Der Kater ist abgeklungen, die Ohren rauschen nicht mehr: Vor zwei Wochen haben 72 Bands bei Rock im Park die Area rund um das Nürnberger Zeppelinfeld zum Beben gebracht. Nach langer, kindbedingter Faul- und Müdigkeit, haben meine Frau und ich uns auch für einen Tag ins Getümmel gewagt. Babysitter sei Dank.
Als kurz vor Mitternacht das letzte Gitarrenriff von unserer Lieblingsband „Kings of Leon“ verhallt war, sinnierten wir auf dem Nachhauseweg über einen Festivalbesuch mit Kindern. Geht das überhaupt? Hätten die Kids Spaß dabei? Ist Camping eine Option? Ich habe mich bei erfahren Festivalhasen umgehört und einige Tipps und Tricks zusammengetragen, wie du auf einem Festival eine tolle Zeit mit deinen Liebsten haben könntest.
1. Warum Eltern Rockfestivals besuchen sollten
Rockfestivals sind normalerweise nicht die ersten Orte, an die man denkt, wenn es um Familienaktivitäten geht. Aber warum sollten Eltern nicht auch mal ein bisschen rocken? Es gibt viele Gründe, warum Eltern Rockfestivals wie Rock im Park besuchen sollten. Erstens ist es eine großartige Möglichkeit, gemeinsam Zeit mit der Familie zu verbringen und neue Musik zu entdecken. Zweitens können Kinder von der Energie und Kreativität inspiriert werden, die auf Festivals herrscht. Und drittens können Eltern zeigen, dass sie immer noch cool und junggeblieben sind – zumindest für ein Wochenende im Jahr.
Natürlich gibt es einige Dinge zu beachten, wenn man mit Kindern auf ein Rockfestival geht. Allen voran gibt es bei den meisten Festivals eine Altersgrenze; bei Rock im Park und Rock am Ring ist Kindern unter 8 Jahren der Zutritt zum Veranstaltungsgelände nicht gestattet. Zwischen 8 und 14 Jahren dürfen sie die Konzerte nur in Begleitung einer „personensorgeberechtigten Person“ besuchen.
2. Planung ist alles
Tipps zur Vorbereitung auf das Festival mit Kindern
Wer sagt denn, dass man auf Festivals nur ohne Kinder Spaß haben kann? Mit der richtigen Planung und Vorbereitung kann das Rock-Wochenende mit den Kleinen zu einem unvergesslichen Abenteuer werden. Ganz wichtig: Plant im Voraus und kauft Tickets für einen familienfreundlichen Bereich. Keiner, auch kaum ein Erwachsener, will morgens durch ein Meer an Fäkalien, Bierdosen und Dosenravioli waten.
Packt genug Sonnenschutzmittel und Hüte ein, um eure Kinder vor der Sonne zu schützen. Bringt bequeme Schuhe mit, damit die Kleinen stundenlang hüpfen und tanzen können. Damit nicht der kleine Hunger kommt und allen verdirbt: Bereitet genügend Snacks und Getränke vor. Last but not least, denkt daran, dass ihr immer eine Notfalltasche mit Verbandszeug und Medikamenten bereithalten solltet.
Was uns bei einem großen Rundgang über das Rock im Park-Gelände besonders gut gefallen hat, sind die unterschiedlichen Camping-Areale. Es ist für jeden etwas dabei: Nah an der Bühne, nah am Pils-Stand, nah am Wasser. Ruhig geht es eher am Dutzendteich und im Bereich des Caravan-Camping zu. Dort ist es schon relativ früh erträglich ruhig, „Weg vom Schuss“, könnte man sagen. In einem Caravan, eine Camper oder im Dachzelt ließe es sich dort durchaus mit Familie aushalten.
3. Sicherheit geht vor
Wie man sicherstellt, dass Kinder auf dem Festivalgelände geschützt sind
Dank Beer-Pong, Flunkyball und anderen Trinkspielen geht es auf Festivals wild zu und Eltern dürfen sich berechtigte Sorgen machen, ob ihre Kinder in einem solchen Umfeld sicher sind. Aber keine Panik: Es gibt Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass die Kleinen auf dem Festivalgelände geschützt sind. Zunächst solltest du immer ein Auge auf deine Kids haben und sie in deiner Nähe behalten. Wenn das nicht möglich ist, gibt es auch die Möglichkeit, Armbänder mit Kontaktinformationen anzufertigen, damit man im Notfall schnell kontaktiert werden kann.
Auch ein klärendes Gespräch mit den Kindern darüber, was zu tun ist, wenn sie sich verlaufen oder verloren gehen sollten, sollte dazugehören. Weil sich die Mosh-Pit und Row-Zero ohnehin verbieten, sind Familien in den hintersten Reihen natürlich am besten aufgehoben. Doch auch dort kann es richtig laut werden. Ohrenstöpsel schaffen Abhilfe und dämpfen die dicken Bässe. Für den Coolness-Faktor: Es gibt sie auch hautfarben und nahezu unsichtbar.
4. Musik, Essen und Riesenrad für die Kleinen
Angebote für Kinder auf Rockfestivals
Wem das Angebot an Bands, die Menschenmassen und das Campingleben noch nicht aufregend genug ist, der wird auf einem Festivalgelände mit Sicherheit weitere Ablenkung finden. In Nürnberg auf „RIP“ ist das beispielsweise ein Riesenrad, ganz hinten auf der „Utopia Stage“, der Hauptbühne. Abends, wenn es dunkel wird, ist das Riesenrad beleuchtet und bietet eine atemberaubende Aussicht auf die Bühnenshow und zehntausende Feierwütige.
Viele Festivals – nicht Rock im Park – bieten spezielle Bereiche für Kinder, die mit Aktivitäten wie Gesichtsbemalung, Bastelarbeiten und Klettergerüsten gefüllt sind. Und vergessen wir nicht das Essen – von Pizza bis vegane Bratwurst gibt es an den unzähligen Essensständen alles, was das Kinderherz begehrt. Süßkram inklusive. Abseits der großen Bühnen gibt es gemütliche Chillbereiche, um Pause zu machen.
5. Entspannt bleiben
Wie man als Eltern das Festival genießen kann, ohne sich um die Kinder sorgen zu müssen
Wer schon einmal mit kleinen Kindern im Schwimmbad oder Freizeitpark war, weiß, was Phase ist. Das ist kein Zuckerschlecken. Das Stresslevel dürfte auf einem Festival noch einmal ein paar Stufen höher sein. Einerseits will man die Musik genießen, andererseits aber auch sicherstellen, dass die Kinder den Spaß überleben und bestenfalls genießen. Das könnte klappen!
Eine Möglichkeit wäre, eine Art „Buddy-System“ für die Kinder einzurichten. Jedes Kind bekommt einen Erwachsenen zugewiesen, der für sie verantwortlich ist und aufpasst, dass es immer in Sichtweite ist. So herrschen klare Zuständigkeiten und – je nach Anzahl der Kinder in der Familie – die Erwachsenen könnten sich auch abwechseln.
Für ältere Kids bestünde noch die Möglichkeit, in die Technikkiste zu greifen und GPS-Tracker zu verteilen. So ist auf den Meter genau klar, wo das Kind ist. Wenn alle Stricke reißen, die Stimmung schlecht oder die Müdigkeit groß ist: Ein Elternteil bleibt am Campingplatz und schmeißt einen Film am Handy an. So könnt ihr entspannen und später wieder gemeinsam rocken.
6. Fazit: Rocking Parenthood – lieber klein anfangen
Zugegeben, bislang sind die Tipps für meine Familie nur graue Theorie. Aber sie beflügeln und ermutigen mich, das auszuprobieren. Nicht bei Rock im Park, denn das Festival mit seinen über 70.000 Besuchern mitten in der City ist schon eine gewaltige Hausnummer. Zum Auftakt sollte es dann eher ein beschaulicheres Festival sein, vielleicht an einem See.
Das sehr rockige und harte Lineup von RIP hat wohl auch noch ein paar Jahre Zeit, ehe meine Kinder sich das freiwillig anhören. Ich bin das erste Mal vor 22 Jahren, im Alter von 15, mit Kumpels zu Metallica, Marilyn Manson und Iron Maiden auf RIP gegangen. Das war schon ein irres Erlebnis.
Reggae könnte für den Anfang eine gute Wahl sein. Am Ende des Tages zählt ohnehin nur eines: Die gemeinsamen Erlebnisse mit den Kindern werden in Erinnerung bleiben. Also packt die Wickeltasche, Ohrenstöpsel, GPS-Tracker und ab geht’s mit euren Kids zum nächsten Musikfestival.
Titelbild © Krists Luhaers (Unsplash)