Wir alle sind nicht nur angehende, frischgebackene oder erfahrene Väter, sondern wir sind auch selbst Söhne. Die Beziehung und die Erlebnisse mit unserem eigenen Vater haben uns geprägt. Für die einen ist der eigene Vater das Vorbild, für andere ist er das abschreckende Beispiel und für wieder andere war der Vater gar nicht vorhanden. In dem Film „Überväter“, der am 19.9. im ZDF und in der Mediathek zu sehen ist, geht es genau um diese Rollenverteilung und somit nicht nur um das „Vater werden“, sondern auch um das „Sohn sein“. Wir haben Hauptdarsteller Anselm Bresgott zum Interview gebeten, um mehr über diesen sehenswerten, lustigen und auch etwas klischeehaften Fernsehfilm zu erfahren.
Bevor wir euch aber wissen lassen, was Anselm Bresgott uns alles verraten hat, sind hier erstmal ein paar Infos zu dem Film „Überväter“.
„Überväter“ im ZDF und in der Mediathek
Der Inhalt des Streifens lässt sich wie folgt zusammenfassen, ohne zu sehr zu spoilern: Luca, gespielt von Anselm Bresgott, erwartet mit Freundin Steffi sein erstes Baby und muss wegen einer Bürgschaft für ihre Wohnung bei seinem wohlhabenden Vater Mathi (Fritz Karl) anklopfen. Die beiden haben keinen guten Draht, aber um die vier Wände für die zukünftige Familie zu sichern, überwindet er sich und klingelt beim „Alten“ an der Haustür. Nach dem allerersten Schreckmoment folgt eine zarte Annäherung, die Stimmung zwischen Vater und Sohn bleibt aber angespannt. Nur deren etwa gleichaltrigen Partnerinnen haben sofort Draht zueinander, denn auch Jule erwartet ein Baby von Lucas Vater Mathi.
Aus unterschiedlichen Gründen landen beide angehenden Papas gemeinsam bei einem Seminar für werdende Väter. Mit einem engagierten Kursleiter Gion (Denis Moschitto) und einer Auswahl weiterer schräger Typen. In der Isolation mitten im Wald und im gleichen Zelt entstehen weitere Reibungspunkte zwischen Vater und Sohn, gepaart mit einigen Katastrophen und Eskalationen. Daher müssen die beiden Streithähne das Seminar schon am zweiten Tag wieder verlassen. Auf dem Weg zurück zum Parkplatz verirren sich die beiden im Wald. Die Abenteuer, die sie dort erleben, schweißen Vater und Sohn doch noch zusammen. Aus dem Wald heraus finden sie trotzdem nicht allein.
Unser Fazit
Der Film ist unterhaltsam und spielt mit vielen üblichen Klischees des harten Vaters, der gar nicht so hart ist und des verweichlichten Sohnes, der im Ernstfall über sich hinauswächst. Auch, wenn er dabei eine Schneise der Verwüstung hinter sich erzeugt. Die Partnerinnen und ihre Schwangerschaft spielen nur eine untergeordnete Rolle, die Stimmung im Camp mit den überzeichneten Teilnehmern und einem verzweifelten Kursleiter sorgt für skurrile Momente und hilft den beiden Protagonisten, ihre Vater-Kind-Beziehung ein Stück weit aufzuarbeiten. Gerade den drei Darstellern Anselm Bresgott, Fritz Karl und Denis Moschitto merkt man den Spaß am Spielen an, daher haben wir Anselm zu einem kurzen Interview gebeten, um noch ein bisschen mehr über den Film und den Dreh zu erfahren.
Interview mit Anselm Bresgott zu „Überväter“
In „Überväter“ spielst du einen werdenden Papa, der mit seinem eigenen Vater eine Menge aufzuarbeiten hat. Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet?
Ich bin kurz davor Onkel geworden, was enorm geholfen hat. So eine Geburt und alles, was damit einhergeht, so nah mitzuerleben, war die beste Vorbereitung. All das so nahe an meiner eigenen Familie mitzuerleben – näher, als selbst Vater zu werden, geht nicht. Dazu habe ich mich noch mit einem Coach darauf vorbereitet und bin vor allem in die ganzen Ängste von Luca eingetaucht: Die Angst, nicht genug zu sein, falsch zu sein, diesen „Job“ nicht richtig zu machen.
Es ging ganz viel darum, selbst noch Kind zu sein, Opfer zu sein und sich seiner Angst nicht stellen zu wollen. Die Frage: Wer bin ich, wenn es nicht nur um mich geht? Und die Frage: Was ist wirklich wichtig, worum geht es eigentlich? Diese Fragen haben mich sehr begleitet.
Soweit ich weiß, hast du selbst noch keine Kinder. Hat der Film deinen Blick auf die Vaterrolle verändert?
Der Film und die Vorbereitung haben meinen Blick auf die Vaterrolle definitiv erweitert. Vor allem habe ich gemerkt, wie viel es um den Umgang mit Angst geht: Angst vor Verantwortung und vor dem Versagen. Ich habe gemerkt, dass der erste Impuls meistens eher ist: „Ja, schaffe ich easy.“ Anstatt sich Stück für Stück diesem Gefühl zu nähern und es sich zu erarbeiten – durch Gespräche, durch Ehrlichkeit und auch den Mut, anders zu sein, als man es von sich erwartet. Raus aus der Kontrolle, sich selbst und seinem Umfeld gegenüber.
Angst birgt nicht die Kraft für Fürsorge. Angst kann und darf immer da sein, aber darauf zu warten, bis sie geht, enthüllt eine egozentrische Sicht. Man muss sich ja ein Stück weit aufgeben als Papa, Prioritäten komplett umbauen, und dafür braucht es vieles Neue. Und auch den liebevollen Blick auf sich selbst. Auch ich, auch du – wir machen das zum ersten Mal. Und selbst wenn es zum zweiten Mal ist, ist es wieder etwas Neues.
Welche Verbindung hast du zu deinem eigenen Papa?
Es gibt Momente, in denen nur mein Papa mich in den Arm nehmen kann, und nur dieses Halten, Halt gibt. Die Verbindung mit meinem Papa ist geprägt von viel Reibung, Lernen und der Suche nach mir selbst. Seine Identität ist auch ein Stück in mir verankert, und ich merke immer wieder, dass viele Kämpfe mit ihm eigentlich Kämpfe mit mir selbst sind. Es gibt immer wieder Momente, in denen ich Respekt lernen darf, denn er ist ein Mensch. Aber auch ein Mensch aus einer anderen Zeit, und er ist die Person, die mir diesen Generationskonflikt, den jeder Jahrgang durchmacht, personifiziert.
Auch da gibt es immer wieder Räume für Kampf und Frieden. Mir hat mal jemand gesagt: „Dein Papa macht vieles vor, und selbst wenn er es aus deinen Augen nicht richtig macht, darfst du das von ihm lernen. Dann hat auch er das ‚Falsche‘ für dich ausprobiert, sodass du es nicht machen musst.“ Das hat mir Respekt und Liebe meinem Papa gegenüber gebracht. Mein Papa ist immer für mich da, mit seinem Wesen und seinem Menschsein. Das ist das Größte, was er mir schenken kann, und er schenkt es mir jeden Tag.
Aufgrund der Bockigkeit des von dir gespielten Luca und seines Vaters verpasst ihr fast die Geburten eurer Kinder. Im echten Leben würdest du anders planen, oder?
Auf jeden Fall! Die beiden haben so große Angst um sich selbst, dass es nur noch um sie selbst geht. Allerdings starten sie in die Geburt mit neuen Erkenntnissen, die nicht ganz unwichtig sind für ihr Vatersein, zumindest in dieser Geschichte. Für mich wäre trotzdem klar, dass ich die Geburt meines Kindes anders organisiere und auf jeden Fall klarmache, dass ich dabei bin und dass die Zeit kurz vor der Geburt gut geschützt ist. Nicht so, wie Luca und Matthi das machen.
In dem Film buchst du einen Vorbereitungskurs für angehende Papas. Könntest du dir vorstellen, etwas Ähnliches auch selbst zur Geburtsvorbereitung zu buchen?
Definitiv. Ich finde das eine tolle Idee. Es wäre bestimmt nicht genau dieser Kurs – da bedient sich der Film ja auch bestimmter Stereotypen. Aber ich finde es toll, diese Fragen anzusprechen und den Impuls zu setzen, dass Männer und Väter so etwas machen dürfen. Sie sind mit dem Bedürfnis, in den Austausch zu gehen, nicht alleine. Ich glaube, da hat uns die „Mutterkultur“ etwas voraus, wovon wir lernen dürfen. Ich nehme diese Kultur als sehr reich und hilfreich wahr. Geburtsvorbereitung – ich bin dabei.
So viele Kerle allein im Wald – das waren bestimmt recht turbulente Dreharbeiten. Wo habt ihr die Zeit verbracht und was ist dir besonders in Erinnerung geblieben?
Es war ein irrer Dreh – irre in alle Richtungen. Ich hatte eine super Zeit mit tollen Menschen und einem Wald, der uns viel abverlangt hat. Bei wenigen Graden im Wasser zu spielen, bei Regen in einem brennenden Wald meinen tollen Kollegen Fritz Karl herumzutragen. Mit einem Haufen nackter Männer in einer Schwitzhütte zu kämpfen und am Tag davor von einer Schildkröte angekackt zu werden… Das war schon ein besonderer Dreh. Auch weil wir mitten im Nirgendwo waren und der ganze Dreh auch ein wenig echt wurde.
Hast du schon weitere Projekte in Vorbereitung? Wo können wir dich demnächst noch sehen?
Es gibt ein paar schöne Sachen in Arbeit, auch wieder in einer Vaterrolle. Allerdings noch nichts, worüber ich konkret sprechen darf. Ich mache auch Musik, und da wird es in absehbarer Zeit viel Neues und Anderes geben. Darauf darf man gespannt sein.
Lieber Anselm, vielen lieben Dank für den Blick hinter die Kulissen!
„Überväter“ könnt ihr am Donnerstag im TV erleben oder beim ZDF in der Mediathek streamen.
Infos zu „Überväter“
- Regie: Janosch Kreft
- Drehbuch: Florian Vey, Dominik Moser
- Komödie
- TV Produktion 2024
- 90 Minuten
- Cast: Anselm Bresgott, Fritz Karl, Denis Moschitto, Cynthia Micas, Cristina do Rego, Moritz Vierboom, Tristan Seith, Slavko Popadic, Helge Mark
Und hier ein kurzer Trailer: