Gastbeiträge

Wie es ist, Vater von Zwillingen zu sein

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Ich fange mal ganz vorne an. Ich konnte mir sehr lange überhaupt nicht vorstellen Vater zu werden. Kinder haben mich eher genervt und noch schlimmer die Eltern dazu, die jedes denkbare Klischee erfüllt haben. Allen voran die Muttertiere, die häufig in der Schwangerschaft noch behaupteten, wie cool sie bleiben und dass sich eigentlich nichts ändern würde.

Nach der Geburt erfolgte in der Regel die totale Mutation. Aus wirklich lockeren und lustigen Damen wurden gluckende, besserwisserische und streitsüchtige Zombies, deren Leben sich zu 1.000% um das Kind dreht, bis zur völligen Selbstaufgabe.

OK, so wollte ich das nicht!

Dann lernte ich irgendwann die Dame kennen, die heute meine Frau und die Mutter meiner Kinder ist. Also, ich konnte mir doch vorstellen Vater zu werden (ich war schon 36) und relativ sicher, dass die Verwandlung nach der Geburt bei uns nicht so schlimm ausfallen würde, wie ich es so häufig erlebte.

Ich begleitete meine Frau zum zweiten Frauenarzttermin, als die Ärztin uns zu unseren Zwillingen gratulierte. Meine Frau und ich guckten uns nur sprachlos an und ich dachte cool, in einem Rutsch durch. Jeder, der hörte dass wir Zwillinge bekommen würden, war total aus dem Häuschen. Glückwünsche über Glückwünsche. Meine Buddies waren stolz auf mich und meinten “jeder Schuss ein Treffer“ und das ich selbst bei der Familienplanung mit meiner gewohnten Effizienz an die Sache ging.

Nach einer doch sehr komplizierten Schwangerschaft, meine Frau lag 10 Wochen im Krankenhaus und hat literweise Wehenhemmer bekommen, kamen die Kinder (ein Junge und ein Mädchen) zwar 7 Wochen zu früh, aber zum Glück gesund und alles war am rechten Fleck. Dann lagen Sie noch einige Wochen im Krankenhaus zur Beobachtung. Riesige Freude und Erleichterung, dass wir es soweit geschafft haben.

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Nach den 10 Wochen Bangen und Bibbern und den täglichen Krankenhausbesuchen ging das erstmal so weiter. Die ganze Zeit begleitet Dich das Gefühl der Hilflosigkeit und die Angst, Deinen Nachwuchs zu verlieren. Das war nicht die romantische Schwangerschaftszeit mit Geburt, wo Papa jeden Abend am Bauch von Mama horcht und die Kinder nach der Geburt mit nach Hause nehmen kann.

Aber was soll`s, wir konnten die Situation nicht ändern und haben das Beste daraus gemacht.

Wir konnten noch nicht einmal in ein Geschäft gehen, um uns die notwendigen Babyartikel oder den Kinderwagen auszusuchen. Zum Glück gab es ja noch das World Wide Web, aber was für eine Enttäuschung! Wir landeten auf Zwillingsseiten, die schlechter nicht sein konnten und in uns das Gefühl weckten, da war einer Mutti fürchterlich langweilig und sie dachte, ich mach jetzt mal ein Internetgeschäft. (später mehr hierzu)

Jetzt kam der große Moment, die Zwillinge durften nach Hause. Meine Frau befreite die beiden Zwerge aus der sterilen Krankenhaushölle und brachte sie in unsere damalige Zweizimmerwohnung. Ich war, wie immer, bei der Arbeit, als das Telefon klingelte und meine Frau mich nach Hause bat. Da wären zwei Außerirdische auf unserer Couch und sie wüsste auch nicht so genau, was sie mit denen anstellen solle.

Nach doch sehr kurzer Zeit hat sich ein Rhythmus entwickelt und die Mutter instinktiv die Versorgung der Aliens übernommen.

Ich, der bisher unterstützend im Hintergrund agierte (ich habe die Zwillinge schließlich auch nicht austragen können), trat als Vater auf die Bühne. Mein großer Moment. Ich wollte der coolste und beste Daddy auf der ganzen Welt werden.

Leider konnte ich mich am Anfang doch noch nicht so einbringen, wie ich es gedacht hatte. Die Kinder brauchten die Brüste und Nähe der Mutter. Na klar habe ich gekuschelt, gewickelt, den gigantischen Zwillingswagen geschoben etc. etc. etc.

Nach neun Monaten Dauerschlafentzug haben wir unsere Bibel “Jedes Kind kann schlafen lernen“ gefunden und gewannen somit unseren heiligen und notwendigen Schlaf zurück. Die Kraft und Kondition kehrte langsam wieder zurück.

Zwillinge, das darf man einfach nicht unterschätzen, bedeutet auch, dass Schreien, Schimpfen, krank sein, alles mal zwei ist. Das bringt Dich einfach an Deine persönliche Grenze. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich häufig froh war, dass ich zur Firma “entfliehen“ konnte und in meiner Arbeitszeit Ruhe vor dem Ganzen fand.

Du fragst Dich in diesen extremen Situationen auch mal, ob Du mit dem Vater werden tatsächlich die richtige Entscheidung getroffen hast, aber das ist nur von kurzer Dauer und jeder ehrliche Vater bestätigt Dir solche Momente. Meine Frau konnte wesentlich besser damit umgehen und an ihr perlten der Lärm und das Geschrei ab, als hätte sie eine Teflonschicht um ihr Nervenkostüm.

Nach ca. 12 Monaten haben wir uns einen unschätzbaren Luxus gegönnt, wir waren 9 Tage ohne Kinder im Urlaub! Ich erinnere mich, dass wir die ersten Tage fast nur geschlafen und gegessen hatten, mehr war einfach nicht drin.

Natürlich mussten wir uns von einigen “Übermüttern“ (siehe Absatz 1+2) empört anhören, dass sie das niemals gekonnt hätten, ohne ihre Kinder in den Urlaub zu fahren. Leider sind einige dieser Mütter auch nicht mehr mit ihren Partnern zusammen. Vielleicht hätten sie doch mal einen Urlaub nur zu zweit machen sollen!

Väter, es wird einfacher. Ab dem zweiten Geburtstag hat jemand einen Schalter umgelegt und das Leben mit den kleinen Terroristen ist entspannter geworden. Zwar streiten sie jetzt häufig lautstark miteinander, aber sie können Dir klar sagen, was sie wollen und was mit Ihnen los ist.

Ich finde, dass ich mit zunehmendem Kindesalter auch meine Vaterrolle mehr einnehme und mehr mit den Beiden anfangen kann. Sie sprechen mit mir, erzählen von ihrem Tag in der Kita und ihren Gefühlen. Das ist total überwältigend und häufig super lustig.

Twinsworld.de Zwillingsausstattung


Ach ja, vor lauter Frust beim Onlineshopping für Zwillinge haben wir unseren eigenen Zwillingsshop Twinsworld.de gegründet, der sich auf Zwillinge und Geschwisterkinder spezialisiert hat. Ein Shop, in dem Du alles Notwendige für Deinen Nachwuchs findest, ohne Dich ständig zu fragen, ob Deinen dreijährigen Kindern vielleicht langweilig war und sie einen Internetshop gebastelt haben.

Das Fazit, welches ich als Zwillingsvater geben kann ist, dass es ein feiner Balanceakt zwischen Freude und Wahnsinn ist. Auf welcher Seite Du Dich begibst, entscheidest Du und Deine Tagesform.

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1 Comment
  • Daniel
    Daniel
    10. November 2014 at 09:37

    Schwacher Artikel, der letztlich nur dazu dient, Werbung in eigener Sache zu machen. Und wer nach 12 Monaten die Zwillinge abgibt, um als Paar 10 Tage (!!!) allein Urlaub zu machen, muss sich die Frage gefallen lassen, ob es die richtige gewesen ist, Kinder in dieWelt zu setzen …. Sorry, habe ich keinVerständnis für.

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