Als meine Tochter klein war, habe ich mir gewünscht, dass sie sich später mal für irgendeine Sportart begeistern würde. Nur Ballett und Reiten waren nicht weit oben auf meiner Wunschliste, das erschien mir zu klischeehaft für Mädchen. Allerdings hat meine Kleine sich genau diese beiden Sportarten ausgesucht. Die Ballettstunden hat sie mittlerweile aufgegeben, aber Reiten findet nun seit über acht Jahren statt, mittlerweile ist sie 12 Jahre. Oft fahre ich sie zum Reitstall und guck manchmal auch zu. Sie freut sich jede Woche sehr auf den Reitunterricht und hat schon sehr viel gelernt, daher fassen wir mal zusammen, warum viele Kinder so gern Reiten und wie ihr unterstützen könnt.
Dieser faszinierende Sport bietet nicht nur körperliche Betätigung, sondern fördert auch Verantwortungsbewusstsein, Selbstvertrauen und eine einzigartige Verbindung zur Natur. Wir verraten euch, was ihr als Vater über den Einstieg eures Kindes in die Welt des Reitens wissen müsst. Wenn ihr eure Kinder in die Richtung schubsen wollt, dann sind Bucherserien wie die Haferhorde oder Bibi & Tina ein guter Start. Wir haben schon recht früh außerdem kleine Ponys für eine Runde gemietet und sie selbst durch einen Wald geführt. Selbst schuld also, dass es dann irgendwann mit richtigen Reitstunden losging.
Der richtige Zeitpunkt: Wann kann euer Kind mit dem Reiten beginnen?
Die gute Nachricht vorweg: Es gibt kein „zu früh“, um Kinder an Pferde heranzuführen. Viele Reitschulen bieten bereits für Kleinkinder ab 3 Jahren erste spielerische Begegnungen mit Ponys an. Dabei geht es vor allem darum, die natürliche Neugierde der Kinder zu wecken und ihnen einen positiven ersten Kontakt zu ermöglichen.
Der klassische Reitunterricht beginnt jedoch meist im Alter zwischen 6 und 8 Jahren. In diesem Alter haben Kinder in der Regel die nötige Koordinationsfähigkeit und Aufmerksamkeitsspanne entwickelt, um die Grundlagen des Reitens zu erlernen. Natürlich ist jedes Kind individuell – manche sind vielleicht schon früher bereit, andere brauchen etwas länger. Achtet auf die Signale eures Kindes und besprecht den richtigen Zeitpunkt mit erfahrenen Reitlehrer*innen.
Die ersten Schritte: Wie beginnt der Reitunterricht?
Der Einstieg in den Reitsport erfolgt schrittweise und altersgerecht. Für jüngere Kinder stehen zunächst das Kennenlernen der Pferde und der Umgang mit ihnen im Vordergrund. Sie lernen, wie man sich einem Pferd nähert, es streichelt und führt. Auch Grundlagen der Pferdepflege wie das Putzen werden spielerisch vermittelt. Unsere 60-minütige Reitstunde bestand meist aus 20 Minuten Putzen, Striegeln und Vorbereiten des Pferdes und dann etwa 40 Minuten Reiten.
Die ersten Reitstunden finden oft auf einem Führpony statt. Dabei wird das Pony von einem Erwachsenen geführt, während das Kind erste Erfahrungen im Sattel sammelt. So können sich die Kinder ganz auf ihr Gleichgewicht und ihre Haltung konzentrieren, ohne sich um die Steuerung kümmern zu müssen.
Mit zunehmender Sicherheit und Alter beginnt dann der eigentliche Reitunterricht. Die Kinder lernen, wie man auf- und absteigt, die korrekte Sitzposition und die Grundlagen der Hilfengebung. Schritt für Schritt werden sie an die verschiedenen Gangarten – Schritt, Trab und später Galopp – herangeführt.
Die richtige Ausrüstung: Was braucht euer Kind zum Reiten?
Eine der häufigsten Fragen von Eltern betrifft die notwendige Ausrüstung. Keine Sorge – zu Beginn müsst ihr noch nicht in eine komplette Reiterausstattung investieren. Für die ersten Stunden reichen in der Regel folgende Grundlagen:
- Reithelm: Das wichtigste Sicherheitsutensil! Er sollte gut passen und nach aktuellen Sicherheitsstandards zertifiziert sein. Helme solltet ihr nie gebraucht kaufen.
- Hose: Eine bequeme, nicht zu weite Hose ohne störende Innennähte. Reithosen sind ideal, aber zu Beginn tut es auch eine elastische Jeans oder Leggings. Reitkleidung findet ihr auch gebraucht im Internet.
- Schuhe: Feste Schuhe mit kleinem Absatz (ca. 1-2 cm) sind wichtig, damit der Fuß nicht durch den Steigbügel rutschen kann. Spezielle Reitstiefel sind erst später notwendig. Wir haben Reitstiefeletten und Chaps im Einsatz.
- Oberteil: Ein eng anliegendes, aber bequemes Oberteil, das die Bewegungsfreiheit nicht einschränkt. Gerade im Winter ist es im Stall meist ziemlich kalt, beim Reiten wird den Kindern dann aber schnell warm.
- Optional: Reithandschuhe für besseren Halt an den Zügeln und eine eigene Gerte.
- Optional: Ein Protektor für fortgeschrittene Reiter*innen bei Ausritten, Sprüngen oder auch einfach für ein besseres und sicheres Gefühl beim Reiten.
Mit fortschreitendem Können und wachsender Begeisterung könnt ihr die Ausrüstung nach und nach ergänzen. Viele Reitschulen bieten auch Leihausrüstung an, sodass ihr erst einmal testen könnt, ob das Hobby eurem Kind wirklich zusagt.
Sicherheit im Sattel: Ist Reiten gefährlich?
Eine Frage, die sich viele Eltern ebenfalls stellen: Wie gefährlich ist der Reitsport eigentlich? Es stimmt, dass Reiten wie jede Sportart mit Risiken verbunden ist. Allerdings gibt es in seriösen Reitschulen strenge Sicherheitsvorschriften, die das Verletzungsrisiko minimieren.
Entscheidend sind folgende Faktoren:
- Qualifizierte Reitlehrer*innen, die die Fähigkeiten der Kinder richtig einschätzen und sie weder über- noch unterfordern.
- Gut ausgebildete und charakterlich geeignete Schulpferde.
- Konsequentes Tragen von Schutzausrüstung, insbesondere des Reithelms.
- Altersgerechter und schrittweiser Aufbau des Unterrichts.
- Klare Verhaltensregeln im Umgang mit den Pferden und auf dem Reitgelände.
Statistisch gesehen ist Reiten nicht gefährlicher als viele andere Sportarten. Die Unfallzahlen liegen sogar unter denen von Sportarten wie Fußball oder Skifahren. Auf der anderen Seite sind die Verletzungen beim Reiten oft schwerwiegender als bei anderen Sportarten. Daher ist es wichtig, immer auf genug Sicherheit im Umgang und bei der Ausstattung zu achten. Grundsätzlich lehrt der Umgang mit Pferden Kindern Verantwortungsbewusstsein, Achtsamkeit und ein gutes Gespür für potenzielle Gefahrensituationen. Alles Fähigkeiten, die ihnen auch in anderen Lebensbereichen zugutekommen.
Die Kosten: Was kommt finanziell auf Eltern zu?
Die Kosten für den Reitunterricht variieren je nach Region und Reitschule. Rechnet für eine wöchentliche Reitstunde mit etwa 20 bis 40 Euro, je nach Stall und Gruppengröße. Hinzu kommen einmalige Anschaffungen für die Grundausrüstung (ca. 150-200 Euro) und eventuell Mitgliedsbeiträge, wenn die Reitschule an einen Verein angeschlossen ist.
Vergleicht die Angebote verschiedener Reitschulen in eurer Umgebung. Oft gibt es günstige Schnupperkurse oder Ferienaktionen zum Kennenlernen. Einige Vereine bieten auch Rabatte für Geschwisterkinder oder die Möglichkeit, durch Mithilfe im Stall die Kosten zu reduzieren. Ganz so easy ist es aber auch nicht, denn viele der Reitanlagen sind überlaufen und haben Wartelisten für den Nachwuchs.
Bedenkt auch: Reiten ist mehr als nur eine Sportstunde pro Woche. Viele Reitschulen ermöglichen es den Kindern, auch außerhalb des Unterrichts Zeit mit den Pferden zu verbringen, sei es beim Putzen, Führen oder einfach beim Beobachten auf der Koppel. So wird aus dem wöchentlichen Termin schnell eine umfassende Freizeitbeschäftigung. Unsere Tochter verbringt oft Reitwochen in den Ferien im Stall und hilft dabei auch bei Gruppen mit kleineren Kindern. Außerdem haben wir schon Reiturlaube verbracht. Und im Urlaub zum Beispiel in Dänemark buchen wir ihr oft einen Ausritt am Strand.
Die Faszination Pferd: Warum Reiten ein einzigartiges Hobby ist
Was macht den Reitsport so besonders? Warum üben Pferde eine so große Faszination auf Kinder aus? Es gibt viele Gründe:
- Ganzheitliche Förderung: Reiten schult nicht nur den Körper, sondern auch den Geist. Es fördert Gleichgewicht, Koordination und Körperbewusstsein ebenso wie Konzentration, Geduld und Durchhaltevermögen. Und ist richtig anstrengend, wie ich immer wieder miterleben kann.
- Verantwortungsbewusstsein: Der Umgang mit Pferden lehrt Kinder früh, Verantwortung für ein Lebewesen zu übernehmen. Sie lernen, die Bedürfnisse der Tiere wahrzunehmen und darauf einzugehen.
- Emotionale Intelligenz: Pferde sind sensible Tiere, die unmittelbar auf die Stimmungen und das Verhalten ihrer menschlichen Partner*innen reagieren. Kinder lernen so, ihre eigenen Emotionen zu regulieren und empathisch auf andere einzugehen.
- Naturverbundenheit: In einer zunehmend digitalisierten Welt bietet der Reitsport einen wertvollen Ausgleich und die Möglichkeit, intensive Naturerfahrungen zu sammeln.
- Selbstvertrauen: Die Fortschritte im Sattel und die wachsende Verbindung zum Pferd stärken das Selbstbewusstsein der Kinder enorm.
- Teamgeist: Obwohl Reiten oft als Einzelsport wahrgenommen wird, lernen Kinder in der Reitschule schnell den Wert von Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung, gerade bei dem Vorbereiten der Pferde für die Reitstunde.
- Vielseitigkeit: Vom entspannten Ausritt in der Natur über Dressur und Springen bis hin zu Westernreiten oder Voltigieren – der Reitsport bietet für jeden Geschmack und jedes Talent die passende Disziplin.
Die Rolle des Vaters: Wie du dein Kind beim Reiten unterstützen kannst
Als Vater spielst du eine wichtige Rolle bei der Reitbegeisterung deines Kindes – auch wenn du selbst vielleicht noch nie auf einem Pferd gesessen hast. Hier sind einige Tipps, wie du dein Kind optimal unterstützen kannst:
- Zeigt Interesse: Lasst euch von eurem Kind erzählen, was es im Reitunterricht gelernt hat. Fragt nach den Namen der Pferde und den Fortschritten, die es macht.
- Seid dabei: Begleitet euer Kind zum Reitunterricht, wann immer es möglich ist. Eure Anwesenheit gibt Sicherheit und zeigt Wertschätzung für das Hobby.
- Dokumentiert die Fortschritte: Macht Fotos oder Videos von den Reitstunden eures Kindes. So könnt ihr gemeinsam die Entwicklung verfolgen und habt schöne Erinnerungen für die Zukunft. Wir haben einen ganzen digitalen Ordner voller Clips und Fotos aus acht Jahren Reiten.
- Unterstützt das Lernen: Helft eurem Kind, sich auf den Reitunterricht vorzubereiten, indem ihr gemeinsam Fachbegriffe lernt oder Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht und Koordination macht. Und ich mache vor jeder Stunde den notwendigen Flechtezopf ;-)
- Vernetzt euch: Lernt andere Eltern in der Reitschule kennen. So könnt ihr Fahrgemeinschaften bilden oder sich über Erfahrungen austauschen.
- Entdeckt die Pferdewelt gemeinsam: Besucht Reitturniere, Pferdeshows oder Gestüte in eurer Umgebung. So teilt ihr die Begeisterung eures Kindes und lernt selbst dazu.
- Optional: Schwingt euch mal selbst in den Sattel. Warum nicht selbst ein paar Reitstunden nehmen? So könnt ihr die Erfahrungen eures Kindes noch besser nachvollziehen und habt ein gemeinsames Hobby.
Fazit: Ein Abenteuer für die ganze Familie
Das Reiten zu erlernen ist für Kinder mehr als nur ein Hobby, es ist der Beginn einer aufregenden Reise voller wertvoller Erfahrungen und Lerngelegenheiten. Als Vater habt ihr die Möglichkeit, euer Kind auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen.
Ob euer Kind später einmal an Turnieren teilnimmt, entspannte Ausritte in der Natur genießt oder einfach nur die Zeit mit den Pferden im Stall verbringen möchte, der Reitsport bietet für jedes Kind den passenden Weg. Die Kombination aus körperlicher Aktivität, emotionaler Bindung zum Tier und dem Erlernen wichtiger Skills macht das Reiten zu einer einzigartigen und wertvollen Erfahrung.
Gebt eurem Kind die Chance, die faszinierende Welt der Pferde zu entdecken. Wer weiß, vielleicht entdeckt ihr dabei ja auch eure eigene Leidenschaft für diese besonderen Tiere.
FAQ zum Reitunterricht von Kindern
Ab welchem Alter kann mein Kind mit dem Reiten beginnen?
Erste Begegnungen mit Pferden sind schon ab 3 Jahren möglich, wobei es hier vor allem ums Kennenlernen und Streicheln geht. Der klassische Reitunterricht beginnt in der Regel zwischen 6 und 8 Jahren, da Kinder in diesem Alter über die nötige Koordination und Aufmerksamkeitsspanne verfügen. Letztendlich hängt der richtige Zeitpunkt vom individuellen Entwicklungsstand und Interesse des Kindes ab.
Ist Reiten nicht zu gefährlich für Kinder?
Bei qualifiziertem Unterricht und korrekter Schutzausrüstung ist Reiten nicht gefährlicher als viele andere Kindersportarten. Seriöse Reitschulen legen großen Wert auf Sicherheit und verwenden gut ausgebildete, kinderfreundliche Pferde. Zudem lernen Kinder beim Reiten, verantwortungsvoll mit potenziellen Risiken umzugehen, was ihre allgemeine Sicherheitskompetenz stärkt.
Braucht mein Kind ein eigenes Pferd?
Für Anfänger ist das Reiten auf Schulpferden ideal und völlig ausreichend. Diese Tiere sind speziell für den Unterricht ausgebildet und ermöglichen es Kindern, verschiedene Pferde kennenzulernen. Ein eigenes Pferd kommt erst bei fortgeschrittenem Niveau und starkem, langanhaltendem Engagement in Frage, da es mit erheblichem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden ist.
Wie finde ich die richtige Reitschule für mein Kind?
Das ist tricky, denn viele Reitschulen haben lange Wartelisten. Achtet auf qualifizierte Reitlehrer*innen, gut gepflegte Pferde und eine kinderfreundliche Atmosphäre. Besucht am besten mehrere Reitschulen, nutzt Schnupperangebote und beobachtet eine Unterrichtsstunde. Achtet auch auf die Sicherheitsstandards und checkt das pädagogische Konzept der Reitschule.
Kann mein Kind auch reiten, wenn es eine Tierhaarallergie hat?
In manchen Fällen ist Reiten trotz Allergie möglich, aber es sollte unbedingt vorher mit einem Allergologen besprochen werden. Es gibt spezielle Reitkleidung für Allergiker, die den direkten Kontakt mit Pferdehaaren minimiert. Zudem reagieren manche Allergiker weniger stark auf Pferde als auf andere Tiere, sodass ein vorsichtiger Versuch unter ärztlicher Beobachtung sinnvoll sein kann.
Ist Reiten nicht ein sehr teures Hobby?
Die Kosten für den Reitsport variieren stark je nach Region und Intensität. Einstiegskosten für Ausrüstung und wöchentliche Reitstunden sind oft vergleichbar mit anderen Sportarten. Zwischen 60 und 100 Euro pro Monat solltet ihr bei einer wöchentlichen Reitstunde einplanen. Mit steigendem Niveau, Turnierteilnahmen oder dem Wunsch nach einem eigenen Pferd können die Kosten jedoch deutlich zunehmen. Viele Reitvereine bieten aber auch Möglichkeiten, durch Mithilfe im Stall die Kosten zu reduzieren.
Muss mein Kind sehr sportlich sein, um reiten zu lernen?
Reiten ist für Kinder aller Fitnesslevels geeignet und fördert die körperliche Entwicklung ganzheitlich. Die nötige Kraft, Koordination und Kondition entwickeln sich mit der Zeit durch regelmäßiges Reiten und den Umgang mit Pferden. Gerade für Kinder, die sich mit klassischen Sportarten schwertun, kann Reiten eine motivierende Alternative sein.