Kinder sehen die Welt durch ganz eigene Augen und lernen sie und sich selbst durch das Spielen besser kennen. Aber auch Eltern können durch sie ihr Leben in verschiedensten Facetten neu entdecken. Die bereichernden Erfahrungen mit Rollenspielen sind eng mit den Lernprozessen von Kindern verbunden und fördern unter anderem die Entwicklung von Sprache. Dieser Artikel beschäftigt sich näher mit diesem vielseitigen Thema.
Warum machen Rollenspiele Kindern so viel Spaß?
Worin liegt wohl der Reiz, auf allen Vieren als „Hund“ durch die Wohnung zu krabbeln oder als Koch oder Köchin imaginäre Suppe zu servieren? Der Spaßfaktor dabei ist unter anderem das Aufstellen von eigenen Regeln, beziehungsweise deren Unbegrenztheit. Kinder können ihre Gefühle und Wünsche, aber auch Ängste, im Spiel in einer Weise zum Ausdruck bringen, die ihre Vorstellung ihnen plötzlich möglich macht. Sie können sich mit beobachteten Themen aus dem Alltag befassen, die sie besonders beschäftigen, indem sie die Position eines Anderen einnehmen.
Das passende Alter für Rollenspiele
Erstmaliges Interesse an Rollenspielen zeigen Kinder im Alter von ungefähr zwei Jahren, wenn sie damit anfangen, Personen und Alltagssituationen nachzuahmen. Da fangen sie nämlich auch an, sich selbst immer mehr als eigenständige Individuen wahrzunehmen. In diesem Stadium gestalten sich die Spiele und Strukturen noch sehr frei und einfach, die Komplexität steigt dann mit dem Alter.
Das liegt auch an der zunehmenden Einbindung von anderen in diese fremden Welten, die im Kindergartenalter oft stundenlang gespannt zusammen erkundet werden. Dass dabei selten Langeweile aufkommt, zeigt die reiche Fantasie von Kindern. Typisch sind Rollenspiele in der Kindergarten-und Vorschulzeit, sie können aber auch noch bis weit in die Grundschulzeit und sogar ins Teenageralter hinein interessant bleiben.
Welche Fähigkeiten fördern Rollenspiele?
Gemeinsames Spielen fördert ganz klar das Sozialverhalten von Kindern. Durch die nötige Absprache mit anderen werden Fähigkeiten wie Kompromissbereitschaft entwickelt, wenn man sich über die Rollenverteilung oder gewisse Regeln einig werden muss. Dadurch lernen Kinder auch, Vorschriften und ihren Sinn im Generellen besser zu verstehen.
Kinder können durch Rollenspiele auch ein besseres Verständnis für die Welt der Erwachsenen erlangen und deren Verhaltensweisen einüben – so lernt man auch, sich besser in andere hineinzuversetzen, aber auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen zu entwickeln. Außerdem fördert diese Art des Spiels die Kreativität von Kindern. Unscheinbare Gegenstände müssen erst eigenständig umfunktioniert werden, um ihren Zweck in der neuen Fantasiewelt auch richtig zu erfüllen.
Ganz entscheidend ist der Beitrag von Rollenspielen zu Sprach-und Ausdrucksfähigkeit bei Kindern – sie erfordern aktives Sprechen, das dadurch automatisch geübt wird und zur Entdeckung neuer Wörter führt. Eine Förderung der Mund-und Zungenmotorik geht damit natürlich einher. Neben phonologischem Bewusstsein lernt man auch durch die Kommunikation mit anderen, sich besser und variabler auszudrücken, damit die eigenen Wünsche und Ideen, die man zu vermitteln versucht, auch verstanden werden.
Das funktioniert natürlich auch in die andere Richtung und man erhält auch ein besseres Verständnis für die Aussagen der anderen Mitspieler, passt sich an deren Ausdrucksweisen an und lernt Neues dazu. Für die Eltern ergibt sich bei der Beobachtung so ebenfalls ein Mehrwert, wenn sie eine ungefähre Vorstellung von der Sprechfähigkeit ihres Kindes erhalten, so dass sie auch gezielt mit ihnen trainieren können. Aufschluss über Wortschatz und Verständlichkeit ergeben sich zum Beispiel aus der Aufnahme von Gehörtem und den jeweiligen Reaktionen darauf.
Wozu dienen Kindern Rollenspiele?
Rollenspiele können dabei helfen, Ängste besser zu verstehen und sich durch eine Konfrontation mit ihnen auseinanderzusetzen. Der Schrecken vor einem Hund beispielsweise, kann durch das Hineinversetzen in dessen Position überwunden werden. Indem sich ein Kind etwa selbst in die Rolle des Angstmachers, also des Bösewichts begibt, kann es sich dessen bedrohliche Anteile zu Eigen machen und sie dadurch abschwächen. Solche Szenarien eignen sich auch dazu, sich auf einen bevorstehenden Arztbesuch vorzubereiten.
Kinder imitieren allerdings auch ebenso gern harmlose Alltagssituationen, wie Einkäufe oder ein gemeinsames Essen, aber auch Anlässe wie Geburtstagsfeiern. Die Auslebung innerer Konflikte und das Ausloten von Grenzen sind dabei ebenfalls bedeutsam. Besteht zum Beispiel ein Verbot an Schimpfwörtern für das Kind, kann es diese Sprechmöglichkeit einfach auf seinen Teddy übertragen, und diesen sprechen lassen. Ebenso kann es ihn gleichdarauf dafür schelten und so die eigenen Regeln dennoch einhalten.
Das Verhalten von Eltern beim Rollenspiel
Wird man auch nicht direkt von den Kindern zum Mitspielen animiert, empfiehlt sich trotzdem eine aktive Teilnahme am Rollenspiel. Den Kindern wird es sicher viel Freude bereiten, und als Elternteil kann man aufschlussreiche Einblicke in das eigene Erziehungsverhalten gewinnen. Denn Kinder ahmen gern ihre Umgebung nach, weshalb man eigene Fehler oft erst durch so eine Situation erkennen kann.
Beschränkt man sich allerdings auf die passive Beobachterrolle, sollte man diese trotzdem ernst nehmen, um Verletzungen zu vermeiden und auf einen eventuellen psychischen Druck unter den Spielern rechtzeitig zu reagieren.
Die richtigen Rollenspiele bzw. Spielzeugarten
Die wichtigste Aufgabe der Eltern bei dem Ganzen ist wohl das Bereitstellen der richtigen Rahmenbedingungen. Ausreichend Platz kann durchaus von Vorteil sein, ideal ist auch ein Aufenthalt im Freien. So oder so braucht es eigentlich keine speziellen Requisiten, um die Fantasie eines Kindes anzuregen. Zur Inspiration genügen oft schon ein einfacher Pappkarton als mächtige Ritterburg oder ein Kissen als Krone.
Natürlich sind verschiedene Verkleidungsmöglichkeiten durchaus willkommen und können die Ideen von Kindern sogar durch ein besseres Einfühlungsvermögen unterstützen. Allzu detaillierte Produkte der Spielzeugindustrie sind leider oftmals eher Fantasie-Blocker, weil sie keinen Raum mehr für Eigenes lassen.
Ein Spielzeug eignet sich jedoch erfahrungsgemäß sehr gut, um Sprache und Ausdrucksweise zu trainieren, nämlich, ein pädagogisch wertvoller Kaufmannsladen. In der Rolle als Käufer und Verkäufer gilt es den Wortschatz zu erweitern und spontan auf Fragen zu reagieren. Da Kinder meist letztere Rolle wählen, müssen sie einen Überblick über ihre Produkte, deren Preise und Eigenschaften haben und diese auch vermitteln können. Der Dialog ist in diesem Spiel entscheidend und fördert eine sprachliche Interaktion. Auch der Smalltalk kommt hier nicht zu kurz.
Rollenspiele fördern die Kreativität, das Sozialverhalten und die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern. Ihre Entwicklung kann durch diese gesunde Mischung aus Spaß, Fantasie und Lernprozess entscheidend positiv mitbeeinflusst werden. Schon nach wenigen Spieleinheiten kann man feststellen wie sehr sich der Wortschatz der Kinder erweitert hat.
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Du hast recht man muss den Kindern Platz lassen. Und bei dem Spielzeug hast du auch recht. Oft ist das Spielzeug schon so das die Kinder gar nicht mehr nachdenken müssen. Ich hatte letztes Jahr den Versuch gestartet mal kreative Weihnachten zu machen. Also auch die großen durften nicht losgehen und einfach Geschenke kaufen sondern sie sollten sie Kreativ selbst gestallten. Oh man hat das gedauert bis die ersten Ideen gekommen sind.