Normalerweise stellen wir Euch die von uns getesteten Familienautos nach einem bestimmten Schema vor: wir checken das Design von außen, dann das Interieur. Wir prüfen den Kofferraum und den Kindersitz auf der Rückbank. Und dann geht es um Fahreigenschaften und den Preis. Aber bei dem neuen Volvo V90 Cross Country gehen wir es mal ganz anders an. Denn auch die Testfahrt war anders: wir haben über 4.000 Kilometer durch halb Europa abgerissen und den Elementen getrotzt. Und diese Geschichte wollen wir Euch erzählen.
Basics zum Volvo V90 Cross Country
Na klar, die Basics müssen passen. In unserem Fall ist das ein Volvo V90 Cross Country D5 AWD PRO in Mussel Blue Metallic mit Vierzylinder und Allradantrieb. 235 PS liegen an, die Geartronic Achtgang-Automatik übernimmt das Schalten. Soweit die Eckdaten. Etwas mehr Pfeffer bekommt der sportliche Kombi dann mit der Zusatzausstattung wie den Massagesitzen, Head-up-Display, 20“-Leichtmetallfelgen, Privacy Verglasung und WiFi-Hotspot.
Serienmäßig verfügt der geräumige Schwede bereits über viele sicherheitsrelevante Assistenten: City Safety System, IntelliSafe-Assistent, Lane Keeping Aid, Run-off-Road Protection und noch eine Menge mehr sorgen für eine allzeit sichere und komfortable Fahrt. Für uns ging es im ersten Abschnitt unseres Familienurlaubs von Hamburg gut 1.000 Kilometer auf einen Biobauernhof im Salzburger Land.
Der Langstreckenläufer
Wir sind nachts gestartet, damit unsere Tochter bestenfalls den Großteil der Fahrt verschläft. Und das hat super funktioniert. Sie hat einen gesegneten Schlaf, auch im Auto. Den Kindersitz haben wir mit dem Isofix-System befestigt, in die Schlafposition gebracht und dank der Windschnittigkeit und der Laufruhe konnten wir so mit etwa 180 km/h über die leere Autobahn reiten. Der Verbrauch pendelte sich dank wählbarem Fahrmodus „Drive Mode“ in der Auswahl ECO direkt schon unter 9 Litern ein.
Damit mir als Fahrer nicht langweilig wird, hab ich mein Smartphone per Bluetooth verbunden und meine Playlist gestartet. Der Sound kann über die „Balance“ nach vorne ausgerichtet werden, dann kommt auf der Rückbank kaum etwas an, was den Schlaf stört. Supercool ist das Head-up-Display, welches auch die Navigation übernimmt. Und dank der großzügigen Ablageflächen in der Tür und der Mittelkonsole war auch für meinen obligatorischen kalten Kaffee genug Platz.
Nach dem Aufwachen konnte meine Tochter in ihrem kleinen Cockpit dann ausnahmsweise auf dem Tablet eine Serie gucken, Bücher lesen oder Hörspiele anhören. Außerdem hatten wir recht viel Proviant um sie herum platziert. Nach etwas unter zehn Stunden stiegen wir völlig entspannt am Ziel aus dem Auto.
Bergauf, Bergab, Bergziege…
Während der fünf Tage in den Bergen zeigte sich beim Volvo V90 Cross Country die DNA vom Klettermaxe. Da wir fast täglich Ausflüge gemacht haben und dafür durch bergige Regionen und anspruchsvolle Serpentinen fahren mussten, half uns der kräftige und spurtstarke Motor beim rasanten Vorankommen. Teilweise sind wir offroad unterwegs gewesen. Und genau dafür ist der Kombi mit einer Prise SUV auch gemacht. Permanenter Allrad-Antrieb und die größere Bodenfreiheit helfen bei der Ausfahrt über Stock und Stein.
Super war das große Panorama-Schiebedach, um die Berge auch durch das Dach beobachten zu können. Die Bedienung der meisten Features erfolgt über den 12,3“ großen Touchscreen. Da muss man die Buttons gerade während der Fahrt manchmal mehrfach anvisieren. Wenn man das raushat, dann bietet sich eine umfangreiche Palette, je nach Modell und Ausstattung. Ambientelicht ist ebenso optional wie ein WLAN-Spot. Und wenn man mal nicht weiterkommt, findet man die komplette Bedienungsanleitung des Volvo V90 Cross Country mit Suchfunktion auf dem Display.
Italienische Gelassenheit
Aus dem Salzburger Land machten wir uns nach fünf Tagen auf zur zweiten Etappe, dieses Mal etwa 500 Kilometer vorbei an Innsbruck und St. Moritz nach Varenna an den Comer See. Insofern wurde auch das Wetter etwas südländischer. Aber dank Zwei-Zonen-Klimaautomatik und CleanZone-Luftreinigungssystem ist man im Auto immer mit frischer und kühler Luft versorgt. Außerdem wussten wir hier den großen Kofferraum zu schätzen, denn oft waren wir rund um den Comer See mit Strandmuschel und Kühlbox unterwegs. Die Box kann übrigens im Kofferraum direkt an den Strom angeschlossen werden.
Überzeugen kann auch das Audiosystem von Bowers & Wilkins mit 1400 Watt und 19 Lautsprechern. Bei uns schallte daraus unter anderem Dean Martin mit „Volare“ – genau der richtige Song für eine fette Dosis „bella italia“ rund um George Clooneys Lieblingsecke. Und ein Hingucker ist der Schwedenhappen im Übrigen auch. Zwischen den italienischen Kleinwagen und den SUVs der Touristen fiel der schnittige Kombi ziemlich auf und zog die Blicke auf sich.
Strand und Meer auf Sardinien
Nach dem Comer See folgte wieder fünf Tage später eine 370 Kilometer lange Tour nach Livorno, um von dort mit der Fähre nach Sardinien überzusetzen. Da haben wir im Osten der Insel ein Altstadthaus bewohnt. Hier war die erste Herausforderung jeden Tag, in den engen Gassen der Stadt Orosei rückwärts auf dem Hof unseres Ferienhauses einzuparken. Die Kameras und die akustischen Signale halfen dabei. Und zur Not werden einfach beide Spiegel auf Knopfdruck angeklappt, um durch die bergigen Straßen zu manövrieren.
Von unserer Unterkunft aus unternahmen wir täglich Touren über die Insel. Das Navi half bei der Suche nach Tankstellen und bei der Fahrt zu den schönsten Strandabschnitten der Insel. Wenn wir in das aufgewärmte Auto stiegen, nutzten wir die Sitzlüftung zur Erfrischung. Dank Privacy-Verglasung und zusätzlichen herausziehbaren Sonnenblenden brauchten wir keinen zusätzlichen Sonnenschutz. Sehr zu schätzen wussten wir hier außerdem den Pilot Assist für teilautonomes Fahren bis zu Geschwindigkeiten von 130 km/h.
Den Lane Assist zum Spurhalten kennen wir aus vielen anderen Autos. Aber mit der Ausbaustufe hält das Auto von allein die Mitte der Spur. Kurven inklusive. Das macht Landstraßen und Autobahnen zu schienenähnlichen Strecken, die das Auto quasi allein bewältigen kann. Zu erkennen ist der aktivierte Pilot Assist an dem grünen Lenkrad unter dem Tacho.
Wer vorhat, einen Anhänger zu ziehen, der kann eine klappbare Anhängerkupplung nutzen. Die Heckklappe kann per Knopfdruck oder über einen Sensor geöffnet und geschlossen werden. An der Heckklappe haben wir dann aber auch einen kleinen Mangel entdeckt, der sich anders aber vielleicht auch einfach nicht lösen lässt. Gerade im Urlaub nutzen wir gern die Laderraumabdeckung, damit keiner sehen kann, was alles im Kofferraum liegt. Wenn sich aber die Heckklappe automatisch schließt, dann bohrt sich die hinterste Lasche der Abdeckung in das Gepäck und schiebt auch gern mal ein Gepäckstück nach draußen. Das war und beim Test mit dem V90 auch schon passiert.
Fazit zum Volvo V90 Cross Country
Ich stehe auf die neuen Modelle von Volvo, daher empfehle ich einfach mal, mit dem Konfigurator ein bißchen herumzuspielen. Sowohl das Design von außen wie auch die Optik des Interieurs treffen genau meinen Geschmack. Und dank der vielen Individualisierungsmöglichkeiten kann sich jeder sein Traumauto nach Wunsch zusammenstellen. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt. Wir hatten 17 superschöne Tage, haben tolle Ecken Europas angeschaut und sind dabei immer sicher und mit sehr viel Reisekomfort unterwegs gewesen.
Und auch wenn man im ersten Moment vielleicht über die Massagesitze lächelt, so war es eins unser am meisten benutzten Features, denn es sorgt für die nötige Auflockerung der Muskulatur, gerade bei langen Fahrten.
Der leistungsstarke Motor hat uns souverän und dynamisch durch die vielen unterschiedlichen Regionen gebracht. Und am Ende hatte sich der Verbrauch bei 8,2 Litern auf 100 Kilometern eingependelt. Für 235 PS, über zwei Tonnen Gewicht und zum Teil sportliche Fahrweise ist das ein wirklich toller Wert. Unser Testwagen hatte einen Preis von 79.170 Euro. Allerdings war das auch gefühlt die Vollausstattung. Preise für den Volvo V90 Cross Country starten bei 56.850 Euro.