Eins gleich vorweg: Jim Gaffigan ist anders als andere. Er ist aus Amerika und hatte selbst fünf Geschwister. Sowas geht noch als normal durch. Er ist Comedian, Schauspieler und Autor. Damit wird die Luft schon dünner. Und er hat, seiner eigenen Aussage nach eigentlich eher überraschend, selbst fünf Kinder in die Welt gesetzt. Damit gehört er heutzutage zu einer äußerst seltenen Spezies. Und weil er mit seiner Großfamilie viel Spannendes erlebt, hat er seine Geschichten nun in einem Buch veröffentlicht: Schlafenszeit oder Verhandeln mit Terroristen.
13 Jahre lebte Jim Gaffigan allein, dann traf er seine heutige Frau Jeannie, „die allein vom Anschauen schwanger wird“. Im Stile eines guten Komikers fing er zuerst an, die Erlebnisse mit seiner Großfamilie aus seiner winzigen Dreizimmerwohnung in New York City auf seinem Twitter-Account zu verbreiten und brachte es bis heute auf über 2 Millionen Follower. Weil aber die 140 Zeichen der Tweets für viele Stories nicht ausreichen, schrieb er einfach kurze Geschichten auf und veröffentlichte sie nun in seinem Buch. Auf 224 Seiten gibt es knapp 60 einzelne Stories. Das ist perfekt für den modernen Vater. Kleine Häppchen und somit kein Druck, das komplette Buch am Stück durchlesen zu müssen.
Ein Stück weit wird das Buch auch therapeutische Wirkung auf Jim Gaffigan ausgeübt haben, denn zu Beginn berichtet er von der nicht immer einfachen Beziehung zu seinem Vater. Allerdings mit ironischem und derbem Humor. Hier mal eine kleine Leseprobe für Euch:
„Nach heutigen Maßstäben würde man meinen Dad nicht gerade als den besten aller Väter ansehen und ich nehme an, das wäre bei seinem eigenen Dad nicht anders. Ich bin sicher, den Dad meines Großvaters würde man als noch schlechteren Vater sehen. Wahrscheinlich geht das zurück bis zu Steinzeitvätern, die ihre Kinder einfach fraßen. Anders ausgedrückt: Väter werden besser! Entweder das oder wir Männer verwandeln und alle allmählich in Frauen. So sieht zumindest mein Gynäkologe das.“
Ihr seht, es geht deftig und sarkastisch zur Sache. Das macht das Buch ziemlich kurzweilig und unterhaltsam. In diesem Stil geht es eigentlich bis zur letzten Seite durch. Nicht gerade literarisch herausfordernd, aber mit ganz vielen Geschichten, bei denen man zustimmend nickt und eigene Erlebnisse wiedererkennt. Lest über die grausame Wahrheit hinter dem Wort „kinderfreundlich“, warum Väter selbstloser werden müssen, was die Vorteile von Hausgeburten sind, warum Welten zwischen Hunden und Kindern liegen und wie dankbar man plötzlich für ein kurzes Nickerchen werden kann.
Zu sensibel darf man nicht sein, denn Jim Gaffigan erzählt die schonungslose Wahrheit durch seine Brille. Lachen spielt dabei eine große Rolle, schließlich ist er Komiker. Nehmt es also nicht zu ernst, dann wird es Euch sehr amüsieren.
Wir können Euch nur an’s Herz legen, die knapp 15 EUR zu investieren und Euch diese unterhaltsame Lektüre anzuschaffen, erschienen diesen Juli im riva-Verlag. Mir hat sie über den Sommer recht viel Freude gemacht. Zumindest, wenn ich mal Zeit zum Lesen gefunden habe. Das ist selbst mit einem Kind gar nicht so einfach.