Ich gebe es ja zu: während meiner kinderlosen Zeit habe ich mich für die aktuellen Modelle der Marke Opel nicht sonderlich interessiert. Ich habe ein Faible für Youngtimer. Und da sind tatsächlich eine Menge Rüsselsheimer Exemplare auf der Favoritenliste. Aus der modernen Reihe passte jedoch nichts so recht in mein Beuteschema. Aber wie ihr wisst, ändert sich die Sicht durch ein Kind massiv. Auch beim Autokauf. Daher war ich gespannt, nun den aktuellen Opel Zafira Tourer als Familienauto testen zu dürfen.
Als jedoch der Testwagen auf den Hof rollte, sah ich mich bestätigt. Ein Auto in seniorigem Braun. Ohne Schiebedach. Und sogar mit Stoffsitzen. Ein Display, was mehr Taschenrechner als Bordcomputer ist. Liebe auf den ersten Blick ist etwas anderes. Zwölf Grad minus in einem tristen Hamburg. Und ich war am überlegen, wie ich die nächsten 14 Tage mit dem Minivan gestalten sollte.
Die Rückbank mit Kindern
Am nächsten Morgen gab’s dann die erste Tour im Opel Zafira Tourer mit Frau und Kind zur KiTa. Unsere Kleine ist jetzt 22 Monate und daher sitzt meine Frau meist hinten bei ihr. Und plötzlich die ersten „Oh“ und „Ah“-Momente: der Opel Zafira ist der erste Testwagen, bei dem wir nicht die hintere Kopfstütze abbauen mussten, um unseren Cybex-Kindersitz einzubauen. Unsere Tochter fühlte sich sauwohl auf der Rückbank. Der Gurt ließ sich prima anlegen, die Sicht aus dem Fenster und nach vorne war perfekt. Und meine Frau hat laut eigener Aussage noch nie so komfortabel und mit so viel Platz auf einer Rückbank gesessen. Die erhöhte Sitzposition hat beiden Ladies ziemlich gut gefallen.
Das Cockpit
Ich setze mich an’s Lenkrad. Und bin ebenfalls begeistert. Die Ergonomiesitze des Opel Zafira Tourer sind super-gemütlich und heizen dreistufig einstellbar ziemlich flott auf. Mit ein paar schnellen Handgriffen kann der Sitz eingestellt und sogar die Sitzfläche verlängert werden. Und dann der Knaller: das Lenkrad lässt sich ebenfalls beheizen. Und falls ihr das für Schnickschnack haltet: ich habe dieses Feature jeden Tag genutzt. Denn es war wirklich kalt. Leider funktionierte die normale Heizung bzw. die Klimaanlage nicht so richtig gut. Wir haben alle Einstellungen getestet, hatten aber selbst bei der Wahl der 28 Grad auch bei langen Fahrten immer ein Kältegefühl von oben auf den Beinen. Nicht schlimm, aber auch nicht so schön.
Und das gilt irgendwie für ganz viele Eigenschaften des Opel Zafira Tourer. Es gibt viel Licht, aber auch immer ein bißchen Schatten. Beim Interieur gefallen mir die getönten Scheiben super, gerade für die Kinder im Sommer auf der Rückbank. Ähnlich schick sind das Design und die Haptik der Türen und die große Anzahl an Ablagefächern und Getränkehaltern. Auf der anderen Seite hat mich das Lichtkonzept im innenraum nicht angesprochen. Zuviel rote Beleuchtung. Weniger wäre hier mehr.
Platzangebot im Opel Zafira Tourer
Das Platzangebot im Opel Zafira Tourer ist super. Der Kofferraum ist riesig, unser Kinderwagen ließ sich in einem Rutsch quer verstauen. Und es wäre noch Platz gewesen für weitere Taschen und Tüten. Auch eine Fahrt zum Möbelladen wurde zur großen Freude, denn trotz eines über zwei Meter langen Regals konnten wir dank einer geteilten Rücksitzbank auch wieder zu dritt nach Hause fahren. Das Platzangebot ist nicht nur für alle Mitfahrer großartig, sondern auch für Touren mit viel Zeug.
Super im Handling sind die vielen Assistenten, die bei unseren Testfahrten durchweg überzeugen konnten. Der Parkassistent ist eventuell noch verzichtbar, der Spurhalteassistent erhöht auf jeden Fall das Gefühl der Sicherheit und schlägt schnell an, wenn offensichtlich ungewollt die Spur verlassen wird. Sehr clever ist das Abbiegelicht. Bei Dunkelheit wird beim Lenkeinschlag und Blinken ein zusätzliches Seitenlicht eingeschaltet. Das ist nützlich beim Einparken oder Abbiegen. Ähnliches gilt für die Rückfahrkamera.
Auf der Piste
Die Fahreigenschaften sind prima. Der Opel Zafira Tourer geht flott vorwärts und die 200 km/h auf der Autobahn fühlen sich eher an wie 140. Es bleibt leise und gibt wenig Windgeräusche. Das ist klasse für lange Touren. Aber Opel, was habt Ihr Euch denn bloß beim Sportmodus gedacht? Ein Druck auf den Knopf taucht das Cockpit in eine rote Suppe, die man fast nicht angucken kann. Und überhaupt, wieso muss ein Minivan auf Sportmodus umschaltbar sein? Die Lenkung und das Fahrwerk werden etwas straffer. Das müssen sie aber gar nicht, denn die Fahreigenschaften sind super und lassen sich durch den Modus „Tourer“ noch etwas geschmeidiger einstellen. Das reicht.
Konnektivität
Zuletzt noch der erhobene Zeigefinger in Sachen Connectivität: heutzutage sollte ein Familienauto unbedingt über einen USB-Anschluss verfügen. Das ist die Minimalanforderung. Noch besser wäre eine 12V-Steckdose und ein Entertainment-System mit Internet-Zugang. All das fehlte leider in unserem Testwagen 1.0, dem Opel Zafira Tourer. Ist aber sicherlich grundsätzlich zu bekommen. [Anm.: durch einen Kommentar (s.u.) wurden wir darauf hingewiesen, dass ein USB-Anschluss samt Steckdose auch in unserem Modell vorhanden war. Wir haben es nur nicht entdeckt.] Dazu könnten die vielen Knöpfe rund um das Radio und Navi gern etwas intuitiver sein. Mit viel Probieren kommt man zum gewünschten Ergebnis. Aber es hat länger gedauert, bis wir das geteilte Navi-Display umgeschaltet und die Favoriten beim Radio geändert haben.
Am Ende unserer zwei Testwochen im Opel Zafira Tourer 1.6 CDTI hatten wir 486 Kilometer auf der Uhr, die wir überwiegend im Stadtverkehr zurückgelegt haben. Dabei stand ein Durchschnittsverbrauch von 8,4 Litern Diesel auf der Uhr. Das ist kein sensationeller Wert, aber für ein Auto dieser Größe auch keine schlimme Überraschung an der Zapfsäule.
Fazit zum Opel Zafira Tourer
Der Opel Zafira Tourer ist ein Familienauto durch und durch. Perfekt ausgerichtet am Platzbedarf einer Großfamilie bietet der Minivan tollen Sitzkomfort, ein einfaches Handling mit dem Baby im Kindersitz und mächtig viel Platz für Zuladung. Darüber hinaus gibt es etliche Ablagefächer und kleine Helfer, die auch auf langen Fahrten für viel Komfort sorgen. Nicht so recht überzeugen konnte die Optik im Innenraum und die fehlende Connectivität.
Hier sollte man bei der Konfiguration auf Extras zurückgreifen, wenn es einem wichtig ist. Ansonsten bietet Opel zu einem Einstiegspreis von 23.350 EUR mit dem Zafira Tourer eine Menge Auto mit einem zeitgemäßen Design und tollen Fahreigenschaften. Und am Ende fand ich dann auch die Farbe gar nicht mehr so schlecht. Schließlich ist halb Hamburg ja braun-weiß.
Die meisten Fotos im Artikel sind von © Alex Lier / speedseekers.de
[…] Je nach deren Benzingehalt im Blut landen nun praktische Modelle von der A-Klasse über einen Opel Corsa bis zum Mini im “relevant set”. Und bei ganz viel Liebe, Verständnis und […]
Moin,
schöner Bericht. Aber beim Navi ist ein USB-Anschluß und eine Steckdose serienmäßig. Unterhalb des Infotainmentsystems ist eine Klappe. Da befindet Sich beides. Siehe auch mein Video. ( Sorry ist etwas lang)
Ich bewege ebend dieses fahrzeug in der sparversion (kein navi und grafikdisplay) als taxi durch die gegend.
Der wagen hat durchaus seine top vorteile.
Einen nachteil habe ich aber bereits hassen gelernt.
Wer auf das boardwerkzeug angewiesen ist, wird selbiges nur unter fluchen benutzen, da der klappbare radmutterschlüssel gleichzeitig die kurbel für den wagenheber ist.
Heißt 1/2 umdrehung und dann umklappen etc. Und den spass dann 30 oder 40 mal, nur um die kiste hoch zu bekommen. Runter muss der auf diese weise auch noch.
Sehr toll sind die verschiebbaren rücksitze in der 7 sitzer version und auch in punkto motor ist der 157 ps diesel durch aus fähig den wagen auf max 250 laut tacho zu beschleunigen.