Umfeld. Sie will die Öffentlichkeit sensibilisieren, dass Missbrauch vor allem im engen Umfeld von Kindern stattfindet.
Denn sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie Kindesmissbrauch kann es überall geben. Ob in der Schulklasse des Sohnes, unter den Freundinnen der Tochter, bei den Kindern der Nachbarn und Bekannten sowie bei befreundeten Familien und auch in der eigenen Verwandtschaft. Jeden Tag – und auch und gerade im eigenen direkten Umfeld, in der Familie. Die bundesweite Kampagne soll nun ebenfalls sensibilisieren. Dazu sagt Bundesfamilienministerin Lisa Paus:
„Diesen Gedanken zuzulassen, dass ein Kind, das man kennt, sexuelle Gewalt erleidet, das fällt schwer. Aber genau deshalb machen wir diese Kampagne“, betonte Ministerin Paus. Und genau deshalb lautet die Botschaft: „Schieb den Gedanken nicht weg!“
Bleibt also aufmerksam und meldet, wenn ihr deutliche Anzeichen für Kindesmissbrauch in eurem Umfeld erkennt. Hier hatten wir auch schon ein Interview zu diesem Thema veröffentlicht.
Titelbild © Alexa (Pixabay)
Kindermißbrauch das höchste Gut, aber keiner unternimmt was bei einer Anzeige. psychische Gewalt durch einen Elternteil ( auch Mütter) bewirkt Verhaltensauffälligkeiten und lebenslange psychische Schäden wie bei körperlicher Gewalt. Vätern wird trotz beweisen nicht geglaubt, da of hochmanipulative Mütter juristisch einen höheren Schutz als Kinder erhalten. Interessant die Petition psyhische Gewalt strafrechtl der körperlichen gleichzustellen.