Finanzen

Rechtsschutzversicherung für Familien: Must-have oder überflüssig?

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Das Leben ist geprägt von Unwägbarkeiten. Kein Wunder also, dass sich Menschen nach Sicherheit sehnen. Insbesondere Rechtsstreitigkeiten verursachen schnell Kosten in beträchtlicher Höhe und können Familien in finanzielle Nöte bringen: Konflikte mit dem Vermieter, Stress an der Arbeit, Streitigkeiten im Straßenverkehr. Wer wünscht sich in Krisenzeiten nicht einen starken Partner an seiner Seite? Rechtsschutzversicherungen versprechen, diese Lücke zu füllen. Doch wie sinnvoll sind sie wirklich für Familien?

Diese Art der Versicherung soll es beim Bestreiten des juristischen Wegs erleichtern, zu seinem Recht zu kommen. Die Versicherungsgesellschaft steht dabei für die berechtigten rechtlichen Interessen des Versicherungsnehmers ein und ist ihm dabei behilflich, diese durchzusetzen.

Rechtsschutz ist nicht gleich Rechtsschutz

Oft macht eine Rechtsschutzversicherung in finanzieller Hinsicht einen Prozess erst möglich. Schließlich übernimmt sie die Kosten für den Rechtsstreit. Dies schließt unter anderem nachfolgende Position mit ein:

  • Gerichtskosten
  • Zeugengelder
  • Aufwendungen für Sachverständige
  • Honorar des gegnerischen (bei Verlust des Prozesses) und des eigenen Anwalts

Allerdings deckt die Police nicht jeden Streitfall ab. Interessierte müssen sich bei den jeweiligen Versicherungsunternehmen einen Überblick über die einzelnen Rechtsschutzpakete verschaffen und ihren individuellen Versicherungsschutz bedarfsgerecht zusammenstellen. AdmiralDirekt bietet hier eine gute Übersicht für potenzielle Interessenten. Die Bausteine umfassen zum Beispiel die Bereiche:

  • Privat (gerichtliche Auseinandersetzung mit Behörden, Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen, Ärger in Bezug auf Versicherungs-, Kauf- und Reiseverträge)
  • Beruf (Abmahnung, Kündigung, Versetzung, Konflikte rund um das Arbeitszeugnis)
  • Wohnen (Streitigkeiten mit Nachbarn und Vermieter, Kündigung, Kaution, Nebenkostenabrechnung, Mieterhöhung)
  • Verkehr (Bußgeldverfahren, Geltendmachung von Schadensersatz oder Schmerzensgeld, Probleme mit Autohändlern oder Kfz-Werkstätten)
  • Sonderfall: Scheidung und Streitigkeiten um das Erbe

Juristische Auseinandersetzungen infolge einer Scheidung oder Erbstreitigkeiten sind meist von langer Dauer. Aus diesem Grund übernehmen Rechtsschutzversicherungen lediglich die anwaltliche Erstberatung und nicht die gesamten Verfahrens- beziehungsweise Prozesskosten.

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© Pavel Danilyuk (Pexels)

Familienrechtsschutz

Viele Menschen verstehen unter dem Begriff Familienrechtsschutz eine spezielle Absicherung, die sich auf familienrechtliche Angelegenheiten erstreckt. Dem ist jedoch nicht so. Für gewöhnlich ist mit dieser Bezeichnung die Mitversicherung des Ehepartners, der eigenen Kinder und weiterer zum Haushalt gehörender Personen gemeint. Der Leistungsbereich ist dabei exakt derselbe wie bei der Rechtsschutzversicherung für Singles.

Nur einige wenige Versicherungsunternehmen leisten bei Streitfällen im Familienrecht:

  • Scheidung
  • Unterhalt
  • Erbschaft
  • Sorgerecht
  • Vormundschaft

Diese Rechtsstreitigkeiten zeichnen sich durch eine lange Verfahrensdauer und einen hohen Streitwert aus und werden nur selten abgesichert. Dementsprechend hoch ist die monatlich zu leistende Prämie. Zudem existieren zahlreiche Ausnahmeregelungen und besondere Versicherungsbedingungen. An dieser Stelle zu erwähnen ist beispielsweise eine Wartezeit von mehreren Jahren bei Tarifen, die den ehelichen Rechtsschutz inkludieren. Realisiert der Versicherungsnehmer, dass die Ehe innerhalb der Wartefrist in die Brüche geht, leistet die Versicherungsgesellschaft nicht. Für die geleisteten Beiträge wird kein Gegenwert gezahlt.

Ist eine Rechtsschutzversicherung für Familien sinnvoll?

Im Gegensatz zur Familienrechtsschutz ist der Abschluss einer Rechtsschutzversicherung für Familien zu empfehlen. Schließlich müssen diese mit einer Vielzahl von möglichen Rechtsstreitigkeiten ab der Geburt des ersten Kindes rechnen.

Erleidet die Mutter oder das Kind während der Geburt einen Gesundheitsschaden körperlicher oder psychischer Art, liegt eventuell ein Behandlungsfehler des Arztes vor. Um diesen nachzuweisen und Schmerzensgeld oder Schadenersatz zu erhalten, müssen die Betroffenen einen langwierigen und teuren Zivilprozess führen. Ohne sehr hohe finanzielle Rücklagen oder eine Rechtsschutzversicherung ist dies zumeist unmöglich.

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© Daka (Pexels)

Weiterhin haben Kinder ab dem Alter von einem Jahr Anspruch auf einen Kitaplatz. In der Praxis ist es indes keine Seltenheit, diesen Anspruch einklagen zu müssen, da es insbesondere in den Ballungsräumen zu wenig freie Plätze gibt. Eine Rechtsschutzversicherung leistet auch in diesem Fall.

Oft beschweren sich Nachbarn über Lärm, der durch Kinder verursacht wird und über den abgestellten Kinderwagen im Treppenhaus. Teilweise sind Probleme mit dem Vermieter oder gar eine Kündigung die Folge. Wer für seine Familie eine Rechtsschutzversicherung abgeschlossen hat, kann dem entspannt mit einem guten Gefühl entgegenblicken.

Achtung: Wichtige Aspekte beim Abschluss einer Rechtsschutzversicherung für die Familie

Im Familientarif sind die eigenen Kinder sowie dauerhaft im Haushalt lebende Adoptiv-, Pflege- und Stiefkinder automatisch mitversichert. Voraussetzung: Sie sind minderjährig. Selbst Kinder, die das 18. Lebensjahr bereits vollendet haben, genießen Versicherungsschutz, sofern sie maximal 27 Jahre alt sind, keine dauerhafte Berufstätigkeit ausüben und unverheiratet sind. Sobald sie ein eigenes Kraftfahrzeug besitzen, müssen sie jedoch den Baustein Verkehr separat abschließen.

Wer bereits vor der Unterzeichnung des Versicherungsvertrags in eine rechtliche Streitigkeit involviert ist, erhält keinen Versicherungsschutz. Ebenfalls ist dies der Fall, wenn die rechtliche Auseinandersetzung bereits absehbar ist beziehungsweise sich ankündigt. Eine weitere Voraussetzung, um von den Leistungen zu profitieren, ist, dass die Ursache für den Konflikt nach Verstreichen einer eventuellen Wartefrist eintritt. Eine häufige Ausnahme ist der Verkehrsbereich. Hier gibt es oftmals keine Wartezeiten.

Ist eine Rechtsschutzversicherung für Familien sinnvoll? Wir klären auf.
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Tipp: Mit der Anpassung der Selbstbeteiligung haben Interessierte die Chance, die Höhe der Prämie anzupassen. Dabei gilt: Je höher die Eigenbeteligung, desto niedriger der monatliche Beitrag.

Rechtsschutzversicherung für Familien: abschließendes Fazit

Eine Rechtsschutzversicherung für Familien ist kein Muss, aber dennoch in den meisten Fällen sinnvoll. Familien, die über ein hohes Vermögen verfügen, sind imstande, das Risiko selbst zu tragen. Alle andern profitieren von dieser Art der Versicherung, da die Kosten für den Rechtsstreit in der Regel deutlich höher als die Versicherungsbeiträge sind.

Titelbild © Gustavo Fring (Pexels)

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