Das Angebot von krisenchat richtet sich nicht an euch Eltern, sondern an eure Kinder. Bei dem bundesweiten, ehrenamtlichen und kostenlosen Angebot erhalten Kinder und Jugendliche rund um die Uhr Hilfe und Unterstützung in einer Chatberatung. Dahinter stecken echte Menschen, keine Bots. Die ehrenamtlichen Krisenberater:innen helfen kurzfristig, professionell und empathisch bei einer Vielzahl von Problemstellungen. Wir finden so ein Angebot absolut sinnvoll, denn nicht immer sind die Eltern die erste Anlaufstelle für den Nachwuchs. Gebt die Infos daher gern an eure Kinder weiter, wenn die ein Smartphone im Zugriff haben.
Aufmerksam wurden wir auf das Angebot von krisenchat durch eine Presseinfo der Mobil Krankenkasse, denn die unterstützt das digitale psychosoziale Beratungsangebot seit kurzer Zeit. Die Anlässe der Kinder und Jugendlichen, per WhatsApp oder SMS den Kontakt zu krisenchat zu suchen, sind vielfältig. Es geht von Stress in der Schule über Streit in der Familie, Mobbing oder Depressionen. Oft hilft es ja schon, ein offenes Ohr zu finden und jemand kompetentes zu sprechen, der nicht aus dem direkten Umfeld kommt.
Die Idee hinter krisenchat
Die Gründer:innen Jan Wilhelm, Julius de Gruyter, Kai Lanz, Hans Raffauf, Iris Lanz und Melanie Eckert stellen im ersten Corona-Lockdown 2020 fest, dass gerade Kinder und Familien unter den eingeschränkten Möglichkeiten leiden. Viele Kinder wurden Opfer häuslicher Gewalt und auf der anderen Seite fehlte der Austausch mit Gleichaltrigen oder ein Auspowern beim Sport oder dem Ausleben von Hobbies. So entstand die Idee, den Kindern und Jugendlichen per Chat schnell und unkompliziert zu helfen. Und das kostenlos. Auf der anderen Seite der Leitung sind über 430 Fachleute mit guter Ausbildung und viel Erfahrung rund um die Uhr erreichbar, um Fragen zu beantworten und konkrete Hilfe zu leisten. Mittlerweile blickt das Team schon nach so kurzer Zeit auf über 80.000 Beratungen zurück.
Jedes fünfte Kind leidet an psychischen Problemen
Antworten auf viele Fragen von Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern liefern bereits die Beiträge in der „Oase“ von krisenchat. Denn oft ist den Familien noch gar nicht bewusst, wo Erschöpfung aufhört und die Krankheit anfängt, wann eine Auseinandersetzung mit Freund:innen zu Mobbing wird oder welcher Kummer in Bezug auf den eigenen Körper, soziale Kontakte oder das familiäre Umfeld in den jungen Menschen schlummert. Themenfelder und Anlässe, zu denen krisenchat Hilfe liefert, sind zum Beispiel:
- Ängste: Einsamkeit, Zwänge, Trauer, Krankheiten oder soziale Aspekte können Angst auslösen
- Süchte: TikTok, Süßigkeiten, Drogen, Alkohol, Magersucht und andere Dinge, die abhängig machen
- Mobbing: Hate Speech, Cyber-Mobbing, Stalking oder Ghosting betreffen viele Jugendliche
- Depression: Suizidalität, Einsamkeit, Isolation und selbstverletzendes Verhalten
- Familie: Getrennte Eltern, Geschwister, Verwandtschaft und zwischenmenschliche Beziehungen
- Identität: Selbstliebe, Coming Out, eigene Stärken und Geschlechterthemen
- Achtsamkeit: Stress, Prokrastination, Grenzen, Entspannung und Krisen
Die Anlässe sind vielfältig. Manchmal brauchen Kinder und Jugendliche nur jemanden zum Reden, manchmal sind sie schon in einer bedrohlichen Situation. Daher solltet ihr eure Kinder motivieren, bei Sorgen Kontakt zu den Expert:innen von krisenchat aufzunehmen.
Die Haltung von krisenchat
Jedem Kind oder Jugendlichen wird geholfen. Unabhängig von Geschlecht, Religion oder Kultur. Trotzdem wird der kulturelle Hintergrund und die Familiengeschichte berücksichtigt. Die Expert:innen hören den Hilfesuchenden erstmal zu, stellen die richtigen Fragen, nehmen ihr Gegenüber ernst und akzeptieren jeden so, wie er ist. Gemeinsam wird dann überlegt, ob sich die Mädchen und Jungen selbst helfen können und welche Lösungen zu dem Problem oder der Frage passen. Bei dringenden Problemen wird sofort geholfen und unterstützt. Allerdings ersetzt das Angebot von krisenchat keine Langzeittherapie und ist daher auch nicht über einen längeren Zeitraum angesetzt.
Selbst ehrenamtlich unterstützen
Du hältst das Angebot von krisenchat für eine sinnvolle Sache und könntest Dir sogar vorstellen, selbst als Berater:in zu unterstützen? Infos dazu findest Du hier in der Rubrik „Mitmachen„. Hilfreich wäre, wenn ihr bereits berufliche Erfahrung in den Bereichen Psychologie, Psychotherapie, Soziale Arbeit oder Sozialpädagogik gesammelt habt. So ein sensibler Einsatzbereich ist nichts für Newbies, die einfach nur helfen wollen. Daher findet ihr auf der Website eine Info zu all den Qualifikationen, die in Frage kommen. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen sind üblicherweise zwei mal zwei Stunden pro Monat im Einsatz.
Infos zum Angebot von krisenchat findet ihr auf der Website, bei Instagram, TikTok oder youTube.
Titelbild © Anthony Tran (Unsplash)