Wenn ihr diesen Gastbeitrag gelesen habt, könnt ihr die Väter (und Mütter!) an der Seitenlinie perfekt einordnen. Und alle Papas da draußen, die erst in den kommenden Spielzeiten ihren Kindern beim Kicken zugucken, wissen jetzt, was ihnen blüht. Den ganz normalen Wahnsinn kredenzt uns Gastautor Thomas Bentler, der jetzt sein neues Buch „Volle Pulle Kreisliga“ vorgestellt hat. Mehr zum Buch findet ihr am Ende des Artikels. Befassen wir uns jetzt also mit den Stereotypen der Minikicker-Eltern…
Väter am Spielfeldrand – von Bundestrainern, Cholerikern und Steinböcken…
Wochenende. Spieltag. Nach wie vor ist König Fußball des Deutschen liebste Sportart und das nicht nur bei den Erwachsenen, sondern auch im Jugendbereich. Und das ist auch gut so, schließlich muss ja für qualitativ guten Nachwuchs, also quasi für die Weltmeister 2034 gesorgt werden. Also packen tausende Daddys samstags die Sporttasche ihrer Kids, nehmen die Zöglinge an die Hand und pilgern mit ihnen zum Sportplatz. Ganz klar, wenn der Nachwuchs ein Spiel hat, muss der Papa dabei sein. Auch wenn die Emanzipation stetig voranschreitet, ist das Spiel primär doch noch eher den Männern vorbehalten.
Hat man an so einem Samstag als neutraler Beobachter mal etwas Zeit und schaut sich so ein Spiel in aller Ruhe an, so wird schnell klar, dass jeder Papi eine andere (Eigen)Art hat. Manchmal sind die Väter sogar spannender als das Spiel selbst. Grund genug Ihnen ein paar Zeilen zu widmen und die schärfsten Charaktere kurz vorzustellen:
Der Bundestrainer
Ganz klar: Er hat von allen Zuschauern am Sportplatz die meiste Ahnung – meint er zumindest. Würde es nach ihm gehen, hätte die Truppe schon deutlich größere Fortschritte gemacht und würde einen Hurra-Fußball vom allerfeinsten spielen. Tolle Kombinationen, One-Touch-Football, sehenswerte Tore – all das gäbe es zu sehen, wenn er das Sagen hätte. Hat er aber nicht und so gibt er sein imaginäres Fachwissen lediglich am Spielfeldrand zum Besten. Sehr zum Leidwesen anderer Zuschauer und des bedauernswerten Trainerteams…
Der Choleriker
Eigentlich kann er ein ganz netter Kerl sein, aber zeitgleich mit dem Anpfiff gehen die Pferde in schöner Regelmäßigkeit komplett mit ihm durch. Und das jedes Wochenende. Komplett unter Strom stehend, mutiert er zum unglaublichen Hulk, ein Gefühlsausbruch jagt den nächsten, jederzeit mit 1.000 Dezibel im Gepäck. Das verwirrt nicht nur die anderen Zuschauer, auch die Akteure auf dem Feld schauen ihn entweder ungläubig an oder machen aus Angst sogar einen großen Bogen um ihn. Bis zum Abpfiff, denn dann ist er eigentlich wieder ein ganz netter Kerl…
Der Gechillte
Das Gegenteil vom Choleriker ist der Gechillte. Ihn kann so gut wie gar nichts aus der Ruhe bringen, lediglich wenn der Sohnemann einen Ball an den Kopf bekommt oder nach einem Foul weint, steigt der Puls ein wenig. Ansonsten fläzt er völlig relaxt, wie nach dem Konsum diverser Genussmittel, auf der Bank und lässt geschmeidig Fünfe gerade sein. Wenn er nicht gerade auf sein Handy schaut, wirft er ab und zu natürlich auch einen Blick auf das Fußballfeld, das Ergebnis ist ihm dabei aber ziemlich egal, Hauptsache dem Nachwuchs geht es gut…
Der Eifrige
Der Eifrige hat selbst lange hinter den Ball getreten und findet es super, dass sein Kleiner nun auch Spaß am Spiel gefunden hat. Als fußballbegeisterter Vater steht er voll und ganz hinter dem Hobby seines Sohnes und unterstützt ihn, wo es nur geht. Nicht ganz ohne Eigennutz, denn das Familienoberhaupt ist über jede freie Minute froh, die er auf dem Sportplatz verbringen kann. Weil Fußball einfach geil ist. Und so macht er an der Linie mehr Meter als sein Sohn auf dem Platz. Er feuert ihn nicht nur an, sondern gibt ihm auch hin und wieder kleine Tipps und Tricks aus der eigenen mehr oder weniger erfolgreichen Karriere mit auf den Weg…
Der Ahnungslose
Kein anderer lebt das Sprichwort „Wenn man keine Ahnung hat – einfach mal die Fresse halten!“ so intensiv wie er. Aus gutem Grund, denn er interessiert sich einfach nicht für Fußball und macht daraus auch keinen großen Hehl. Wenn es nach ihm ginge, könnte der Sohnemann ruhig ein anderes Hobby ausüben, aber dieser hat nun mal Spaß am Kicken, deshalb geht der Vater brav mit zum Sportplatz und leistet seelischen Beistand, ohne dabei rum zu nerven und klugzuscheißen. Ist irgendwie auch besser so…
Der Phrasendrescher
Eigentlich hat er gar keinen großartigen Plan, was Fußball angeht. Er schaut allerdings regelmäßig zu und kann sich darüber hinaus auch sehr gut Dinge merken. Sprüche zum Beispiel. Alles was irgendwie klug und kompetent klingt, wird aufgeschnappt und eine Woche später selbst rausposaunt. „Ihr müsst den Ball laufen lassen“, „Ballorientiert verschieben“ oder „Der Rasen ist nass, da müsst ihr einfach mal flach abziehen“ sind nur einige seiner Scheißhausparolen, die er Wochenende für Wochenende einstreut…
Der Gourmet
Im Grunde genommen ist Fußball gar nicht so sein Ding, aber als guter Vater kommt er seinem Sohn zuliebe natürlich mit zum Sportplatz. Klar schaut er auch ab und zu mal auf’s Spielfeld, aber wirklich fesseln tut ihn das Gekicke nicht. Stattdessen geht sein Blick deutlich öfter zum kulinarischen Angebot vor den Kabinen: Kaffee, Kuchen, belegte Brötchen und Süßigkeiten – all das mag der Gourmet sehr und so steht er mehr am Verpflegungsstand als am Spielfeldrand. Was er dort tut? Ja was wohl, er gönnt sich…
Der Stelzbock
Ähnlich wie der Gourmet, hat auch der Stelzbock nicht viel mit Fußball am Hut. Aber auch er tut seinem Nachwuchs den Gefallen und kommt mit zum Sportplatz, um sich das Spektakel anzusehen. Zumindest offiziell, denn hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass er seinen Blick lieber auf hübsche Zuschauerinnen und andere Mütter als auf das Spielfeld wirft. Alles was quasi in Sichtweite ist, wird ins Visier genommen und beobachtet. Anschließend gilt es, sich im richtigen Moment ranzupirschen, um anschließend irgendwie ins Gespräch zu kommen. Dabei ist es total egal, ob der man(n) verheiratet oder solo ist, Stelzböcke sind immer auf der Jagd…
Egal welcher Spezies man als Vater nun angehört, toll ist es auf jeden Fall, für die Kinder da zu sein und mit ihnen wertvolle Zeit zu verbringen. Zum Schluss hier noch einige ganz heiße Tipps für alle Daddys am Spielfeldrand. Beachtet im Sinne aller Beteiligten immer:
1.) Es sind Kinder!
2.) Es ist lediglich ein Spiel!
3.) Der Trainer macht das als Hobby!
4.) Der Schiri ist auch nur ein Mensch!
5.) Das ist nicht die WM!
6.) Es soll ALLEN Spaß machen!
Die Kleinen werden es euch sicher danken… ;-)
In diesem Sinne, viel Spaß bei der schönsten Nebensache der Welt
Sportliche Grüße
Thomas Bentler
Zu seinem neuen Buch „VOLLE PULLE KREISLIGA“ schreibt der Verlag:
„Volle Pulle Kreisliga“ ist kein Buch, das authentisch ist, sondern echt. Es ist ein Buch für die untersten Spielklassen des deutschen Fußballs. Es beschreibt im ganzen Umfang das Leben als Kriesligafußballer, -trainer, -betreuer usw. Kein Detail des Kreisligaalltags wird ausgelassen. Wer das Buch liest, riecht den nassen Rasen des Sportplatzes, atmet die Luft der roten Asche ein, schmeckt die Bratwurst vom Grill und erkennt die Typen wieder, die alle auf ihre Art und Weise dazugehören und ohne die der Ball nicht rollen würde. Am Ende ist Amateurfußball doch „etwas Wunderbares, das so unendlich viel zu bieten hat“.
Den Schinken gibt es bei Amazon und er gehört auf jeden Spülkasten eines Fußballers!
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[…] Der Autor von „Volle Pulle Kreisliga“ hat hier bereits sein Debüt mit dem Beitrag Väter am Spielfeldrand gegeben und er hat Lust, weiter über die Themen zu berichten, die uns Väter und alle, die werden […]