In der Vergangenheit haben wir euch schon häufiger Bücher von Autor Arne Ulbricht vorgestellt. Der Schriftsteller, der mit der Familie vor einiger Zeit von Deutschland nach Göteborg ausgewandert ist, hat schon einige lesenswerte Papa-Bücher und auch Werke für Kinder an den Start gebracht. Bei seinem neuesten Roman „Papa, hör auf!“ war ich jedoch etwas zögerlich. Denn sowohl der Titel als auch das düstere Cover ließen die Vermutung zu, dass es dieses Mal nicht nur lustig zugehen wird. Da musste ich erstmal den richtigen Moment abpassen, um mich ranzumachen. Am Ende bin ich dann eingestiegen – und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Hier ist unsere Rezension.
Auch nach der Lektüre kann ich gar nicht ganz genau beantworten, für wen Arne Ulbricht das Buch „Papa, hör auf!“ denn wohl geschrieben hat. Ich denke, es ist für pubertierende Kinder ähnlich gut geeignet wie für die Eltern. Denn es ist verfasst aus der Sicht des dreizehnjährigen Max. Seit einem tragischen Unfall lebt er zusammen mit seinem Vater in einer kleinen Wohnung.
Da sein Papa als Nachportier arbeitet, ist Max ziemlich auf sich allein gestellt. Das führt in der Schule immer wieder zu Konflikten und Problemen, die er meist allein und ohne den Beistand seines Vaters lösen muss. Zum Glück perlt dieser Ärger zum größten Teil an ihm ab, denn Mitschülerin Anessa sorgt gerade für Flugzeuge im Bauch. Zusätzlichen Halt gibt ihm eine Vertrauenslehrerin, zu der er ein gutes Verhältnis hat.
Als Stilmittel zitiert der Autor nach jedem Kapitel immer noch Passagen aus dem Tagebuch von Max. So kann er die beschriebenen Themen vertiefen und mit persönlichen Gedanken außerhalb des eigentlichen Schreibstils ergänzen. Und auch wenn Autor Arne Ulbricht seinen Roman selbst als Jugendbuch bezeichnet, so kann ich ihn nur dringend auch den Papas – und Mamas – ans Herz legen. Denn das Buch dreht sich um die zentrale Frage, wie Eltern und Kinder zusammenhalten sollten. Egal, was auch passiert und wie schwer es ist. Und das in vielen Fällen sogar die Kinder die eigentlich starken Personen sind, auf deren Schultern sehr viel lastet.
Für eine gewisse Zeit verliert sich der Vater von Max im Alltag und flüchtet sich mithilfe von Substanzen in eine andere Welt. Dabei braucht ihn sein Junge doch so dringend. Als moralische Unterstützung, für den Lieblingssport der beiden, Taekwondo, als Gesprächspartner beim gemeinsamen Frühstück oder auch nur zum gemeinsamen Lachen. Aufgrund der tragischen Vorgeschichte mag man dem Papa an keiner Stelle so richtig böse sein, denn den Verlust geliebter Menschen mag sich wohl niemand vorstellen. Und so gibt es auch kein Rezept für die schwere Zeit danach. Das die Hinterbliebenen dann noch näher zusammenrücken, ist ein recht theoretischer Wunsch.
Die Geschichte von „Papa, hör auf!“ berührt auf besondere Weise und hält auch die Spannung aufrecht. Daher konnte ich das Buch beim Besuch im Freibad gar nicht mehr weglegen. Die 200 Seiten hat man in wenigen Stunden gelesen, dann legt man das Buch zur Seite, lässt das Gelesene nochmal an sich vorbeiziehen und nimmt sich noch fester vor, seine Kinder niemals zu vernachlässigen und sie auch nie mit ihrem Kummer allein zu lassen. Denn natürlich ist ein Familiendrama auch für Jugendliche nur sehr schwer zu verkraften.
- Ulbricht, Arne (Autor)
Wer auf der Suche nach einem lesenswerten Buch ist, welches Eltern und auch deren Teenie-Kinder lesen können, der sollte sich „Papa, hör auf!“ einfach mal besorgen. Vielleicht bekommt ihr damit ja sogar ein Thema geliefert, über das ihr diskutieren könnt. Auch wenn wir uns sehr für euch wünschen, dass euch ähnliche Erlebnisse im wahren Leben erspart bleiben. Trotzdem liefert der Roman einen besondere Perspektive und streift dabei mit Schule, der ersten zarten Liebe und dem Sport Taekwondo auch Themen, zu denen die Leser:innen noch etwas lernen können.
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Lieber Kai
Vielen Dank für die spannende Buchempfehlung. Wir haben selbst 4 Kids – 2 davon sind Teenies. Es ist eine tägliche Herausforderung, die Kinder loszulassen und doch in Verbindung zu bleiben. Ich freue mich auf die Lektüre.
Herzliche Grüße, Thomas