Die Geburt eines Kindes ist für viele Paare ein unvergessliches Ereignis, das ihr Leben für immer verändert. Doch mit der Verantwortung für die Erziehung und Pflege des Kindes kommen auch viele Herausforderungen auf die Eltern zu, die häufig zu Konflikten führen. Wenn sich Paare nur noch wegen der Kinder streiten und nicht mehr in der Lage sind, gemeinsam Lösungen zu finden, kann das zu einer schweren Belastung für die Beziehung werden.
In diesem Artikel geht es darum, wie Eltern aus der Konfliktfalle aussteigen und wieder eine harmonische Partnerschaft finden, die von gegenseitigem Respekt und Verständnis geprägt ist.
Häufige Ursachen von Konflikten
Die Elternschaft ist eine der lohnendsten und herausforderndsten Erfahrungen im Leben, aber es kann auch zu Konflikten zwischen den Eltern führen. Es gibt viele Ursachen, die zu Streitigkeiten zwischen Eltern führen können, insbesondere wenn es um die Bedürfnisse und Erziehung ihrer Kinder geht:
- Unterschiedliche Erziehungsstile und -einstellungen: Eltern haben oft unterschiedliche Ansichten darüber, wie sie ihre Kinder erziehen möchten, und dies kann zu Meinungsverschiedenheiten führen.
- Finanzielle Belastungen: Familienleben kann teuer sein und finanzielle Schwierigkeiten können zu Spannungen und Konflikten zwischen Eltern führen.
- Arbeitsteilung und Zeitmanagement: Die Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Zusammenhang mit der Betreuung der Kinder können zu Konflikten führen, insbesondere wenn es darum geht, wer welche Aufgaben übernimmt und wie Zeitpläne koordiniert werden.
- Unterschiedliche Bedürfnisse der Kinder: Eltern können darüber streiten, wie sie die unterschiedlichen Bedürfnisse ihrer Kinder erfüllen können, insbesondere wenn es um Schlafenszeiten, Essgewohnheiten oder Freizeitaktivitäten geht.
- Familienverpflichtungen: Konflikte können auch durch die Bedürfnisse von anderen Familienmitgliedern entstehen, z.B. wenn Eltern unterschiedliche Vorstellungen darüber haben, wie viel Zeit sie mit ihren eigenen Eltern oder Geschwistern verbringen wollen.
- Stress und Erschöpfung: Elternschaft kann anstrengend und stressig sein, insbesondere wenn Kinder noch sehr jung und in der Autonomiephase sind. Stress und Erschöpfung führen leider oft zu Reizbarkeit und Konflikten zwischen Eltern. Ruhig zu bleiben im Familienchaos muss oft erst erlernt werden.
- Kommunikation: Wenn Eltern nicht miteinander reden oder einander nicht zuhören, können sehr schnell Missverständnisse entstehen. Das macht es logischerweise schwer, Entscheidungen zu treffen und Konflikte zu lösen.
Was bewirkt Elternstreit beim Kind?
Streit und Konflikte kommen in den besten Familien vor. Doch wenn Eltern oft streiten, kann das für Kinder belastend sein. Studien haben gezeigt, dass ständige Konflikte zwischen den Eltern negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben können. Kinder brauchen Sicherheit und Geborgenheit, um sich geliebt und versorgt zu fühlen. Wenn Eltern oft streiten, kann das ein Gefühl von Unsicherheit vermitteln. Kinder verstehen oft nicht, warum gestritten wird und wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen. Das kann Ängste auslösen, wie die Angst, dass sich die Eltern trennen oder dass sie Schuld an den Streitereien haben. Das Kind fühlt sich dann in einem Alarmzustand und das kann sich negativ auf die Beziehungsfähigkeit und das Selbstwertgefühl auswirken.
Ständig am Streiten? Erkennt eure Werte
Wenn man Eltern wird, ändert sich viel im Leben. Es ist ähnlich wie wenn zwei Unternehmen fusionieren. Plötzlich gibt es neue Prozesse, Verantwortlichkeiten und Jobs. Diese Wandlung ist groß und bedeutsam.
Wenn man als Paar ohne Kinder zusammen war, war es einfach, Hobbys zu haben, Freundschaften zu pflegen, Sport zu treiben und Auszeiten zu nehmen. Doch mit einem Kind kommen neue Herausforderungen hinzu und man muss sich darauf einstellen. Eltern sollten sich immer wieder bewusst machen, wie viel sie leisten können und wie viel sie sich zumuten möchten.
Viele Paare reden jedoch zu wenig oder zu spät miteinander. Manchmal haben sie Angst oder wissen nicht, wie sie über ihre Probleme sprechen können. Aber es ist wichtig, darüber zu reden und sich gegenseitig zu unterstützen.
Als ersten Schritt gilt es, sich selbst klar zu werden, welche Werte und Überzeugungen jeder in die Familie einbringen möchte. Jedes Elternteil soll ein klares Bild haben, wie sie / er als Elternteil sein möchte. Meist erkennen die Paare hier, dass sie sehr ähnliche Werte und Vorstellungen haben, wie sie als Eltern sein wollen und wie sie Familie leben möchten.
Wenn jeder weiß, was das Ziel ist, kann man viel besser darüber sprechen und es müssen keine faulen Kompromisse eingegangen werden, die nicht passen.
In Konflikten ist es wichtig, sich immer wieder an diese Werte zu erinnern. Denn durch das Besinnen auf die Grundwerte werden viele Konfliktthemen plötzlich klein und nichtig. Dann ist es plötzlich nicht mehr wichtig, welche Brotdose das Kind zur Schule mitbekommt 🙂
Willst du glücklich sein oder Recht haben?
In einer Beziehung gibt es oft Diskussionen darüber, wer Recht hat. Jeder will sich geliebt fühlen und Anerkennung bekommen. Deshalb versuchen Eltern oft, sich gegenseitig zu beweisen, wer von beiden recht hat.
Aber es ist wichtig zu erkennen, dass der Drang nach Rechthaberei die Beziehung belastet. Stattdessen könnt ihr versuchen, euch gegenseitig zu halten und zu spüren, dass es in Ordnung ist, unterschiedlicher Meinung zu sein. Es muss nicht immer sofort eine Lösung her. Mut zur Lücke und Mut zur Uneinigkeit lassen Konflikte schneller beheben.
Eine Umarmung beispielsweise trägt wunderbar dazu bei, die Beziehung zu stärken und die inhaltliche Diskussion in den Hintergrund zu rücken. Dadurch wird das Wichtigste, nämlich die Verbundenheit, wieder in den Vordergrund treten.
Gemeinsam könnt ihr einen Weg finden, mit dem ihr beide zufrieden seid, anstatt der andauernde Hin- und Herkampf über „Wer hat Recht?“ zu führen. Denn eigentlich sollte die Beziehung zueinander immer wichtiger sein, als inhaltliche Diskussionen.
5 Tipps, um aus der Streitfalle auszusteigen
Hier sind einige Tipps, die helfen, Konflikte zwischen Eltern zu vermeiden oder zu lösen:
- Kommunikation: Sprecht miteinander und hört euch gegenseitig zu. Schaut euch beim Sprechen in die Augen. Versucht, euch in die Lage des anderen zu versetzen und vermeidet Schuldzuweisungen.
- Gemeinsame Zeit: Plant gemeinsame Aktivitäten und verbringt Zeit miteinander, um eure Beziehung zu pflegen und zu stärken. So rückt ihr wieder als Paar enger zusammen. Ich weiß, das ist leichter geschrieben als getan. Dennoch lohnt es sich, Zeit in die Paarbeziehung zu investieren. Priorisiert eure Beziehung und Familie über andere Dinge wie Arbeit oder Freizeitaktivitäten. Gebt euren Kindern das Gefühl, dass ihr als Eltern zusammenhaltet.
- Respekt: Respektiert die Meinungen und Bedürfnisse des anderen. Jeder hat seine eigene Wahrheit und hat das Recht darauf. Gebt eurem Partner das Gefühl, dass er oder sie gehört wird und dass seine oder ihre Bedürfnisse wichtig sind.
- Entspannung: Versucht, euch zu entspannen und immer wieder stressfreie Zeiten und Zeiten des “Nichtstun” zu schaffen. Nehmt euch regelmäßig Zeit für euch selbst, um gemeinsam Kraft zu tanken und Stress abzubauen.
- Der Blick aufs Positive: Besinnt euch gegenseitig, was schon alles gut läuft in eurer Familie. Jeder hat seine Stärken. Fokussiert euch auf die positiven Verhaltensweisen, dann werden sie automatisch mehr.
Falls ihr immer wieder in heftige Konflikte gerät, scheut euch nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn oft hilft es, einen Blick von Außen zu erhalten, um sich wieder der Zuneigung und der Liebe zueinander bewusst zu werden. Außerdem kann eine neutrale Person viel Klarheit bringen, um Konflikte und Missverständnisse zu klären.
Vergesst nicht:
Die Qualität der Paarbeziehung ist entscheidend für die Stimmung und Atmosphäre der gesamten Familie. Somit lohnt es sich, die Paarbeziehung zu pflegen und auf sie zu achten.
Titelbild © Timur Weber (Pexels)