Bücher für Väter

POWERPAPA! Ein Fitnessprogramm für Väter?

Fitness Vaeter

Ungefähr 94 Prozent aller E-Mails bei denen das Wort daddylicious in der Empfänger-Adresse zu finden ist… sind für die Tonne. Schlecht informierte PR-Profis bedienen von PR-Praktikanten schlecht recherchierte Verteiler oder versuchen mit „Hey, du coole Sau, korrekter Blog“ nicht nur unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich hatte den Mauszeiger bei der Mail über den POWERPAPA schon auf dem virtuellen Papierkorb, doch irgendwie wollte ich mehr wissen – vom „besten Fitnessprogramm für Väter. Jetzt habe ich fünf Exemplare des Buches hier liegen. Eines davon habe ich mir mal genauer angeschaut.

Wie ihr vielleicht wisst, war ich ja schon im Boot Camp um ein paar Kilos loszuwerden. An sich ist das mit dem Sport ja eine sehr angenehme Sache – vor allen Dingen danach, wenn Du Dich voll ausgepowert hast und Deine Hormone Kirmes feiern. Aber als Vater mit mindestens 50 Stunden Arbeit in der Woche gibt es einen kleinen Haken: Zeit! Das soll keine Ausrede sein, aber mir fällt es schon mittelsehrstark schwer, nach zehn Stunden Arbeit, einer Stunde mit dem Kleinen spielen plus Ins-Bett-bringen noch in die Laufschuhe zu schlüpfen. Von Tennis mit Wegfahren (zur Halle oder Platz) mal ganz zu Schweigen. Und am Wochenende? Ja, ab und zu geht da ein Match. Aber Regelmässigkeit sollte nicht „alle zwei Monate“ heißen.

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Zwei Väter haben eine Mission

Das Buch aus dem Komplett-Media-Verlag soll Vätern wie mich wieder zu einer Strandfigur verhelfen. Und zwar indem der (Super-)Papa seine Kids ins Fitnessprogramm einbindet. Also quasi als Ballast für die Liegestütz oder als Hantel für den Bizeps. Viele Einzelübungen inklusive einem 12-Wochen-Programm gibt es. Die beiden Daddies Andreas Lober und Andreas Ullrich, seines Zeichens Fitnesstrainer haben das 176 Seiten starke Buch geschrieben und entwickelt. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich bis auf ein paar Übungen und ein lockeres Überfliegen des Buches nicht hinausgekommen bin.

Das doppelte Bauchgefühl

Eine recht zweideutige Überschrift, sitze ich doch vor einem Buch, dass mir dabei helfen soll, die Plauze ein wenig zu minimieren. Aber so recht stellt sich der Robert-Harting-Effekt nicht ein. Vielleicht ist mir auch das T-Shirt zu schade. Ob wohl noch ein Gerstensaft im Kühlschrank ist? Na, egal. Auf jeden Fall muss sich der Leser bis zu ersten Übung durch massig viel Text arbeiten. Nämlich genau durch 45 Seiten – ohne große Bilder. Das kleine große Einmaleins des Fitnesstrainings. Headlines wie „Mehr Power, mehr Papa, mehr Familie“, „Dein Kind als sportliches Vorbild“ oder „Wie ich zum Powerpapa wurde“ haben mir persönlich ein Hauch zu viel strukurvertriebliches in sich. Als ich dann noch vom römischen Dichter Juvenal las, der einmal den Spruch „Nur in einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist“ zu Papyrus gebracht hat, habe ich mal schnell zur ersten Übung weitergeblättert.

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Hey, da ist noch Luft nach oben!

Was passt wird passend gemacht


Viele Übungen begegnen Dir im Alltag mit Deinen Kids: Fangen spielen oder Kinder klettern auf Deinen Rücken, weil Du Dich als AT-AT durch den Dschungel kämpfst (okay, vielleicht ist doch nur das Pony) oder das Kind hochwerfen. Ich kann übrigens höher werfen (habe auch Beweisfotos!). Dann finden sich im Buch auch Übungen mit Geräten vom Spielplatz: Schräges Ziehen an der Rutsche oder Butterfly an der Schaukel. Ganz ehrlich: Da muss man aber GANZ früh aufstehen, um sich bei den Muddis nicht zum Affen zu machen.

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Bei der Übung „Riesenschritt mit Rotation und Babyschale“ habe ich mich fast verschluckt. Ich soll mich mit ner Babyschale auf eine Wiese stellen und mit geradem Rücken in die Hocke gehen? Ich hätte Sorge, dass mir Passanten das Kind wegnehmen. Dann doch lieber mit Babyjogger Laufen gehen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich hier eher um Übungen totaler Fitness-Freaks handelt als um Übungen für den Otto-Normal-Volkssportler. Und vieles vom „Programm“ spult der „normale“ Vater sowieso mit seinen Kids ab. Dazu noch eine Prise Fußball – fertig ist die Laube.

Es sind immer noch Kinder

Ich habe mir auch die Frage gestellt, wie lange die beiden für die Fotos gebraucht haben. Oder: Was schaffe ich in den ersten 30 Minuten wirklich? Denn es handelt sich ja beim Trainingspartner um ein Kind im empfohlenen Alter von zwei bis sechs Jahren. Und ja: Ich kann mitreden. Und Nein: Es geht nicht so wie es im Buche steht. Spätestens nach drei Minuten ist mein Sohn wieder von einer Fliege abgelenkt. Oder er fragt: „Papa, können wir Fußball spielen?“

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