Gesunde Ernährung ist bei Kindern vom ersten Tag an wahnsinnig wichtig, daher lassen wir heute Gastautorin Vanessa zu Wort kommen, die sich auf ihrem Blog intensiv mit dem Thema beschäftigt:
Zu viel Zucker ist ungesund. Das weiß jedes Kind. Und trotzdem essen gerade die Kleinsten viel zu viel davon. Wie kann das sein? Eine kleine Wutschrift.
Letztens saß ich mit meinem dreijährigen Sohn Johannes beim Kinderarzt. Die jährliche Routine-Untersuchung stand an. Johannes musste einen Turm bauen und den Status Quo seines Wortschatzes zum Besten geben. Ihr wisst Bescheid.
Jedenfalls fragte mich die Ärztin, ob er als Belohnung ein Gummibärchen haben dürfe. Ich seufzte innerlich, versuchte ein höfliches Lächeln und winkte dankend ab. Die Ärztin lachte kurz auf und erwiderte: „Ach ja richtig. Es ist ja ihr erstes Kind.“
Folgende Fragen gingen mir nach diesem Arztbesuch durch den Kopf:
1. Wer hat damit angefangen, Kinder mit Süßigkeiten zu belohnen?
2. Wann ist der übermäßige Verzehr von Zucker so gesellschaftsfähig geworden, dass selbst Ärzte ihn propagieren?
3. Werden nur Erstgeborene gesund ernährt und wenn ja, wieso?
4. Warum habe ich die Ärztin mit Frage 1-3 nicht konfrontiert? Wäre vielleicht lustig geworden.
Solche und ähnliche Situationen passieren mir ständig. Mit Großeltern, Erzieherinnen, Müttern von anderen Kindern oder Wildfremden, die meinen Sohn einfach soo niedlich finden. Überall und immer scheinen Menschen eine unheimliche Freude und Genugtuung zu verspüren, wenn sie Kindern eine Ladung Zucker in Form von Smarties, Keksen oder Fruchtgummis zustecken können. Aber warum ist das so?
Die Werbung ist mal wieder Schuld
Die großen Lebensmittelkonzerne suggerieren uns tagtäglich in Form von bunten Bildern, dass wir Süßigkeiten zum Leben brauchen und damit sogar zur gesunden Entwicklung unserer Kinder beitragen. Wir versorgen den Nachwuchs beim Verzehr von lachenden Fruchtgummis mit „wertvollen Vitaminen“. Und wenn die Kleinen einen Schokoriegel essen, liefert dieser die „Extraportion Milch“ gleich mit. Wie praktisch!
Auch wenn sich mittlerweile bei einigen herumgesprochen hat, dass diese Werbeversprechen Humbug sind, konsumieren wir durch die vielen anderen Fertigprodukte wie Tiefkühlpizza, Fruchtjoghurt oder verpackte Leberwurst (!) Unmengen an verstecktem Zucker und wollen so immer mehr, mehr, mehr. Die Konzernchefs reiben sich währenddessen die Hände, zählen ihre Scheinchen und kaufen sich die zehnte Luxusvilla. Und wir? Wir werden immer dicker, kränker und müssen mit 40 beim Zahnarzt die Dritten in Auftrag geben. Zucker macht die einen krank und die anderen reich. Ein ziemlich blöder Deal für uns Otto-Normal-Verbraucher.
Wollen wir diesem Teufelskreis ein Ende bereiten, so sollten wir bei unseren Kindern anfangen. Insbesondere in den ersten Lebensjahren kann man das Essverhalten seines Kindes maßgeblich beeinflussen und in gesunde Bahnen lenken. Natürlich ist das anstrengender, als dem Kind bei jedem Stimmungstief ein Stück Schoki zwischen die Kiemen zu schieben. Und sich gegen sture Omas zur Wehr zu setzen, macht bekanntlich auch keinen Spaß. Aber mit ein paar kleinen Veränderungen, kann man schon viel bewirken:
Don’t: Süßigkeiten sind keine Belohnung
„Das hast Du toll gemacht. Hier ein Schokoriegel“, „Wenn Du jetzt dein Zimmer aufräumst, gehen wir danach Eis essen“ oder „Oh hast du dir wehgetan? Schau mal, ein Gummibärchen“. Essen als Trostpflaster, Belohnung oder Lockmittel einzusetzen, kann verheerende Auswirkungen auf das spätere Essverhalten des Kindes haben. Das Gehirn merkt sich solche Verbindungen und wird von nun an bei Gefühlen wie Trauer oder Stolz dem Körper signalisieren, dass es Zeit für etwas Süßes ist. Unbedingt vermeiden und lieber mit einer festen Umarmung belohnen oder trösten. Wirkt mindestens genauso gut.
Do: Je früher, desto besser
Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Geschmackssinn von Säuglingen bereits im Mutterleib beeinflusst wird. Heißt im Klartext: Was die Mutter isst, findet auch das Baby lecker. An der Stelle seid ihr als Papas fein raus und könnt eurer Frau vorerst die Schuld in die Schuhe schieben. Aber:
Do: Seid ein gutes Vorbild
Eure Kinder werden sich auch von euch die ein oder andere kulinarische Marotte abgucken. Versucht also lieber frühzeitig darauf zu achten, was ihr esst und als gutes Vorbild euren Zuckerkonsum einzuschränken.
Don’t: Keine Softdrinks oder Fertigprodukte
Schwierig, ich weiß. Aber es ist alles Gewöhnungssache. Trinkt ab jetzt zu Hause mehr Leitungswasser, Tee oder Fruchtschorlen. Macht eure Pizza selbst, rührt euch Obst in ungesüßten Naturjoghurt und schaut im Supermarkt einfach öfter auf die Zutatenliste. Alles was auf „-ose“ endet (Saccharose, Fructose, Glucose) ist nicht gut.
Don’t: Verbote bringen nix
Ihr könnt die Welt nicht von heute auf morgen verändern und eurem Kind werden weiterhin von allen möglichen Seiten Süßigkeiten angeboten. Versucht damit gelassen umzugehen und wenn möglich, dankend abzulehnen. Wenn euer Kind allerdings zu einem Geburtstag eingeladen ist, dann wäre es wohl eher kontraproduktiv, die Torte zu verbieten.
Do: Gesunde Alternativen anbieten
Hier kommt endlich die ersehnte Schleichwerbung. Auf meinem Pinterest-Kanal Die Kleinschmeckerin findet Ihr viele tolle Rezepte mit gesünderen Alternativen für Gummibärchen, Schokolade und Co. Am lebenden Objekt erprobt und für gut befunden. Schaut einfach mal rein und lasst euch inspirieren. Und hier gibt es mein Buch:
- von Hilchen, Vanessa (Autor)