Hausaufgaben, Vokabeln, Prüfungsvorbereitung – und nach wenigen Minuten geht der Blick aus dem Fenster, das Bein wippt unruhig, der Stift wird zum Trommelstock und jede Kleinigkeit scheint interessanter als das eigentliche Lernen. Viele Väter erleben diese Szenarien täglich. Ihr Kind sitzt am Schreibtisch, scheinbar bereit zu lernen, doch schon nach kurzer Zeit setzt Frustration ein – beim Kind genauso wie bei den Eltern. Lerncoach Dr. Stefan Schrumpf hat ein paar Tipps, wie ihr eure Kinder unterstützen könnt.
Was steckt hinter dem fehlenden Fokus und der Schwierigkeit, eine Sache wie Hausaufgaben oder das Lernen konsequent durchzuziehen? Warum fällt es Kindern heute so schwer, sich zu konzentrieren? Während man früher einfach „den Hintern zusammenkneifen“ sollte, wissen wir heute, dass Konzentration keine feste Eigenschaft ist, sondern trainiert werden kann. Sie hängt von vielen Faktoren ab: der Umgebung, der Struktur, der mentalen und körperlichen Verfassung. Und genau hier können Väter unterstützen – nicht durch Strafen oder ständige Mahnungen, sondern durch ein durchdachtes System, das Kindern hilft, sich von selbst besser zu fokussieren.
Warum Konzentration heute schwerer fällt als früher
Früher saß man mit einem Schulbuch und einem Block am Tisch – heute sind digitale Geräte allgegenwärtig. Das Problem: Das Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, ständig zwischen verschiedenen Reizen zu springen. Kurze Videos, permanente Nachrichten und eine Welt voller schneller Unterhaltung haben das Belohnungssystem so programmiert, dass langes, tiefes Nachdenken mühsam erscheint.
Doch es ist nicht nur die Technik. Auch die Struktur im Alltag hat sich verändert. Viele Kinder haben keine festen Lernzeiten, sondern erledigen ihre Aufgaben mal hier, mal da – oft inmitten anderer Aktivitäten. Wer sich aber nicht bewusst in den „Lernmodus“ bringt, kann sich auch schwerer konzentrieren.
Und dann wäre da noch die Erwartungshaltung: Kindern fehlt oft die Erfahrung, dass Konzentration trainierbar ist. Wer einmal gelernt hat, wie sich Fokussieren anfühlt und dass es zu schnelleren Ergebnissen führt, kann es auch bewusst steuern. Hier setzen bewährte Strategien an, um den Fokus zu verbessern.

Ein fester Lernplatz: Die Umgebung bestimmt den Fokus
Wer von überall aus arbeitet, hat keinen klaren, mentalen Wechsel zwischen „Lernzeit“ und Freizeit. Ein fester Arbeitsplatz signalisiert dem Gehirn: Hier wird gearbeitet. Chaos auf dem Tisch, laute Umgebungsgeräusche oder ständig sichtbare Ablenkungen erschweren es hingegen, eine konzentrierte Arbeitsweise zu finden.
Ein aufgeräumter, gut beleuchteter Schreibtisch, ein bequemer Stuhl und eine ruhige Umgebung sind der erste Schritt. Doch auch visuelle Ablenkungen spielen eine Rolle: Spielzeug, Comics oder technische Geräte sollten nicht in Griffweite liegen, wenn sie für die aktuelle Aufgabe nicht benötigt werden.
Manche Kinder brauchen absolute Stille, manche eine gewisse Geräuschkulisse, um sich konzentrieren zu können. Ist das der Fall, helfen leise, gleichmäßige Hintergrundgeräusche oder instrumentale Musik, um eine fokussierende Atmosphäre zu schaffen. Es gibt sogar spezielle Konzentrations-”Musik”, die auf Gammawellen basiert. Allerdings gibt es wenige Aspekte, die individuell unterschiedlicher sind, als das Geräuschempfinden. Ganz klarer Tipp: Ausprobieren, so lässt sich einfach feststellen, was hilft und was nicht.
Struktur ist alles: Feste Zeiten und klare Lernphasen
Kinder können nicht unbegrenzt lange konzentriert arbeiten. Wer erwartet, dass sie eine Stunde am Stück still sitzen, erreicht das Gegenteil – nach kurzer Zeit wird die Aufmerksamkeit zwangsläufig nachlassen. Viel effektiver ist es, mit klaren Lernintervallen zu arbeiten: maximal 25 bis 30 Minuten konzentriertes Arbeiten, dann eine Pause.
Bewegung ist dabei essenziell. Statt in der Pause aufs Handy zu starren, sollte das Kind sich aktiv bewegen. Ein paar Minuten auf dem Trampolin springen, eine Runde Fußball spielen oder eine kleine Dehnübung – das alles sorgt dafür, dass das Gehirn Sauerstoff bekommt und danach wieder leistungsfähig ist. Egal was: Hauptsache kein zusätzlicher, ablenkender Input.
Feste Lernzeiten helfen ebenfalls. Wer immer zur gleichen Tageszeit lernt, programmiert sein Gehirn darauf, in diesen Momenten aktiv zu sein. Ein Ritual wie „Erst Hausaufgaben, dann Spielen“ verhindert Diskussionen und sorgt dafür, dass das Kind weiß, was es wann zu tun hat. Außerdem ist es eine gute Motivation, effizient zu arbeiten – je früher ich fertig bin, desto früher habe ich Freizeit!

Motivation als Treibstoff für bessere Konzentration
Ein großes Problem vieler Kinder: Sie verlieren schnell den Glauben daran, dass sie eine Aufgabe bewältigen können. Wer denkt, dass er sowieso nichts versteht, wird nicht motiviert arbeiten. Deshalb sind kleine Erfolgserlebnisse entscheidend.
Große Aufgaben sollten in kleine Abschnitte aufgeteilt werden. „Lerne eine Stunde Mathe“ ist ein unkonkretes Ziel, das Überforderung erzeugt. „Löse drei Aufgaben, dann eine Pause“ hingegen wirkt machbar.
Auch sichtbare Fortschritte motivieren. Eine Checkliste, auf der abgehakt werden kann, was bereits geschafft wurde, hilft dem Gehirn, den Erfolg zu erkennen. Eine positive Rückmeldung, egal ob durch verbale Anerkennung oder kleine Belohnungen, stärkt die Motivation zusätzlich.
Die Rolle von Schlaf, Ernährung und Bewegung
Viele Konzentrationsprobleme haben eine einfache Ursache: das körperliche Wohlbefinden. Ein übermüdetes Kind wird sich nicht lange konzentrieren können – selbst mit der besten Struktur und Umgebung.
Schlaf spielt dabei eine enorme Rolle. Kinder brauchen mindestens neun Stunden erholsamen Schlaf, um kognitiv leistungsfähig zu sein. Bildschirmzeit vor dem Schlafengehen stört jedoch die natürliche Melatoninproduktion und führt dazu, dass das Gehirn nicht richtig zur Ruhe kommt. Eine entspannte Abendroutine ohne Technik hilft hier enorm.
Auch die Ernährung ist nicht zu unterschätzen. Zuckerhaltige Snacks geben kurzfristig Energie, sorgen aber für einen schnellen Abfall der Konzentration. Viel besser sind langanhaltende Energielieferanten wie Nüsse, Vollkornprodukte und Proteine.
Bewegung ist für das Konzentrieren ein weiterer Schlüssel. Wer den ganzen Tag sitzt, hat einen Energieüberschuss, der irgendwo hin muss. Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert nachweislich die kognitive Leistungsfähigkeit und hilft dabei, den Kopf wieder freizubekommen.

Technik als Fluch und Segen – Der richtige Umgang ist entscheidend
Digitale Medien sind nicht grundsätzlich schädlich, aber sie müssen bewusst eingesetzt werden. Ein Handy neben den Hausaufgaben lenkt ab, selbst wenn es nicht aktiv genutzt wird.
Gleichzeitig können Technik und Lernapps gezielt unterstützen. Doch hier gilt: Technik als Werkzeug, nicht als Ersatz für eigene Denkleistung. KI-gestützte Tools oder interaktive Lernplattformen können helfen, komplexe Inhalte zu veranschaulichen, eigene Lösungen zu überprüfen und sich Verbesserungstipps zu Arbeitsweise und Verständnis zu holen. Sie sollten aber nicht die gesamte Verantwortung für den Lernprozess übernehmen.
Fazit: Konzentration ist ein Muskel, der trainiert werden kann
Viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind sich „einfach besser konzentriert“. Doch Konzentration ist keine angeborene Fähigkeit, sondern eine, die durch klare Strukturen, die richtige Umgebung und bewusste Gewohnheiten gefördert werden muss.
Ein aufgeräumter Arbeitsplatz, feste Lernzeiten, durchdachte Pausen und kleine Erfolgserlebnisse sorgen für langfristige Verbesserungen. Schlaf, Ernährung und Bewegung spielen ebenso eine Rolle wie der bewusste Umgang mit Technik.
Als Vater kann man diesen Prozess aktiv begleiten – nicht durch Druck oder ständige Ermahnungen, sondern durch das Schaffen cleverer Rahmenbedingungen, die dem Kind helfen, sich von selbst besser zu fokussieren. Auch eine kurze Erklärung kann helfen: “Du kannst zwischendurch aufs Handy schauen, aber dann brauchst du mindestens doppelt so lange für die Aufgabe und morgen weißt du nichts mehr davon.” Konzentration entsteht nicht durch Zwang, sondern durch Gewohnheit und Verstehen, wie die Spielregeln des Gehirns sind. Und wer früh lernt, seinen Fokus bewusst zu steuern, wird diese Fähigkeit sein ganzes Leben lang nutzen können.

Autor Dr. Stefan Schrumpf, promovierter Historiker, ehemaliger Universitätsdozent und Gymnasiallehrer, ist heute ein erfolgreicher Lerncoach. Mit seinen bewährten Strategien unterstützt er Menschen aller Altersklassen dabei, erlernte Inhalte mühelos und gezielt abzurufen. Dr. Schrumpf hat sich darauf spezialisiert, Potenziale aufzudecken, zu entfalten und zu stärken. Dank seiner zielgerichteten Trainingsmethoden gehören Lernblockaden und Prüfungsangst sowie kraftraubendes Marathonlernen ohne Fortschritt bald der Vergangenheit an.
Seine Expertise umfasst Fortbildungen in Online-Teaching, Betriebswirtschaft sowie Psychologische Beratung und Personal Coaching, was ihm ermöglicht, seine Methoden stetig zu erweitern. Er versteht die Herausforderungen, die es mit sich bringt, in Schule, Studium oder Weiterbildung die eigenen Stärken zu finden. Genau deshalb ist Dr. Stefan Schrumpf der ideale Partner, um Ihnen oder Ihrem Kind zu helfen, effektiv und nachhaltig zu lernen.