Das neue Jahr hat gerade erst angefangen, aber schon jetzt wird alles gut: Der Angriff ungehobelter Viren wurde erfolgreich abgewehrt, die Schneeflocken hier im Chiemgau verabreden sich beinahe täglich zu beeindruckenden Massendemonstrationen, und Trump löst Obama im Weißen Haus in Washington ab. Auch wenn ich daran nur gut finde, dass seiner Einführungszeremonie alles fern bleibt, was in der US-Unterhaltungsbranche Rang und Namen hat. Allein von den Simpsons, dem Joker und dem Terminator gibt es noch keine endgültige Absage…
Schnee in Massen bedeutet immer auch: Der ist für was gut, richtig gut. Zum Rodeln zum Beispiel. Oder für Schneeballschlachten, denen ich selbst schon als Kind unheimlich viel abgewinnen konnte, lief es mir doch eiskalt Nacken und Rücken herunter, ohne dafür heimlich Horrorvideos schauen zu müssen. Im Januar 2017 aber gerate ich auf beinahe dieselbe Gefühlslaufbahn, mach ich mir klar, zu was Kindern mit bzw. auf dem Schnee darüber hinaus noch fähig sind – sie spekulieren doch tatsächlich aufs Skifahren. Skifahren!
Heruntersausen auf Hightech-Brettern also, die mir bedeuten sollen, es geht immer noch schneller, gefährlicher, unkontrollierbarer. Jetzt begegnen mir diese verschärften Varianten zwar auch im ganz normalen Familienalltag, aber bitteschön wer hat behauptet, dass sich gegenseitig ein wenig auf die Füße zu treten das Höchstmaß an abenteuerlicher Zuspitzung wäre?
Ich jedenfalls nicht. Behaupten würde ich aber, dass mit Skiern an den Füßen mindestens das eintreten könnte, zumal ich so gut wie nie mit selbigen zur künstlichen Fußverlängerung ansetze. Und das beabsichtige ich auch noch eine Weile beizubehalten, da braucht mir keiner mit einem noch populärem Liedgut zu kommen: Der hymnische Aufruf von Wolfgang Ambros zum Skifoan ist ja schön und gut. Aber erstens verstehe ich den ironisch, der Mann weiß also nur zu gut, was auch mir niemals guttun würde. Und zweitens ist der in Österreich zuhause, da sind Berge quasi Vorschrift und die Neugeborenen lernen zuerst das Skifahren und dann das Laufen.
Das hab ich meinen Kindern ungefähr so auch in ihre sportlichen Ambitionen mit hineingemischt, leider erfolglos. Auf wenigstens drei von ihnen scheint die Nähe unseres Wohnorts zur österreichischen Grenze eine magische Anziehungskraft auszuüben – sie laden dieses langgezogene Zeug von Abwärtsbeschleunigern mit einer Bedeutung auf, die sich mir kaum erschließt. Außer, man will sein Geld nicht einfach nur zum Fenster hinausschmeißen, sondern es mehr so locker flockig unter die Räder, pardon, Bretter kommen lassen…
Leopold kam vor wenigen Tagen erst von einem knapp einwöchigen Ski-Lager zurück. Organisiert war der als obligatorische Klassenfahrt seiner höheren Schule zu Jahresbeginn, weshalb höhere Kosten wohl unumgänglich waren. Immerhin sind sie dabei im Skigebiet Obertauern auf über 2200 Meter Ski gefahren, was mit einigem guten Willen Löcher im Geldbeutel mit einer fantastischen Aussicht ermöglicht.
Maximilian fängt in Kürze einen Skikurs an, und der ist ebenfalls nicht kostenlos, dafür sehr erwünscht. Richtet den doch ebenfalls seine Schule aus, seine Grundschule. Gründlich vorbereitet ist auch der, und – weil hier kurz auf unsere kurzfristigen Überlebenschancen eingegangen werden soll – bei Weitem nicht so kostenintensiv wie Leopolds Fünftagetrip ins Salzburger Land.
Wohl auch deshalb, weil er an unserem Wohnort stattfindet. Berge stehen hier nämlich auch nicht einfach nur nutzlos rum, die sind für was gut, richtig gut. Im Winter scheint dazu das Skifahren zu gehören, wovon auch Valentin überzeugt ist, für den ebenfalls ein Skikurs hier in der Gegend anberaumt ist. Schon wieder verdammt nahe dran an Österreich, dafür aber für den mehr so kleinen Geldbeutel. Das trifft sich gut, entfernt sich unserer doch zusehends den Idealmaßen. Da bleibt einem fast nur die Hoffnung auf das Frühjahr, sollen doch dann die ersten Golfplätze öffnen. Weiß ich doch dann endlich wieder, wohin mit dem Kleingeld…
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